Gold ist wieder gefragt
Es ist ein Comeback, auf das die Fans des gelben Edelmetalls lange gewartet haben. Aber ist der Anstieg des Goldpreises nur ein Intermezzo, oder steckt mehr dahinter?
Am Morgen jedenfalls legt der Kursanstieg beim gelben Edelmetall nach den jüngsten Kursavancen eine Pause ein. Der Preis rutscht leicht ab auf aktuell 1183 Dollar je Unze. Es zeigt sich, dass das Gold in Zeiten der Unsicherheit wieder von so manchem verunsicherten Anleger als sicherer Hafen genutzt wird.
Einhergehend mit den Turbulenzen an den Aktienmärkten seit Jahresbeginn feiert der Goldpreis derzeit ein kräftiges Comeback. Getragen von institutionellen Dispositionen an den Terminmärkten hat der Preis für eine Feinunze um knapp zwölf Prozent zugelegt. Noch zum Jahreswechsel, als die Notierungen bei 1.061 Dollar lagen, deutete wenig auf einen solchen Kursschub. Das bisher letzte Zwischenhoch bis auf das aktuelle Niveau datiert auf den Zeitraum August bis Oktober 2015 - also genau dann, als die Aktienmärkte ebenfalls unter Beschuss standen.
Kurzfristig weiter Potenzial
Angesichts der derzeit wackligen Lage am Aktienmarkt spricht viel dafür, dass der Goldpreis zunächst weiter gut unterstützt bleibt. Auch ein Erreichen der Jahreshöchststände zwischen 1.200 und 1.225 Dollar je Unze gibt der aktuelle Gold-Chart her. Auch Anlageprofis wagen sich aus der Deckung - wie zuletzt die der Bank Julius Bär. Wegen der zunehmenden Risikoaversion an den Finanzmärkten sei eine pessimistische Einschätzung nicht mehr gerechtfertigt, wird das Haus in US-Medien zitiert.
Aber deutet sich auch mittelfristig ein Trendbruch an?
Fakt ist, dass der Chart einen seit Herbst 2012 intakten, langfristigen Abwärtstrend zeigt. Seit dem Fünf-Jahres-Hoch im August 2011 bei 1.909 Dollar je Unze ist es sogar noch deutlicher bergab gegangen.
Wenn der Goldpreis, wie aktuell, als reine Funktion des Aktienmarktes fungiert, sind Zweifel erlaubt. Denn Märkte neigen zur Übertreibung, und sollte es eine Gegenbewegung geben, dürfte der Preis wieder zurückfallen. Dies um so mehr, als dass die weltwirtschaftlichen Daten keine Argumente dafür liefern, dass eine Kernschmelze wie 2008/09 bevorsteht.
Eine Glaubensfrage
Aber fundamental ist es mit dem Goldpreis ohnehin eine Glaubensfrage. Die Galerien im Anhang listen die Pro- und Contra-Argumente auf. Besonders zu beobachten dürfte sein, ob es wirklich eine Angebotsverknappung beim Gold geben wird, nachdem viele Minen auf dem niedrigen Preisniveau ihren Betrieb wegen Unwirtschaftlichkeit einstellen mussten. Ähnliche Argumente werden derzeit beim Öl, dem 'schwarzen Gold', herumgereicht, wo zahlreiche Bohrlöcher geschlossen wurden. Strukturell könnte ein verknapptes Angebot zumindest dafür sorgen, dass nach dem langen Leidensweg der Boden gefunden ist.
Andererseits gilt Gold immer auch als Wertaufbewahrungsmittel und nicht als Industriemetall, wie beispielsweise Silber. Inflationsschutz bleibt also ein wichtiges Thema und das spricht nicht für eine nachhaltige Wende. Denn Inflation ist weit und breit nirgendwo zu finden, trotz aller verzweifelten Bemühungen der Notenbanken.