Goldpreis am Scheideweg
2016 ist das Jahr der Goldfans – zumindest bis jetzt. Denn der Goldpreis befindet sich nach monatelanger Rally am Scheideweg. Noch in dieser Woche könnte sich entscheiden, in welche Richtung die Reise weitergeht, schreibt Felix Reinecke vom Investor Verlag.
Seit Anfang des Jahres hat sich der Goldpreis steil nach oben entwickelt. Von weniger als 1.100 US-$ je Feinunze, die noch Anfang Januar fällig waren, hat sich der Kurs auf mehr als 1.350 US-$ je Feinunze in den Sommermonaten gesteigert.
Für die Rally mitverantwortlich waren Schwächen an den Aktienmärkten, die vor allem in den ersten Wochen des Jahres für teilweise heftige Verwerfungen gesorgt haben. Aber auch politische Überraschungen wie der Brexit-Effekt oder das insgesamt schwindende Vertrauen in Papierwährungen haben ihren Beitrag geleistet.
Geldentwertung befeuert Goldpreis
Immerhin gilt Gold als Absicherung Nummer eins, wenn das gedruckte Geld an Wert verliert – und die Entwertung ist weltweit bereits seit Jahren in vollem Gange. Notenbanken von Fed über EZB bis BoJ haben in den vergangenen Jahren die Druckerpresse angeworfen und die Märkte mit Geld geflutet.
Die Niedrigzinspolitik tut ihr Übriges: Da Geldreserven so gut wie nichts mehr abwerfen, sind alternative Investments wieder stärker gefragt. Bei Turbulenzen an den Aktienmärkten liegt die Flucht in Edelmetalle nahe, was die Rally der vergangenen Monate zu einem guten Stück erklärt.
Nun aber ist der Goldpreis auf einem Niveau angelangt, das darüber entscheiden wird, wie es weitergeht: Seit den Jahreshöchstwerten jenseits der 1.350 Dollar, die im Juli und August erreicht wurden, hat sich der Preis auf etwas niedrigerem Niveau konsolidiert. Die Bären sind bislang stets an der Marke von 1.300 Dollar gescheitert – der Goldpreis konnte sich darüber behaupten.
Entscheidende Fed-Sitzung
Ob es dabei bleibt, hängt nun nicht zuletzt von der Federal Reserve ab. Die US-Notenbank tagt turnusmäßig am Dienstag und Mittwoch und berät dabei auch über ihre Zinspolitik. Zwar gehen die Märkte mehrheitlich davon aus, dass eine Zinsanhebung erst im Dezember erfolgen wird, doch ganz ausgeschlossen scheint dieser Schritt am Mittwoch nicht. Die Konjunkturdaten hatten sich zuletzt etwas aufgehellt und eigentlich hatte die Fed bereits seit längerem Zinsanhebungen geplant.
Allerdings erscheint fraglich, ob die Notenbanker um Fed-Chefin Janet Yellen ein Interesse daran haben, die Märkte zu verunsichern, zumal in wenigen Wochen die US-Präsidentschaftswahl ansteht. Es ist also gut möglich, dass sie die nächste Zinserhöhung erneut vertagen – was wiederum dem Goldpreis zuträglich wäre und eine weitere Rally begünstigen könnte.
Kommt es jedoch zur Zinsanhebung, dürften viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt werden. Der Goldpreis könnte dann die 1.300-Dollar-Linie nach unten durchbrechen, ein weiterer Sinkflug wäre dann wahrscheinlicher.