„Dynamisches Hedging“ könnte in 2014 Goldkäufe der Zentralbanken in die Höhe treiben
Niedrigere Goldpreise könnten einige Länder dazu bringen, mehr Gold zu kaufen und damit die Dollarabhängigkeit zu reduzieren…
Auch wenn bislang weniger Gold gekauft wurde als noch im vergangenen Jahr, so wird dennoch erwartet, dass die Zentralbanken in 2014 „weiterhin die Preise unterstützen“ werden, wie aus der umfangreichen Analyse der französischen Investmentbank Natixis hervorgeht.
Bei weiter fallenden Goldpreisen könnten aufgrund des sogenannten „dynamischen Hedgings“, einer dynamischen Absicherungsstrategie, Zentralbanken gezwungen sein, Gold zu kaufen, um den Anteil des Edelmetalls an ihren gesamten Devisenreserven beizubehalten, sagt Edelmetall-Analyst Bernard Dahdah.
In dem von Natixis herausgebrachten Weekly Commodities schreibt Dahdah, dass in 2013 die Zentralbanken bislang „zum langsamsten Tempo seit Beginn der Finanzkrise“ Gold kauften.
Daten des World Gold Councils zufolge, betrug die Gesamtmenge des Goldes, das bis Ende September von den Zentralbanken gekauft wurde, 274 Tonnen. Dies entspricht rund einem Drittel weniger als im Vorjahr.
Dahdah fährt fort, dass „uns außerdem Ereignisse wie die in Zypern [im April] vor Augen führen, dass Zentralbanken nach wie vor die Möglichkeit haben, zu einer Bezugsquelle für Gold zu werden“.
Zyperns Zentralbank hat bislang noch nichts ihrer verhältnismäßig kleinen Goldreserven in Höhe von 14 Tonnen verkauft. Aber der Vorschlag, genau dies als Teil des Bankenrettungspakets zu tun, wird als einer der zahlreichen Gründe angesehen, warum der Goldpreis zu fallen begann, zumal kurz nach Unterbreitung dieses Vorschlags im Frühjahr 2013 der erste der beiden Crashs folgte. Laut Dahdah wurde nämlich auf dem Markt befürchtet, dass andere europäische Peripheriestaaten mit größeren Goldreserven ebenfalls anfangen könnten, ihre Bestände zu verkaufen. Beispiele hierfür wären Italien (mit 2.452 Tonnen) und Portugal (mit 383 Tonnen), deren Zentralbanken die weltweit dritt- bzw. 13-größten Goldbesitzer sind.
Angesichts der anhaltenden Goldkäufe durch die Zentralbanken der Schwellenländer geht Dahdah jedoch von weiteren Goldkäufen aus. Ferner sieht er die Goldnachfrage auch aufgrund der wachsenden Sorge um den Werts des US-Dollars, der wichtigsten Währungsreserve der weltweiten Zentralbanken, steigen.
Aufgrund des Shutdowns der US-Regierung sowie der Debatte um deren Schuldenobergrenze hat „das Land zweifellos an Glaubwürdigkeit verloren“.
Daraus schließt Dahdah, dass internationale Besitzer von Dollar-Reserven anfangen könnten, ihre langfristigen Diversifikationsstrategien zu überdenken und anstelle von Dollar nun eher in andere Währungen oder Gold zu investieren.
„Des Weiteren ist es möglich, dass aufgrund der niedrigeren Goldpreise die Zentralbanken sich genötigt fühlen könnten, zusätzliches Gold zu kaufen, um das Verhältnis von Gold zu ihren anderen Währungsreserven beizubehalten – eine Taktik, die auch als ‘dynamisches Hedging’ bezeichnet wird“, fährt Dahdah fort.
Westeuropäische Zentralbanken stellten die Goldverkäufe während der Finanzkrise ein, nachdem sie zuvor fast 20 Jahre lang versuchten, den Goldanteil an ihren Devisenreserven zu reduzieren. Nun halten sie 56% ihrer Reserven in physischem Gold.
Und obwohl, laut Daten des internationalen Währungsfonds, die sogenannten BRICS-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) insgesamt zum Ende des ersten Halbjahrs anteilig weniger Gold gegenüber dem Vorjahr besaßen, stockte Russland seine Goldbestände auf über 1.000 Tonnen auf und rückt somit auf Platz 7 der weltweit größten Goldbesitzer vor (gemessen am Gewicht des Edelmetalls).
Auch wird davon ausgegangen, dass die chinesische Volksbank ihre Goldreserven weiter ausbaut. Allerdings hat China bereits seit Frühjahr 2009 ihre Zahlen nicht mehr öffentlich aktualisiert.