Goldpreise ignorieren „Investment-Stress“, während Yellen zur Spitze der Fed aufsteigt und der US die Zahlungsunfähigkeit droht
Goldpreise sanken am Mittwochmorgen um die 1,4%, die sie zuvor in dieser Woche dazugewannen. Die Preise fielen zurück auf 1310 USD je Feinunze, während hingegen europäische Aktien die zuvor erlittenen Verluste wieder wettmachten.
US-Futures notierten höher, obwohl der US-Regierung, zusätzlich zu dem derzeitigen Shutdowns, möglicherweise in den nächsten acht Tagen auch noch die Zahlungsunfähigkeit bevorsteht.
Der US-Dollar stieg stark an, nachdem angekündigt wurde, dass die aktuelle Vizepräsidentin der US-Notenbank Janet Yellen noch heute von Präsident Obama zum Nachfolger des Zentralbank-Chefs Ben Bernanke ernannt werden soll. Die Wirtschaftswissenschaftlerin steht, ebenso wie Bernanke, in Tradition einer lockeren Geldpolitik.
„Die Stimmung hat sich geändert. Es sieht so aus, als ob Menschen nicht mehr scharenweise nach Gold greifen würden, nicht einmal in solch schwierigen Zeiten“, sagte Jim Iurio, Geschäftsleiter bei TJM Institutional Services in Chicago, am Dienstag gegenüber CNBC.
„Je mehr sich die USA der Schuldengrenze nähert und die Gefahr einer Zahlungsunfähigkeit wächst, umso höher sollte im Westen eigentlich die Nachfrage nach Gold als sicheren Hafen sein […] was sich auch in steigenden Goldpreisen wiederspiegeln sollte“, so die Rohstoff-Analysten der Commerzbank in Deutschland.
„Vielleicht erwacht der Goldpreis aus seiner Lethargie, wenn heute Abend der Bericht der Fed veröffentlicht wird“, lautete die Antwort der Analysten auf die Frage, ob der Aufschub des „QE Taperings“ im vergangenen Monat aus Angst der Zentralbank vor einem Rückgang der Staatsausgaben beschlossen wurde.
Aber „sobald wir erst einmal den Stillstand in Washington überwunden haben, ist der Verkauf von Edelmetallen eine todsichere Sache“, vermutet Jeffery Currie, Leiter der Abteilung Commodities Research bei der Investmentbank Goldman Sachs, bei seiner Rede auf der Londoner Rohstoff-Woche in dieser Woche.
Auch Ric Deverell, Forschungsleiter bei der Schweizer Investmentbank Credit Suisse, betrachtet den Verkauf von Gold als eine der großen Rohstoff-Handelstätigkeiten im nächsten Jahr.
„Wir gehen davon aus, dass mit einer deutlichen Erholung [der wirtschaftlichen Lage] der USA , der Rückgang der lockeren Geldpolitik die Goldpreise nach unten drücken sollte“, so Currie.
Auch für Euro-Anleger gingen die Preise wieder leicht zurück und erreichten mit 967 EUR je Feinunze den Stand zum Handelsschluss der vergangenen Woche, da die Einheitswährung fiel, obwohl die August-Daten für die deutsche Industrieproduktion deutlich besser als erwartet ausfielen.