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Düstere Aussichten für Gold?

Aber später könnte Edelmetall wieder aufwärts tendieren. Um solche Prognosen und andere Trends geht es auf der Jahreskonferenz der London Bullion Market Association in Wien...

Die Delegierten der LBMA-Jahreskonferenz, die derzeit in Wien stattfindet, gaben heute Vormittag ihre Preisprognosen für das nächste Jahr ab, schreibt Adrian Ash von BullionVault.

Noch wurde nicht bekannt gegeben, wie die 690 Teilnehmer von insgesamt 290 verschiedenen Unternehmen und Organisationen die weitere Entwicklung von Gold, Silber und anderen Edelmetallen einschätzen. Dies erfahren wir erst bei der Abschluss-Sitzung am Dienstagnachmittag.

Aber die Stimmung unter den 49 Referenten ist bislang negativ. Sie wirken resigniert und müde, vielleicht auch aufgrund der LME Week, bei der es in der vergangenen Woche in London um die (unedlen) Grundmetalle ging.

Doch dies könnte sich sogar preistreibend auf die Edelmetalle auswirken. Denn letztendlich kann es auf einem Markt nur dann zu einer Kehrtwende kommen, wenn kaum noch jemand damit rechnet. Und das gilt nicht nur für den Goldmarkt. Eine Ansicht, die man bei vielen persönlichen Gesprächen mit den hier anwesenden Experten heraushört.

Aber auf dem Podium überwiegt die Verbitterung – und nicht nur über die niedrigeren Preise.

Dies fängt mit den Regulierungsänderungen an, welche die Liquidität der Gold- und anderen Edelmetallmärkte bedroht, wie der LBMA-Vorsitzende Grant Angwin (der zugleich Vizepräsident des japanischen Metallveredlers Asahi in den USA ist) zu Bedenken gibt. So beinhaltet ein Vorschlag des Baseler Bankenausschusses eine 85-prozentige Reduktion von Edelmetall, wenn dieses zu den Aktiva der Bank gezählt wird. Solch ein Regelwerk könnte die Banken dazu veranlassen, Gold den Rücken zuzukehren.

Die LBMA selbst sorgte für Aufsehen, als Sie am Anfang des Jahres den Mechanismus des sogenannten Goldfixings durch einen elektronisch stattfindenden und besser nachvollziehbaren Preisfindungsprozess ersetzte.

Aber der Spielraum für Veränderungen scheint unbegrenzt zu sein. Der Leiter des Beratungsunternehmens G-Cubed und ehemaliger Direktor der Edelmetallforschung bei Barclays Capital, Jonathan Spall, verschickte eine Informationsanfrage an potentielle Partner mit der Frage, „wie der ideale Markt aussehen würde, wenn sie ihn von Grund auf neu erschaffen könnten“.

Eigentlich sollte man denken, dass sich die Märkte schon selbst bestens entwickelt haben – und zwar nicht wegen einer 5-wöchig durchgeführten Umfrage, sondern aufgrund von einem Jahrhunderte langem Handeln und Kapitalströme. 

Aber regulatorische Kontrollen und das Risiko, dass es weitere wichtige Akteure Mitsui gleichtun und sich aufgrund der mangelnden „Profitabilität“ nach vier Jahren Preissturz dem Markt abwenden könnten, werfen die Forderung nach einer Überarbeitung und einer kompletten Umstrukturierung des gesamten Marktes wieder auf. Dies hängt auch mit dem Vertrauensverlust zusammen, der entstand, als in der jüngeren Vergangenheit ein Barclays-Händler nachweislich versuchte, den Preisfindungsprozess zu seinem Vorteil zu missbrauchen.

Von daher befassen sich manche Vorschläge auch damit, wie Deals noch besser aufgezeichnet und überwacht werden können.

Aber die größte Änderung könnte in der Form eines neuen Branchenverbandes für die Edelmetalle Gold, Silber, Platin und Palladium kommen, wie die LBMA-Geschäftsführerin Ruth Crowell heute auf der Konferenz andeutete.  

Veränderungen haben sich bereits in anderen Bereichen des Goldmarktes breitgemacht, so wie bei den Goldreserven der Zentralbanken als Rücklagen, wie Peter Mooslechner, Direktor der Österreichischen Nationalbank, heute auf der Edelmetall-Konferenz erklärte. Denn kleine, offene Volkswirtschaften wie Österreich brauchten zur Zeit des Bretton-Woods-Systems und der anschließenden Zeit der flexiblen Wechselkurse zwischen 1950 und 2000 große Goldreserven. Durch die Einführung des Euros hat sich für Zentralbanker der Eurozone die Rolle von Gold entscheidend geändert.

Momentan richten sich einige Experten auf eine Fortsetzung des Abwärtstrends von Gold ein. So sieht beispielsweise Charles Morris, ehemaliger Vermögensverwalter von HSBC, Gold nach wie vor überbewertet.     

Laut Morris müsste der Goldpreis eher um die Marke von 800 USD je Feinunze liegen – also dem Niveau zu der Zeit, als Lehman Brothers bankrottging und die Finanzwelt aus ihrem Tiefschlaf erwachte und plötzlich eine riesige Nachfrage nach Gold als Absicherung gegen finanzielle Katastrophen entstand.

Momentan sind die Aussichten für Gold, Silber und vor allem Platin noch düster. Doch wurde an diesem Morgen auf der Konferenz auch viel über die aktuell sehr komplizierte Situation der Weltwirtschaft sowie die Probleme, die sich aus der ultra-lockeren Geldpolitik der Zentralbanken ergeben, gesprochen. Und diese könnten schon bald wieder dafür sorgen, dass sich zahlreiche Anleger nach einem sicheren Hafen umsehen und somit Gold kaufen möchten.

Adrian Ash ist Head of Research / Leiter der Forschungsabteilung bei BullionVault, der weltweit führenden Handelsplattform für physische Gold- und Silberbarren. Zuvor war er Redaktionsleiter bei Fleet Street Publications und City-Korrespondent für das Daily Reckoning. Er ist u.a. regelmäßiger Autor für Forbes und BBC. Außerdem ist seine Meinung als Goldmarkt-Experte bei renommierten Medien und Finanzdienstleistern wie der Financial Times, The Economist, Bloomberg und dem Stern gefragt.

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