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So schnell holt die Bundesbank das deutsche Gold zurück

3381 Tonnen Gold weist die Bundesbank in ihrer Bilanz aus. Der größte Teil des Schatzes soll künftig in Deutschland lagern. Die Rückholaktion aus New York und Paris dient einem wichtigen Ziel, schreibt Anja Ettel von Die Welt.
 
Einmal im Leben einen Goldbarren in den Händen halten – für die Besucher des Geldmuseums der Bundesbank in Frankfurt kann dieser Traum seit Kurzem Wirklichkeit werden. Geschützt in einer Sicherheitsvitrine mit schmalem Durchlass, lässt sich der etwa 12,5 Kilogramm schwere Barren anfassen und – mit sehr viel Mühe – ein winziges Stück weit anheben. Das Exponat ist nur einer von insgesamt 270.058 Goldbarren im Besitz der Bundesbank.

Ein großer Teil des deutschen Goldes, das einen Gesamtwert von etwa 106 Milliarden Euro hat, lagert nach wie vor bei der US-Notenbank Fed in New York. Weitere Bestände liegen bei der Banque de France und der britischen Notenbank. Doch seit vier Jahren bringt die Bundesbank den Schatz der Deutschen auf streng geheimen Wegen, Barren für Barren, Tonne für Tonne, über den Atlantik und den Rhein zurück nach Deutschland.

Bis zum Jahr 2020 will die Notenbank mehr als die Hälfte des deutschen Goldbestandes von insgesamt 3381 Tonnen in heimischen Tresoren verwalten. Ein ehrgeiziges und logistisch aufwendiges Unterfangen – immerhin handelt es sich um den zweitgrößten Goldschatz der Welt. Der größte liegt in den Tresoren der Fed.

Zweifel an der Sicherheit

Doch so wie es aussieht, werden die Bundesbanker ihr Ziel wohl deutlich schneller erreichen. Immerhin weist die Frankfurter Notenbank in ihrer Übersicht zum Goldbestand bereits seit Ende 2015 aus, dass sich 112.112 Barren oder knapp 1407 Tonnen des Goldes längst in Deutschland befinden. Das entspricht einem Anteil am Gesamtbestand von knapp 42 Prozent.

Dahinter folgen New York mit 1351 Tonnen und einem Anteil von etwa 40 Prozent sowie London mit 436 Tonnen und Paris mit 197 Tonnen. „Wir liegen sehr gut im Zeitplan und sind uns sicher, dass wir unser Ziel vor 2020 erreichen werden“, sagte Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur dpa.

Vor ein paar Jahren war das noch ganz anders. Damals stellte CSU-Politiker Peter Gauweiler im Mai 2012 in einem Gastbeitrag eine vermeintlich banale Frage. Sie lautete: „Wo steckt das Gold der Deutschen?“. Der streitbare Rechtsanwalt führte anschließend detailliert aus, warum es einen himmelweiten Unterschied macht, ob eine Zentralbank das Gold als Teil ihrer offiziellen Währungsreserven physisch selbst hält oder sich vor allem auf schriftliche Goldforderungen – also Papiergold – verlässt.

Geschickt säte Gauweiler damals Zweifel daran, ob denn das Gold im Ausland wirklich sicher sei. Ob es im Ernstfall tatsächlich herausgegeben werde. Und wie es überhaupt sein könne, dass die Bundesbank nur den Teil des Goldes, der in Deutschland lagere, regelmäßig auf Echtheit überprüfe. Genau das monierte wenig später auch der Bundesrechnungshof in seiner Prüfung. Noch nie, so lautete damals die Kritik, habe die Bundesbank die Reserven jenseits der Landesgrenzen „körperlich aufgenommen und auf Echtheit und Gewicht“ geprüft.

Zweifel kann sich keine Notenbank leisten

Seitdem bemüht sich die Bundesbank um mehr Transparenz. Aus gutem Grund, denn das Edelmetall ist Teil der deutschen Währungsreserven und soll dazu dienen, das Vertrauen der Bürger in die Stärke der eigenen Währung zu festigen. Zweifel an der Echtheit des eigenen Goldschatzes kann sich daher keine Notenbank leisten.

Seit jeher ranken sich um den Schatz der Deutschen allerhand Mythen und Verschwörungstheorien. Das lag auch daran, dass der Goldschatz, den die Bank deutscher Länder als Vorgängerin der Bundesbank ab 1951 aufbaute, in den Wirtschaftswunderjahren zwar rasant auf eine imposante Größe wuchs. Doch das Gold wurde seit jeher zum größten Teil außerhalb der eigenen Landesgrenzen aufbewahrt. Dabei wurden die vielen Goldbarren keineswegs physisch außer Landes geschafft, sondern sie entstanden gleich im Ausland.

Während der Wirtschaftswunderjahre exportierten die deutschen Unternehmen kräftig, und solange das Währungssystem von Bretton Woods in Kraft war, glichen die Notenbanken ihre Zahlungsbilanzsalden untereinander in Gold aus. Schon bald gehörten der Bundesrepublik, in deren Namen die Bundesbank die Reserven verwaltet, auf diese Weise riesige Schätze in New York, Paris und London, die man einfach vor Ort beließ. Zumal es während des Kalten Krieges politisch gewollt war, das wertvolle Vermögen möglichst weit weg im Westen zu lagern.

Jeder Barren wird intensiv geprüft

Entsprechend hielt die Bundesbank noch bis zur deutschen Einheit nur 77 Tonnen Gold in ihren Beständen, das entsprach gerade einmal zwei Prozent der nationalen Goldreserven. Bis Ende 2012 wuchs dieser Anteil auf 31 Prozent, insgesamt 1036 Tonnen, die überwiegend in Frankfurt lagerten. Doch nachdem die Kritik an dieser Praxis immer lauter wurde und sogar offen darüber spekuliert wurde, ob das Gold der Deutschen womöglich längst eingeschmolzen worden sei, um amerikanische Schulden zu tilgen, entschied sich die Bundesbank, den größten Teil des Schatzes nach Deutschland zu holen.

Zumal das Argument, dass man das auswärtig gelagerte Gold im Krisenfall besonders rasch in Devisen umtauschen könne, zumindest für den Standort Paris seit der Einführung des Euro im Jahr 1999 hinfällig geworden ist. Entsprechend will die Bundesbank das Lager in Frankreich sogar ganz aufgeben.

Bundesbankvorstand Thiele, in dessen Zuständigkeitsbereich die Verwaltung der Goldreserven fällt, betont immer wieder, dass Sorgen über das im Ausland lagernde Gold unbegründet sind: „Es gab nie Zweifel an der Echtheit, und es gab auch nie Beanstandungen bei dem verlagerten Gold. Jeder Barren wird bei Eingang in der Lagerstelle Frankfurt intensiv geprüft.“

Im vergangenen Jahr kamen weitere 210 Tonnen des deutschen Goldes in die Tresore der Bundesbank. Wie viel es in diesem Jahr geworden sind, will die Bundesbank im Januar bekannt geben. Dann wird die Goldbestandsliste aktualisiert – und mit ihr die genaue Angabe darüber, an welcher Lagerstätte sich welcher Goldbarren mittlerweile befindet.

Die Welt ist eine deutsche überregionale Tageszeitung der Axel Springer SE.

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