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„Putin hat strategischen Plan“

Die Nachfrage nach Gold ist so gering wie lange nicht. Nur einer scheint nicht genug davon zu bekommen: Russlands Präsident stockt die Bestände seines Landes immer weiter auf. Für seine Strategie nimmt Putin sogar Verluste in Kauf, schreibt Holger Zschäpitz.

Wladimir Putin rechnet offenbar nicht damit, dass sich das Verhältnis zum Westen schnell wieder normalisiert. Nur so lassen sich die aktuellen Zahlen deuten, die jetzt der Internationale Währungsfonds (IWF) veröffentlicht hat. Demnach hat der Kreml im Juli die Goldreserven des Landes kräftig aufgestockt. Um gleich 26,1 Tonnen wurde der Edelmetallschatz aufgestockt, so viel wie seit November nicht mehr.

Die Käufe sind auch insofern bemerkenswert, als die Russen zuletzt das Gros ihrer amerikanischen Staatsanleihen verkauft haben. Das nährt Spekulationen, dass sich Putin vom Dollar lossagt, um die russische Ökonomie gegen neue Sanktionen zu wappnen.

„Putin hat einen strategischen Plan“, sagt Politikberater und Buchautor James Rickards. „Der russische Präsident kauft Gold, weil der Dollar als Waffe gegen Russland benutzt wird.“ Gold sei die perfekte Anlage, um sich gegen Dollar-Sanktionen zu schützen.

Tatsächlich hat der Kreml in der vergangenen Dekade systematisch den Goldschatz ausgebaut. Seit 2008 wurde der Edelmetallhort von 457 Tonnen auf 1944 Tonnen mehr als vervierfacht.
„Gold birgt keine politischen Gefahren“

Russland hat zuletzt sogar China überholt und verfügt jetzt über die fünftgrößten Reserven der Welt. Obwohl das Land lediglich zwei Prozent zur weltweiten Wirtschaftsleistung beiträgt, beheimatet es 17 Prozent der globalen Goldreserven. Für seinen strategischen Plan nimmt Putin sogar ökonomische Verluste in Kauf. Der Goldpreis hat sich in den vergangenen Jahren alles andere als gut entwickelt.

Im August ist der Preis für die Feinunze unter 1200 Dollar gefallen. Allein in diesem Jahr hat das Edelmetall zum Dollar fast neun Prozent an Wert verloren. „Russland muss sich gegen Finanzsanktionen wappnen, die die nationale Sicherheit gefährden“, sagt Steve Hanke, Finanzprofessor an der Johns Hopkins Universität. Gold sei das perfekte Medium, um die eigene Währung abzusichern. „Gold wird nicht von einem Staat herausgegeben und birgt damit keine politischen Gefahren.“

Hanke erinnert an den Wirtschaftsnobelpreisträger Bob Mundell, der schon 1997 vorhergesagt habe, dass Gold eine stärkere Rolle im internationalen Währungssystem des 21. Jahrhunderts spielen werde. Gerade der amerikanische Präsident Donald Trump, der den Dollar als Waffe gegen andere Staaten einsetzt, könnte diese Vorhersage nun wahr werden lassen. Schließlich dürften alle Staaten, die über das amerikanische Dollar-Diktat vom globalen Finanzsystem abgekoppelt werden, nach Alternativen Ausschau halten. So kann sich Hanke vorstellen, dass Iran, Russland und die Türkei eine Art Gold-Block bilden werden, um sich unabhängig zu machen.

Am Donnerstag gab die russische Notenbank bekannt, vorerst keine weiteren Dollar zu kaufen. Das mag zwar auch damit zusammenhängen, dass der Rubel zuletzt auf den tiefsten Stand seit zweieinhalb Jahren gefallen war. Weitere Dollar-Käufe hätten den Rubel weiter unter Druck gesetzt. Allerdings müssen die gekauften Dollar auch angelegt werden. Und die Lust auf amerikanische Staatsanleihen dürfte begrenzt sein.

„Gemessen an den Fundamentaldaten notiert der Rubel viel zu niedrig“, sagt Chris Wafer, Stratege beim Analysehaus Macro Advisory Consultancy. Das sei eine Folge der amerikanischen Sanktionen. Der Rubel gehört in diesem Jahr zu den großen Verlierer-Währungen. Putin hat die Sanktionen kontraproduktiv und sinnlos genannt. Er belässt es nicht allein bei Worten, sondern setzt seinen Plan Stück für Stück weiter fort.
 

Die Welt ist eine deutsche überregionale Tageszeitung der Axel Springer SE.

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