Gold-Kapitulation? Nicht wirklich.
Könnten sich Einhorn und Paulson bitte beeilen und endlich kapitulieren? Ach so, immer noch nicht…
Kapitulation: Der Moment oder die Handlung, sich für besiegt zu erklären oder resignierend aufzugeben.
In der Finanzwelt bedeutet kapitulieren, wenn Anleger, nachdem sich die Preise in die entgegengesetzte der gewollten Richtung bewegten, letztendlich das Handtuch schmeißen. Und in der Regel bedarf es einer solchen Kapitulation, um reinen Tisch zu machen und das Ende eines Trends zu erreichen.
Denn erst, wenn auch der letzte Bulle Einbußen hinnehmen musste und verkauft hat – oder andererseits es der letzte Bär aufgab, auf den großen Crash zu warten und letztendlich kaufte – kann der Markt eine Kehrtwende vollziehen.
Denken Sie zum Beispiel an die potentiellen Immobilienkäufer in London. Ich habe dabei einen Freund vor Augen, der bislang den Anstieg der Preise ausharrte, weil er sich sicher war, dass die Immobilienblase eines Tages platzen MÜSSE, nun aber letztendlich kapitulierte und eine Wohnung kaufte.
Auf der anderen Seite gibt es auch namhafte Goldanleger, die, nachdem sie über Monate hinweg Verluste aufgrund der fallenden Goldpreise erlitten hatten, jetzt letztendlich auch das Handtuch schmissen. Nun, zumindest teilweise.
„Dieses Jahr war bislang nicht gut für Gold“, sagte David Einhorn, junger, amerikanischer Hedgefonds-Manager sowie Gründer von Greenlight Capital, am Donnerstag gegenüber CNBC.
Einhorn begann in 2006, in Gold zu investieren, und wechselte in 2009 zu physischem, zugewiesenem Gold. Denn somit würde er auf jeden Fall Geld sparen im Vergleich zu ETF-Treuhandfonds.
Mittlerweile kauft er nicht mehr – was in gewisser Weise einer Kapitulation gleichkommt. Aber auf der anderen Seite verkauft er sein Gold auch nicht. „Nur für den Fall, dass es richtig drunter und drüber geht“, wie Einhorn meint.
Wer ebenfalls nicht bereit ist, völlig zu kapitulieren, und nach wie vor an seinem Gold festhält, ist der größte Bulle von allen: John Paulson, Gründer und Präsident der Investmentgesellschaft mit dem einfallsreichen Namen Paulson & Co. Sein Hedgefonds besaß kurz vor dem Gold-Rekordhoch Mitte 2011 noch 4,6 Mrd. USD an dem gigantischen ETF SPDR Gold Trust.
Während des Preis-Crashs in diesem Frühjahr hat er seine Beteiligung an dem Fonds (Ticker: GLD) halbiert und zwischen Juli und Oktober niedrig gehalten. Zum Ende des dritten Quartals hielt er nur noch Anteile im Wert von 1,3 Mrd. USD, da die Inflation, mit der er seit über fünf Jahren rechnet, bis dato ausblieb.
Bereits in 1999 schrieb die New York Times, dass „Goldbugs hartnäckig sind“. Es lohnt sich, diesen Artikel aus heutiger Sicht noch einmal zu lesen, schon allein aufgrund Jean-Marie Eveillards Kommentar dazu, warum er nicht von seinem Goldfonds ablassen möchte.
Dies war zu einer Zeit, als alle Zeichen dafür sprachen, den Markt zu verlassen. Es war auch kurz bevor die Goldpreise auf 250 USD je Feinunze fielen – und kurz darauf ihre Rallye starteten und in Preisen in 7-facher Höhe gipfelten. Eine Zeit, in der in der Finanzwelt, um in Einhorns Worten zu sprechen, „es richtig drunter und drüber ging“.
Auch momentan „fällt es Anlegern schwer, Gründe für den Goldbesitz zu finden“, sagt ein Analyst gegenüber dem Wall Street Journal. Aber was ist mit dem Argument von Gold als Versicherung, Lehman Brothers und der Rekordverschuldung des Westens in Friedenszeiten?
Man muss nicht weit zurückdenken. Gold- und Silberbullen, die ausschließlich Edelmetall kauften und nicht ihr Portfolio diversifizierten, indem sie beispielsweise zugleich auf dem Aktienmarkt investierten, erlitten in diesem Jahr finanzielle Verluste.
Gold ist eine Versicherung. Aber für eine Versicherung muss man erst einmal etwas besitzen. Immerhin soll sie mehr bieten als nur die zu zahlenden Beiträge. Außerdem zahlt eine Versicherung nichts, wenn nichts schief läuft.
Aber das bedeutet nicht, dass sie unnütz ist. Nur wird sie stärker hinterfragt, wenn es gerade eben nicht „richtig drunter und drüber geht“. Und wenn auf der anderen Seite auf den Börsen neue Rekordhöhen erreicht werden, mag es - zumindest kurzfristig gesehen - verlockend klingen zu kapitulieren.