Goldpreis in Euro steigt um 2% nach EZB-Entscheidung über Anleihenkäufe
Der Goldpreis in Euro stieg am Donnerstag auf ein 21-Monatshoch und erreichte 1130 Euro je Feinunze, nachdem die europäische Zentralbank den massenhaften Ankauf von Staatsanleihen ankündigte. Auf den Devisenmärkten sank unterdessen die Währung der 19 Länder beinhaltenden Eurozone.
Laut Präsident Mario Draghi beabsichtigt die EZB, bis September 2016 für monatlich 60 Milliarden Euro Staatsanleihen sowie Wertpapiere aus dem Privatsektor anzukaufen, um damit der Gefahr einer Deflation in der Eurozone entgegenzuwirken.
Dieser Betrag übertrifft die Summe von monatlich 50 Milliarden Euro, die ein nicht namentlich genanntes Mitglied der Notenbank am Mittwoch den Medien zuspielte. Das Gesamtvolumen der im März anlaufenden Maßnahmen beläuft sich nun auf 1140 Milliarden Euro.
Geplant ist nur der Kauf von solchen Staatsanleihen, die im Bonitätsbereich Investment Grade liegen, also als "sicher" eingestuft werden, wodurch beispielsweise die von Griechenland ausgeschlossen sind, wo dem gegen die europäische Sparpolitik wetternden Linksbündnis Syriza bei den griechischen Parlamentswahlen am Sonntag ein Wahlerfolg bevorstehen könnte. Allerdings gäbe es „zusätzliche Förderfähigkeitskriterien“ für weitere Länder.
Innerhalb von 30 Minuten nach der Pressekonferenz legte der Goldpreis in Euro um 2,0% zu, während die Einheitswährung gegenüber dem US-Dollar auf 1 zu 1,15 fiel, jedoch nicht das 9-Jahrestief durchbrach, auf das es in der vergangenen Woche stürzte.
Der deutsche Aktienindex DAX stieg währenddessen auf ein neues Rekordhoch.
Gold, gemessen in Dollar, berührte kurzzeitig die Marke von 1300 USD je Feinunze, bevor es wieder leicht zurückging. Zuvor wurde dieser Preis bereits am Mittwochvormittag erreicht, als er damit noch ein 5-Monatshoch darstellte.
Im September 2012 fiel der Goldpreis in Euro noch, als der Präsident der europäischen Zentralbank verkündete, „alles Notwendige zu tun“, um den Euro zu erhalten, womit erstmals eine ultra-lockere Geldpolitik angedeutet wurde.
Wie Draghi nun bekanntgab, soll der zentrale Leitzins für die Eurozone weiterhin auf dem historischen Tiefstand von 0,05 Prozent bleiben, auf den er im vergangenen September gesenkt wurde.
Wenige Tage vor dem heutigen Entscheid hob die Schweizer Nationalbank noch die Euro-Anbindung des Schweizer Frankens auf. Mit Hinblick auf die erwarteten Stützungskäufe nach amerikanischem Vorbild und der Befürchtung eines Währungsverfalls des Euros sagte SNB-Direktoriums-Mitglied Fritz Zurbrügg gegenüber der Schweizer Zeitung Blick, dass die Beibehaltung des Mindestkurses der Nationalbank täglich vermutlich mehrere Milliarden Franken gekostet hätte.
Insgesamt ist die Entscheidung der europäischen Zentralbank nicht unumstritten. Kritiker, auch in Deutschland, werfen Draghi vor, mit dem Quantitative Easing in erster Linie südeuropäische Schuldenländer finanzieren zu wollen.
Die Pressekonferenz nach der heutigen EZB-Ratssitzung begann rund zehn Minuten später als geplant, da die Verantwortlichen offensichtlich im Aufzug der neuen 1,4 Mrd. Euro teuren EZB-Zentrale steckenblieben, die im Jahr 1999 geplant und im November 2014 letztendlich erstmals bezogen wurde.
Von Steffen Grosshauser