Gold-Referenzpreis-Auktion verliert an Liquidität durch neue LBMA-Auflagen
Der Goldpreis gewann in den frühen Morgenstunden am Donnerstag zwar fast 1% dazu, verlor jedoch kurz darauf wieder rund die Hälfte der Zugewinne, während gleichzeitig die weltweiten Aktienmärkte weiter stiegen, nachdem der US-amerikanische S&P500 Index bereits in der Woche zuvor einen neuen Rekord verzeichnete.
Nachdem Gold bereits letzte Woche mit 1255 USD je Feinunze abschloss und sich seitdem innerhalb einer engen Preisspanne von 1% bewegte, fiel es am Donnerstag wieder zurück auf genau 1255 USD und lag somit ganz knapp unter dem Durchschnittspreis der vergangenen zwölf Monate von 1260 USD.
„Es ist so, als ob der Markt aus dem Fenster geschaut und beschlossen hätte, dass es nun Zeit für die Sommerflaute sei“, beschreibt David Govett vom Londoner Broker Marex Spectron die Situation.
„Aber der Begriff langweilig würde sicherlich nicht den starken Preisbewegungen in letzter Zeit gerecht werden“, fügt er hinzu. „Allerdings erwarte ich in nächster Zeit keine Veränderung.“
Die London Bullion Market Association, die Handelsvereinigung für den professionellen Großhandelsmarkt, startete heute ihren Edelmetall-Code, den alle Teilnehmer des täglichen Preisfindungsprozesses unterzeichnen müssen. Laut des Vorstandes Paul Fisher verpflichten sie sich dadurch, gewisse Grundsätze einzuhalten, die „einen wichtigen Schritt darstellen, um größeres Vertrauen, Konsistenz und Transparenz auf dem Markt“ gewährleisten zu können.
Der Prozess zur Ermittlung dieses Tagespreises wurde bereits Anfang 2015 reformiert, um unabhängiger und transparenter zu werden. Laut eines Berichts von Reuters stiegen nun allerdings vier der beteiligten Banken aus, nachdem der Verwalter des Preisfindungsprozess – die ICE Benchmark Administration (IBA) – von den Teilnehmern forderte, auch neue Gold-Futures-Kontrakte zu akzeptieren, bevor diese fertig waren.
Indem die IBA auch den Zahlungsausgleich für die Handelsaktivitäten bei der Preisauktion durchführt, benötigen die teilnehmen Unternehmen keine aufwendigen bilateralen Kreditrahmenverträge. „Das öffnet die Auktion für den weiteren Markt und ermöglicht ein größeres Handelsvolumen“, erklärte die IBA noch im April.
Aber in Wirklichkeit hat das Handelsvolumen seitdem stark abgenommen – laut Reuters um ganze 50% gegenüber dem durchschnittlichen Handelsvolumen vor April.
Am Donnerstagvormittag beteiligten sich acht der insgesamt 15 möglichen direkten Teilnehmer an der Auktion, wobei das Angebot und die Nachfrage von insgesamt 56.000 Feinunzen zum Preis von 1257,10 USD abgewickelt werden konnte.
„Seitdem das Clearing im vergangenen Monat eingeführt wurde, beteiligen sich vier Banken – China Construction Bank, UBS, Standard Chartered und Societe Generale – nicht mehr am Preisfindungsprozess“, schreibt Reuters.
Die Möglichkeit, dass Teilnehmer ihre Aufträge als Reaktion auf die vorgeschlagenen Preise ändern konnten, war ein wichtiges Merkmal im vorherigen „Goldfixing“, das von 1919 bis 2015 stattfand. Dieser Prozess wird von Ökonomen auch als „Tatonnement“ bezeichnet, wobei sich ein Auktionator langsam an den endgültigen Gleichgewichtspreis herantastet.
Nur eine der vier ausgestiegenen Banken, die Societe Generale, hat angekündigt, fortan die von der London Metals Exchange, einem Konkurrent der ICE/IBA , angebotenen Edelmetallkontrakte zu unterstützen.