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Gold ist gefragt wie lange nicht

Seit Mai 2015 wurden an den internationalen Finanzmärkten 15 Billionen Dollar an Aktienwerten vernichtet. Auch deshalb lockt Gold nun wieder viele Anleger. Doch wie nachhaltig ist der Trend?

Für den Preistrend bei Rohstoffen gelten Hedgefonds als zuverlässiger Indikator. Häufig als Spekulanten verschrien, tun sie nun offenbar das, was ihr Name verspricht: Sie sichern sich ab – das englische Wort „hedge“ heißt übersetzt „absichern“ – und zwar in Gold. In der vorletzten Januarwoche haben Hedgefonds ihre Long-Positionen auf Goldbarren verdoppelt – sie setzen also auf steigende Preise des Rohstoffs.

Ein ähnlich positiver Indikator für Gold kommt von Investoren. Sie stecken innerhalb kurzer Zeit so viel Geld in sogenannte Exchange-traded products von Gold, also börsengehandelten Wertpapieren statt dem physikalischen Edelmetall, wie seit einem Jahr nicht mehr. Der Wert dieser Zertifikate stieg 2016 bislang um drei Milliarden Dollar. „Gold und Silber haben diesen Monat im Vergleich zu den meisten anderen Asset-Klassen am besten abgeschnitten“, sagt Rohstoff-Analyst Ole Hansen von der Saxo Bank.

Der Positivtrend kommt gerade einmal drei Wochen nachdem Gold seine pessimistischste Markteinschätzung aller Zeiten durchlief. 2015 wurde Gold seinem Ruf als Krisenwährung nicht gerecht. Weder die Terroranschläge in Paris, die anhaltenden Spannung in der Ukraine noch die zugespitzte Griechenland-Krise im Sommer konnten den Preis nach oben treiben. Doch jetzt schafften es die Sorgen um die globalen Finanzmärkte, sagt Citigroup-Analyst Ed Morse.

„Die Menschen werden wohlgefällig gegenüber Risiken, egal ob es nun makroökonomische oder geopolitische sind“, erklärt George Milling-Stanley, Gold-Analyst bei State Street Global Advisors. Der Finanzdienstleister wacht über 2,4 Billionen Dollar Anlagevermögen. Was eine Weile nicht im Trend lag, komme nun zurück. „Gold ist eine sehr gute Anlage, um Risiken zu streuen“, sagt Milling-Stanley, der bis 2011 für den World Gold Council arbeitete.

Im Januar legten die Terminkontrakte auf Gold um 4,2 Prozent zu, auf einen Preis von 1105 Dollar je Feinunze am New Yorker Rohstoff-Handel Comex. Das entspricht dem größten Zuwachs innerhalb eines Monats seit einem Jahr. Die Long-Positionen stiegen in der Woche bis zum 19. Januar auf 1934 Stück. Das sind 902 mehr als noch eine Woche zuvor. Zum Vergleich: Ende 2015 lagen die Short-Positionen, die auf einen fallenden Preis setzen, noch auf einer Rekordhöhe von 24.263 Kontrakten.

Beflügelt die Angst vor einer Krise das Gold?

Allein in Edelmetall-ETFs – also an der Börse gehandelten Indexfonds – legten Investoren im Januar 926 Millionen Dollar an. Die Positionen in Gold-Indexfonds sind auf mehr als 1500 Tonnen gestiegen, den höchsten Stand seit November 2015.

Damit kehrt sich der Trend aus dem vergangenen Jahr um. 2015 hatte der Preis für Gold um zehn Prozent nachgegeben. Er schlitterte im Dezember auf ein Fünfjahrestief. Ein aufgewerteter Dollar, und die stagnierende Inflation in den USA haben die Nachfrage nach dem Edelmetall abreißen lassen. Zudem sanken die Lebenshaltungskosten in den USA unerwartet, angeführt von einem Preisverfall der Rohstoffe.

Angetrieben wurde der Preisverfall unter anderem von der Zinswende in den USA, die die Fed-Vorsitzende Janet Yellen schließlich im Dezember eingeläutet hatte. Für 2016 kündigte sie zudem weitere Zinsschritte an.

Eigentlich sind dies schlechte Nachrichten für Gold: Höhere Zinsen locken Anleger in festverzinste Papier – und ziehen sie aus dem Gold ab. Schließlich werden bei dem Rohstoff ungleich den Wertpapieren keine Zinserträge fällig. Doch der Präsident der Fed in Boston, Eric Rosengren, räumte Anfang 2016 ein, dass die geplanten Zinsschritte in Gefahr seien. Grund: die schwachen Konjunkturdaten der USA.

In einem Interview mit Bloomberg erklärte der Milliardär und Investor George Soros, dass die Gefahr einer weltweiten Deflation steige. Die langsamer wachsende Wirtschaft in China, die anhaltende Baisse beim Ölpreis und Währungsabwertungen nannte er als Gründe. Der Goldpreis steigt zudem auch wegen der Furcht, dass die aktuellen Krisen an den Märkten die Weltwirtschaft anstecken könnten.

Citigroup erhöhte seine Goldpreisprognose in diesem Jahr bereits um 7,5 Prozent auf 1.070 Dollar. Die Verwerfungen, so schreibt es die Bank in einem Bericht, werden den Preis im ersten Quartal zwar stützen. Doch ein stärkerer Dollar werde die Rally gegen Ende des Jahres beenden.

Auch Rob Hawort, ein Investment-Stratege bei US Bank Wealth Management (128 Milliarden Dollar verwaltetes Anlagevermögen), glaubt noch nicht an eine nachhaltige Erholung des Goldes. „Es gibt jetzt einen kurzfristigen Sprung wegen der Verluste beim Öl und am Aktienmarkt. An der Ausgangslage wie den Erwartungen an die Inflation hat sich aber nichts geändert“, sagt Hawort.

Das Handelsblatt ist eine täglich erscheinende Wirtschafts- und Finanzzeitung in deutscher Sprache.

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