Globale Konjunktursorgen reißen Börsen in die Tiefe
Was ist los an der Börse? In den vergangenen zwei Wochen ist der Dax um mehr als zehn Prozent abgestürzt. Der "China-Virus" hat die Börsen befallen.
Weltweit befinden sich die Börsen derzeit auf Talfahrt. Am Donnerstag rutschte der Weltleitindex Dow Jones um über zwei Prozent auf unter 17.000 Punkte und erreichte den tiefsten Stand seit Oktober 2014. Der japanische Nikkei fiel gar um knapp drei Prozent unter die psychologisch wichtige Schwelle von 20.000 Zählern.
China-Börsen brechen weiter ein
Die Börsen in China befinden sich im freien Fall. Am Freitag rauschte der Shanghaier Leitindex um 4,3 Prozent nach unten und hielt sich nur noch knapp über der psychologisch wichtigen Marke von 3.500 Punkten. Auf Wochensicht liegt das Minus bei gut 11,5 Prozent.
Auch andere Schwellenländer-Märkte wurden in Mitleidenschaft gezogen. Der MSCI Emerging Markets Index sank am Donnerstag auf den niedrigsten Stand seit fast vier Jahren.
Horror-Woche im Dax
Im Sog von China und der schwachen Wall Street geht es auch an den europäischen Aktienmärkten abwärts. In dieser Woche hat der Dax 7,8 Prozent nachgegeben. Das ist der größte prozentuale Verlust seit September 2011.
Charttechnisch sieht es nach Einschätzung von Experte Wieland Staud düster aus. Nachdem das Juli-Tief von 10.650 Punkten klar unterschritten wurde, könne der Leitindex noch bis unter 10.000 Punkte fallen. "Die kuscheligen Zeiten sind vorbei", meint er. Am Freitag trennten den Dax von der runden Marke nur noch 124 Zähler. Der deutsche Leitindex schloss auf Tagestief mit einem Minus von 2,95 Prozent.
Angst vor Konjunkturabkühlung in China
Die Furcht vor einem Schwächeanfall der chinesischen Wirtschaft vermiest seit Tagen die Börsenstimmung. Im August schrumpfte die Industrie im Reich der Mitte so stark wie seit sechseinhalb Jahren nicht. Der Markit-Einkaufsmanagerindex fiel auf 47,1 Punkte - nach 47,8 Zählern im Vormonat.
Viele Anleger haben Angst vor einer "harten Landung" in China. Und vor den Folgen auf die globale Konjunktur. Schwächelt Chinas Wirtschaft, leiden auch andere Schwellenländer darunter. Das abflauende Wachstum in China könnte der Beginn eines globalen Abschwungs sein.
Exportlastige Aktien unter Druck
Vor allem konjunktursensible Aktien werden daher aktuell massiv abgestoßen. Autotitel zum Beispiel haben in den letzten Tagen stärker verloren als andere Branchen. Für die Autobauer ist China der wichtigste Exportmarkt.
"Das Beste liegt hinter uns", glaubt Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt der DZ Bank. Die Entwicklungsländer wie etwa China fallen seiner Ansicht nach zunehmend als Wachstumslokomotiven aus. Diese Rolle müssten nun Industrieländer wie Deutschland, Großbritannien und die USA einnehmen.
Euro wird zum "sicheren Hafen"
Angesichts der Unsicherheit und der näher rückenden Zinswende in den USA flüchten die Anleger in den Euro. Die europäische Gemeinschaftswährung näherte sich am Freitag den 1,13 US-Dollar und kletterte auf den höchsten Stand seit Ende Juni. Zudem profitiert der Euro von der Abwicklung von Carry Trades. Wegen der globalen Konjunktursorgen werden höher verzinste Währungen in Euro zurückgetauscht. Der Euro entwickelt sich offenbar zunehmend zum "sicheren Hafen".
Gold steigt, Öl fällt
Der schwächere Dollar und die Risikoaversion beflügeln außerdem den Goldpreis. Die Feinunze des gelben Edelmetalls stieg auf ein Fünf-Wochen-Hoch von 1.151 Dollar. Andere Rohstoffe dagegen gerieten weiter unter Druck. Öl der Sorte WTI war mit 40,21 Dollar je Barrel zeitweise so billig wie zuletzt vor rund sechseinhalb Jahren. Der Preis für das Nordseeöl Brent fiel auf 46,23 Dollar.