Die Shanghai-Überraschung
Glückwunsch, falls Ihr Portfolio auch Aktien beinhaltet und Sie von den Rekordwerten profitieren, die derzeit an den weltweiten Börsen erzielt werden.
Doch ignorieren Sie nicht die Rolle, welche die Währungsabwertung dabei spielt. Und vergessen Sie nicht, irgendwann auch Ihre Gewinne mitzunehmen.
Falls Sie – wie ich – denken, dass bereits die Märkte in den USA, der Eurozone, Großbritannien und Japan derzeit überhitzt sind, werden Sie wohl einem Twitter-Kommentar zustimmen, wonach der Shanghaier Markt dann offensichtlich auf Speed sein muss.
Auch die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong spielt verrückt und steht kurz davor, Japan als weltweit drittgrößtes Land – gemessen am Wert der börsennotierten Unternehmen – zu überholen.
Hinter diesem Boom stehen die lockere Geldpolitik und leicht zugängliche Kredite. Und ebenfalls die Inflation, auch wenn diese noch nicht in den Verbraucherpreisen reflektiert wird, wodurch auch die Edelmetalle unterstützt werden.
Silber konnte in dieser Woche zwar nicht mit Gold Schritt halten, aber es war der Rohstoff, der im gesamten ersten Quartal des Jahres herausragte. Momentan versucht Gold, mit dem sehr starken Dollar mitzuhalten – so wie dies bereits in 2014 der Fall war. Heute Vormittag durchbrach der Goldpreis wieder die Marke von 1200 USD je Feinunze.
Interessanterweise spiegelt sich dies aber nicht in den Goldpreisen in Yuan wider, obwohl China momentan der zweitgrößte Goldverbraucher weltweit ist. Doch die Kontrakte auf der Shanghai Gold Exchange (SGE) schlossen am Freitag beinahe unverändert gegenüber dem letzten Jahresende.
Aber was mit dem ganzen Geld geschieht, verändert auch den chinesischen Goldmarkt. Und das könnte eine Rolle spielen.
Das Handelsvolumen von den an der SGE gehandelten Offshore-Kontrakten übertraf den Umsatz von inländischen Kontrakten. Und das bereits am fünften Tag in Folge.
Dies ist wirklich eine große Veränderung. Allerdings kann niemand genau sagen, was dazu führte.
Einer der Gründe könnten die veränderten Gesetze sein. Oder auch der starke Rückgang der Nachfrage aus dem Ausland nach Yuan, was mit der Verlangsamung des chinesischen Wirtschaftswachstums einhergeht, was Großbanken und Spekulanten dazu bringt, nach anderen Verwendungsmöglichkeiten für ihre in ausländischen Konten gehorteten Yuan zu suchen.
Die internationale Börse der SGE bietet Händlern die Möglichkeit, solches nicht arbeitende Geld zu investieren. Einiges davon fließt vermutlich auch wieder zurück und trägt zu dem Aufschwung am Hongkonger Aktienmarkt bei.
Was auch immer die Gründe sind, Chinas Goldnachfrage und Angebot werden solange keinen allzu großen Einfluss auf die weltweiten Goldpreise haben, solange das Reich der Mitte nur die Einfuhr von professionellen Goldbarren zulässt, jedoch nicht erlaubt, dass diese auch exportiert werden können.
Doch der Trend hin zu mehr Offshore-Kontrakten, den wir in dieser Woche sahen, könnte einen kleinen Schritt darstellen, damit der Einfluss von Chinas Angebot und Nachfrage auf die weltweiten Goldpreise wächst. Allerdings bleibt abzuwarten, wie dieser Einfluss letztendlich aussehen wird.