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Die Griechen werden an die Urnen gerufen

Über was stimmen die Griechen am Sonntag eigentlich ab?

Bei dem Urnengang – der sich als ungültig herausstellen könnte, falls er heute von einem griechischen Gericht als „verfassungswidrig“ erklärt wird – stimmt das griechische Volk darüber ab, ob es die Bedingungen des Rettungspakets, das bereits abgelaufen ist, akzeptiert…

Man könnte denken, dass das „Ja“ oder „Nein“ vor allem über den Verbleib Griechenlands in der Eurozone entscheiden soll. Doch wie ein verärgerter griechischer Korrespondent erklärte, ist das nur ein weiterer Trick der Gläubiger, um Athens Regierung zu erpressen.

Denn offensichtlich würde sowohl ein „Ja“ als auch ein „Nein“ bedeuten, dass Griechenland auch weiterhin die Zwangsjacke der europäischen Einheitswährung tragen möchte. Vielmehr geht es in der Abstimmung lediglich darum, ob die Bevölkerung die Sparmaßnahmen akzeptiert und versuchen wird, die Schulden zurückzuzahlen.

Die griechische Regierung wirbt dafür, Nein zu stimmen, im Glauben daran, dass dies die Gläubiger dazu zwingen würde, mit einem besseren Angebot und einem Schuldenschnitt zurück zum Verhandlungstisch zu kommen.

Die Gläubiger selbst widersprechen dieser Vermutung. Und die griechischen Wähler sind hinsichtlich dieser Frage äußert unentschlossen und laut einer aktuellen Umfrage gespalten.

Buchmacher wie der Devisen-Stratege Steve Barrow von der ICBC Standard Bank sehen das Ja-Lager der Befürworter vorne – mit rund 60% zu 40% der Stimmen.

Die Buchmacher liegen bei dieser Art von Entscheidung sehr oft richtig (man denke hierbei auch an das schottische Unabhängigkeits-Referendum oder den Wahlsieg der britischen Konservativen im Mai).

Ein eindeutiges Ja-Ergebnis könnte auch den Euro sowie die Finanzmärkte generell stärken. Was dies dann allerdings für Gold bedeutet, ist schwer vorauszusagen. Theoretisch könnten sich die Preise in beide Richtungen entwickeln. Das Edelmetall wird bereits seit Wochen für rund 1050 EUR je Feinunze gehandelt. Es kann aber durchaus sein, dass es nach Veröffentlichung des Wahlergebnisses zu einer abrupten Kursänderung kommt, wenn am frühen Montagmorgen als erstes der Handel in den asiatischen Märkten wieder beginnt.

Aber viel Klarheit darüber, wie es weitergeht, wird die Abstimmung am Sonntag ohnehin nicht bringen. Der griechische Finanzminister Varoufakis bemerkte, dass eine Zustimmung der bisherigen Bedingungen des Rettungsplans die Frage nach dem „Grexit“ nur etwas verzögern würde.

Wie sieht es wiederum mit der Bitte um einen Schuldenschnitt aus? Nach Meinung von Varoufakis würde dies ein Ende der Angst vor einem bevorstehenden Grexit bedeuten. Seiner Aussage nach würden dann die Banken am Dienstag wieder öffnen. Denn durch ein eindeutiges Nein wäre die europäische Zentralbank dazu gezwungen, mehr Geld als Soforthilfe in den Markt zu pumpen.

Hm, vielleicht. Doch bereits seit 5 Jahren droht der völlige wirtschaftliche Kollaps an der südöstlichen Grenze Europas. Wer glaubt da noch ernsthaft daran, dass die Eurokraten nun schnell reagieren werden, um den Zusammenbrauch aufzuhalten, solange ihre Position durch die „linksradikale“ Partei Syriza geschwächt wird?

Bisher war es immer der politische Wille, der das Projekt Eurozone zusammenhielt. Der Wirtschaft haben wir dies sicherlich nicht zu verdanken… und das werden wir auch nicht.

Adrian Ash ist Head of Research / Leiter der Forschungsabteilung bei BullionVault, der weltweit führenden Handelsplattform für physische Gold- und Silberbarren. Zuvor war er Redaktionsleiter bei Fleet Street Publications und City-Korrespondent für das Daily Reckoning. Er ist u.a. regelmäßiger Autor für Forbes und BBC. Außerdem ist seine Meinung als Goldmarkt-Experte bei renommierten Medien und Finanzdienstleistern wie der Financial Times, The Economist, Bloomberg und dem Stern gefragt.

Hinweis: Der Inhalt dieser Webseite ist dazu gedacht, den Leser zum Nachdenken über wirtschaftliche Themen und Ereignissen anzuregen. Aber nur Sie selbst können entscheiden, wie Sie Ihr Geld anlegen und tragen die alleinige Verantwortung hierfür. Informationen und Daten können zudem durch aktuelle Ereignisse bereits überholt sein und sollten durch eine zusätzliche Quelle bestätigt werden, bevor Sie investieren.

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