Goldnachfrage im zweiten Quartal 2015
Während die Goldkäufe in westlichen Märkten zunahmen, fiel die globale Nachfrage nach Gold auf ein 6-Jahrestief…
Insgesamt nahm die Goldnachfrage im zweiten Quartal 2015 stark ab, wie aus dem aktuellen Bericht „Gold Demand Trends“ des Branchenverbandes World Gold Council (WGC) hervorgeht.
Globale Goldnachfrage
Demnach sank im zweiten Quartal die Goldnachfrage auf rund 915 Tonnen und betrug somit 12% weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum. Sämtliche Nachfragekomponenten waren rückläufig. Als einer der Hauptgründe wurde die schlechte wirtschaftliche Situation in mehreren wichtigen Märkten genannt. Ferner sei die verschlechterte Anlegerstimmung deutlich zu spüren gewesen. Der Gegenwert der Quartalsnachfrage wird mit rund 35 Milliarden US-Dollar beziffert.
Gold als Investment
Goldanlagen blieben mit 179 Tonnen rund 11% hinter den Quartalszahlen des Vorjahres zurück. Die Goldpreise, die sich innerhalb einer engen Handelsspanne bewegten, sowie die gute Performance der internationalen Aktienmärkte machten den Goldanlagen zu schaffen. Am stärksten waren Goldmünzen und Barren betroffen, deren Verkäufe mit 201 Tonnen um 15% gegenüber dem Vorjahr zurückgingen.
Hingegen blieben die Zentralbanken weiterhin Netto-Käufer. Obwohl im Vergleich zum Vorjahr deren Käufe zurückgingen, stockten sie ihre Bestände um insgesamt 137 Tonnen auf, um ihr Portfolio weiter zu diversifizieren. Stärkste Käufer waren Russland und Kasachstan. Kurz nach Ende des zweiten Quartals bestätigte auch die chinesische Zentralbank, unterdessen ihre Bestände um 57% ausgebaut zu haben.
Nachfragesituation in Deutschland
Während sich die Schuldenkrise in Griechenland zuspitzte, investierten zahlreiche europäische Anleger in Gold, das immer noch von vielen als sicherer Hafen betrachtet wird. So stieg das Kaufinteresse nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen westlichen Märkten wie Spanien und Großbritannien. Gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres stieg die deutsche Nachfrage um 22% auf rund 26 Tonnen, was einem Marktwert von rund 1 Milliarde US-Dollar entspricht. Somit lag Deutschland auf Platz vier der Gold-konsumierenden Länder hinter China, Indien und den USA.
Die europäischen Investitionen in Gold-ETFs, Barren und Münzen erreichten im zweiten Halbjahr ihr höchstes Niveau seit 2012, wie Alistair Hewitt vom WGC erklärt.
Goldschmuck
Die Nachfrage nach Goldschmuck sank um 14% und betrug nunmehr rund 513 Tonnen – die niedrigste Menge der vergangenen drei Jahre. Laut Daten des WGC sind die für den Schmucksektor wichtigen Märkte Indien und China allein für die Hälfte des Rückgangs verantwortlich.
Aufgrund von extremen Wetterverhältnissen sanken vor allem in Indiens ländlicher Bevölkerung die Einnahmen und entsprechend auch die Konsumausgaben. Insgesamt fiel die Nachfrage aus Indien um 25% auf nunmehr 154 Tonnen.
Nachfrage aus der Industrie
Die Goldnachfrage aus dem Technologiesektor betrug in Q2 noch 85,5 Tonnen. Dies entspricht einem moderaten Rückgang von 1% im Vergleich zum Vorjahr.
Goldangebot
Das Gesamtangebot im Zeitraum von April bis Juni ging um 5% auf 1.033 Tonnen zurück. Grund hierfür waren unter anderem die hohen Explorations- und Produktionskosten. Die Fördermenge der Minen betrug 781 Tonnen – ein Rückgang um 4%, während das Angebot von recyceltem Altgold sogar um 8% sank und mit 251 Tonnen beziffert wurde.
Aussichten für das zweite Halbjahr
Der World Gold Council sieht das zweite Halbjahr 2015 optimistisch. So haben die niedrigen Goldpreise der vergangenen Wochen bereits wieder die Nachfrage bei preissensiblen Verbrauchern stimuliert. Im Juli fiel Gold auf den niedrigsten Stand der letzten fünf Jahre, wozu auch der starke Dollar und die erwartete Zinserhöhung durch die US-Notenbank beitrugen.
Auch gehen die Analysten davon aus, dass sich in China und Indien die Nachfrage nach dem gelben Edelmetall wieder erholt und beide Länder bis zum Jahresende insgesamt jeweils 900 bis 1.000 Tonnen Gold konsumiert haben werden. Diese Hoffnung ruht auch auf der bevorstehenden indischen Hochzeits- und Festivalsaison.
Von Steffen Grosshauser