Keine Krise: Preisanstieg trifft die Goldnachfrage deutscher Anleger

Privatanleger in Deutschland erzielen Gewinnmitnahmen

Privatanleger in Deutschland haben den starken Anstieg des Goldpreises zu Neujahr 2023 mit Gewinnmitnahmen auf BullionVault quittiert.

Der Gold-Investor-Index (GII) Deutschland, der das Gleichgewicht zwischen Käufern und Verkäufern abbildet, fiel im Januar um 3,1 Punkte auf 52,7 und verzeichnete damit den stärksten Rückgang seit Juli 2021. Dies war der niedrigste Stand des GII seit Dezember 2014, als die Goldpreise inmitten der wirtschaftlichen Erholung nach der globalen Finanzkrise in einem mehrjährigen Bärenmarkt steckten. Im März 2020, als die Coronakrise die Finanzmärkte und die Weltwirtschaft erschütterte, erreichte der Index mit 82,4 einen Rekordwert. Ein Wert unter 50,0 würde darauf hindeuten, dass es in diesem Monat mehr Verkäufer und Käufer gibt.

Im Gegensatz zu den steilen Anstiegen des Goldpreises Anfang 2020 oder 2022 gab es dieses Jahr keine neue Krise oder ein anderes Ereignis, das die Nachfrage nach physischen Goldbarren angetrieben hätte. Stattdessen stürzten sich die Spekulanten am Derivatemarkt auf Gerüchte über einen geheimnisvollen Käufer unter den Zentralbanken sowie auf die Hoffnung, dass die US-Notenbank im Jahr 2023 von einer Zinserhöhung zu einer Zinssenkung übergehen wird. Unabhängig davon, ob sich diese Vermutungen bewahrheiten oder nicht, muss der derzeitige Abschwung von Gold möglicherweise noch etwas tiefer gehen, um neue Zuflüsse in physische Goldbarren zu bewirken. Gold wird in der kommenden Zeit wahrscheinlich ein Markt für Händler bleiben. Neue Wirtschaftsdaten werden die Hoffnungen auf eine rasche Wende in der Zentralbankpolitik entweder bestätigen – oder eben widerlegen.

Die Kunden von BullionVault verkauften im letzten Monat netto ein Drittel einer Tonne Gold und kehrten damit die Nettonachfrage der letzten drei Monate um. Der Preis des Edelmetalls stieg durchschnittlich um 5,7 Prozent in US-Dollar im Monat und um 3,8 Prozent in Euro. Das entspricht dem schnellsten Anstieg seit zehn Monaten.

Durch diese Gewinnmitnahmen sank die Gesamtmenge des Goldes der BullionVault-Kunden um 0,7 Prozent gegenüber dem damaligen Höchststand im Dezember auf 47,8 Tonnen, die einen Wert von mehr als 2,7 Milliarden Euro (2,9 Milliarden US-Dollar) haben und sicher in einem Tresor gelagert werden.

Gold ETFs sind im Januar um weitere 0,5 Prozent geschrumpft, wie aus den vom World Gold Council der Bergbauindustrie zusammengestellten Daten hervorgeht. Dies ist der neunte monatliche Abfluss in Folge und stellt den niedrigsten Gesamtbestand seit fast drei Jahren dar. Obwohl die Daten der Münz- und Kleinbarrenindustrie nicht frei zugänglich sind, meldet die US-Münzanstalt, dass im letzten Monat 10 Prozent weniger Gold und 21 Prozent weniger Silber in Form von American Eagle-Münzen verkauft wurden als im Januar 2022, während einige Einzelhändler in Europa und Nordamerika normalerweise beliebte Produkte „zum Verkauf" angeboten haben.