Alles fällt
Fallen…ein Wort, das auf den Finanzmärkten häufig und gerne gebraucht wird. Aber Bloomberg übertreibt es heute etwas damit.
„Staatsanleihen fallen“ lautet eine der heutigen Schlagzeilen, weil die Preise für Staatsanleihen in den letzten zehn Wochen um fast 2% nach unten gingen.
Rohöl stieg gestern um den gleichen Prozentsatz, allerdings nur, um ihn heute wieder zu verlieren. Im Vergleich dazu verloren vor einigen Jahren die Aktien des US-amerikanischen Spieleherstellers Zynga, der auch für Facebook produziert, innerhalb eines Abends rund 40%.
Zurück zu Bloomberg: „Gold fällt in Ungnade“, lautet eine andere Schlagzeile. Diese Überschrift bezieht sich auf die Goldmenge, mit der Gold-Treuhandfonds gedeckt werden und die sich am Dienstag weltweit um 0,3% reduzierte.
Doch dieser „Absturz“ spiegelt nur eine Handvoll von Vermögensverwaltern wieder, die einer Art Herdentrieb folgten und dabei etwas Gewinne mitnehmen wollten, als am Montag der Goldpreis auf über 1200 USD je Feinunze stieg. Vermutlich nutzten auch einige Bullionbanken, die sowohl als Market Maker für den Gold-ETF GLD als auch den physischen Edelmetallmarkt fungieren, diesen plötzlichen Preisunterschied aus.
Interessanter hingegen ist das Wiederaufblühen der ETF-Nachfrage nach Silber. Seit dem Jahrestief von letzter Woche von 9.857 Tonnen flossen bereits 40 Tonnen zurück in den gigantischen SLV Silver Investment Trust. Dies reflektiert auch, was wir gerade bei BullionVault sehen. Größere Investoren kaufen weiterhin, ganz im Gegensatz zu Berichten von Einzelhändlern, die momentan von einer Abkühlung auf dem Markt berichten.
Was Staatsanleihen betrifft, so stimmt es, dass die Preise gerade fallen. Aber nur, weil diese davor extrem in die Höhe schossen.
Trotz der hohen Rendite schreibt das britische Beratungsunternehmen Capital Economics, dass die Geldpolitik weiterhin locker bliebe. So locker wie noch nie zuvor.
Das kann nicht gut enden. Doch momentan wird noch so getan, als ob die Welt rundum in Ordnung sei. Ist es womöglich nur die Ruhe vor dem Sturm? All die Vermögensverwalter, die gerade die Goldbestände ihrer Klienten reduzieren, werden es wohl bald herausfinden.