Gold teuer als Platin
Spekulative Händler teilen in Hinsicht auf Gold die Ansicht der Analysten.
„Verkaufen, wenn die Preise auf über 1200 USD anziehen“, lautet deren Tipp. Momentan hat Gold Schwierigkeiten, über dieser Marke zu bleiben.
Fern von den Spekulanten, die auf der Comex mit Futures und Optionen handeln, bevorzugen es die größten Händler von physischem Gold allerdings immer noch zu kaufen, solange die Preise unter 1200 USD je Feinunze liegen… oder sogar etwas darüber.
Die Importe von China sind nach wie vor solid, zwar nicht so hoch wie während des Preissturzes in 2013, doch zumindest im Einklang mit denen im Jahr zuvor. Und Indien hat sich in der Zwischenzeit den Titel als weltweit größter Goldkäufer zurückgeholt.
Da Indien keinerlei inländische Minenproduktion besitzt, waren die Importe im Oktober doppelt so hoch wie die durchschnittlichen. Dies ist die höchste Menge seit Mai 2013, weswegen wieder Befürchtungen zu einem neuen Goldverbot aufkamen, um damit das gewaltige Handelsbilanzdefizit des Landes einzudämmen.
Wenn das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage den Preis bestimmt, so war das Angebot offensichtlich dafür groß genug. Aber während langfristig-orientierte Anleger in rasant wachsenden Volkswirtschaften nach wie vor Gold lieben, sind es im reichen Westen die Vermögensverwalter, welche die kurzfristigen Preise maßgeblich bestimmen.
Momentan versucht die Platin-Industrie, Anschluss zu finden. Im August schlossen sich die sechs weltweit größten Minenbetreiber zusammen und gründeten den World Platinum Investment Council.
Das kommt Ihnen bekannt vor? Vermutlich. Denn bereits vor fast drei Jahrzehnten taten dies die größten Goldminenbetreiber der Welt, wobei der World Gold Council gegründet wurde.
Ab der Jahrtausendwende förderte der WGC nicht mehr nur Goldschmuck, sondern konzentrierte sich vor allem auf Goldanlagen sowie die Förderung der Goldnachfrage. Und vor genau zehn Jahren startete der SPDR Gold Trust (NYSEArca:GLD) – spätestens seit seiner Spitzenzeit von 2011 bis 2012 der größte Gold-ETF weltweit.
Für Platin gibt es auch bereits einige börsennotierte Fonds. Die meisten davon sind auf Börsen in Südafrika notiert. Und um dem Ganzen etwas mehr Auftrieb zu geben, wurde sogar die ehemalige PR-Agentur des World Gold Councils, Capital MSL, engagiert.
Sollte dies zukünftig eine ernsthafte Konkurrenz für Gold darstellen und viele Anleger fortan eher in Platin investieren? Dies darf stark bezweifelt werden. Zum einen ist der Platinmarkt im Vergleich zum Goldmarkt winzig, ebenso wie das Angebot und die Nachfrage danach. Das Interesse ist sehr gering bei den Investoren. Und die Handelsspannen zwischen den Ankauf- und den Verkaufspreisen sind immens.
Noch wichtiger: Platin besaß niemals irgendeine monetäre Verwendung. Es ist abhängig vom Wirtschaftswachstum, besonders dem Verkauf von Verbrennungsmotoren, wobei Platin aufgrund seiner elektrochemischen Eigenschaften eine Rolle als Katalysator führt.
Als weiterer Indikator dient, dass der Aufschlag auf Platin schneller fällt als der von Gold. Er steht nun auf seinem tiefsten Stand seit der Krise in der Eurozone von 2011-2012. Anders gesagt steigt also Gold gegenüber Platin.
Auf den Märkten scheinen Edelmetalle mit der Eigenschaft als Wertspeicher höher angesehen zu werden als solche mit diversen industriellen Anwendungsbereichen.
Das sieht man auch an der Gold-Silber-Ratio, die momentan auch auf einem 5-Jahreshoch steht, indem Gold im Verhältnis zu seinem industriell nützlicherem kleinen Bruder Silber deutlich zugenommen hat.
Vielleicht ein weiterer Grund, um die in diesen Jahr steigenden Weltbörsen und die Konjunkturaussichten für 2015 etwas kritischer zu hinterfragen.