Volkswagen-Skandal lässt Platin-Preis purzeln
Der Platin-Kurs stürzt ins Bodenlose. Da das Edelmetall vor allem in Diesel-Katalysatoren verbaut wird, fürchten Anleger nach der VW-Affäre einen Nachfrageeinbruch...
Die VW-Affäre um manipulierte Diesel-Abgaswerte macht auch vor dem Platin-Markt keinen Halt. Die Preise für das Edelmetall könnten ordentlich unter Druck geraten, sollte der Skandal zu einem deutlichen Nachfrageeinbruch bei Diesel-Autos führen, sagt Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann. Damit hätten die Anleger „eine schwere Kröte zu schlucken, schließlich ist die Autoindustrie mit einem Anteil von 44 Prozent bislang größter Abnehmer von Platin“. Das Metall wird vor allem in Diesel-Fahrzeugen verbaut, für deren Katalysatoren mehr Platin benötigt wird als bei Otto-Motoren (Benzinern).
Wie sensibel die Platin-Anleger auf den VW-Skandal reagieren, zeigte sich laut Experten bereits in den vergangenen Tagen. Der Platin-Preis brach seit Wochenbeginn in der Spitze um mehr als fünf Prozent auf 925,30 Dollar je Feinunze ein. Damit war das Edelmetall so billig wie seit sechseinhalb Jahren nicht mehr. Auch ein Test der 900 Dollar-Marke sei durchaus noch drin, sagt Alex Thorndike vom Handelshaus MKS Group.
Schon in den letzten Monaten war der Platin-Preis starkem Gegenwind ausgesetzt, weil Anleger wegen der schwächelnden Wirtschaft in China zunehmend Konjunktursorgen plagen. Seit Jahresbeginn brach der Platinpreis um rund 22 Prozent ein. Am Wochenende war herausgekommen, dass Europas größter Autobauer VW bei zahlreichen Diesel-Fahrzeugen in den USA die Abgasvorschriften offensichtlich vorsätzlich umgangen hat. Die Wolfsburger räumten ein Fehlverhalten ein und erklärten, dass die Software, mit der in den USA Abgaswerte manipuliert wurden, auch in anderen Dieselfahrzeugen des Konzerns vorhanden ist.
Das Unternehmen geht davon aus, dass weltweit rund elf Millionen Fahrzeuge betroffen sind. Dem Dax -Konzern droht nach Angaben der US-Umweltschutzbehörde EPA eine Strafe von bis zu 18 Milliarden Dollar. Der VW-Aktienkurs verlor bislang rund ein Drittel seines Börsenwerts. „Viele Anleger dürften sich fragen, ob VW der einzige Hersteller ist, der bei den Diesel-Abgaswerten manipuliert hat“, sagte Commerzbank-Experte Briesemann. „Das könnte noch nicht das Ende der Fahnenstange sein.“
Nach Einschätzung von Erica Rannestad, Analystin bei Thomson Reuters GFMS, „dürften Investoren ein völlig neues Bild von Platin bekommen, wenn die Behörden weitere Verstöße in der Autoindustrie feststellen und umweltbewusste Autofahrer am Ende auf Benziner umsteigen“.
Davon dürfte dann laut Experten vor allem Palladium profitieren, da das Schwester-Metall von Platin vor allem in den Katalysatoren von Otto-Motoren verwendet wird. Allein am Mittwoch kletterte der Preis in der Spitze um knapp drei Prozent auf ein Drei-Wochen-Hoch von 623 Dollar je Feinunze.