Fluchtwährungen oder Gold als sicherer Hafen?
Wie soll man sein Geld durch die Krise retten?
, fragt Fabian Haunss von TrustableGold, dem Vergleichsportal für die sichere Goldanlage.
Viele Anleger schwanken zwischen Fluchtwährungen wie dem Schweizer Franken oder Gold. Was eignet sich besser als sicherer Hafen für den Vermögenserhalt?
Schuldenkrise und Inflationsrisiken
Euro-Krise, der Verlust des AAA-Ratings der USA, drohende Inflation: Vor diesem Hintergrund suchen Privatanleger vor allem Sicherheit. Viele Menschen befürchten, dass es im Zuge von steigenden Staatsschulden zu Staatsbankrotten, dem Zusammenbruch des Euro kommen könnte oder zumindest dem Verlust von Kaufkraft infolge längerfristig hoher Inflationsraten. Sogar eine mögliche Hyperinflation wird von Einigen an die Wand gemalt.
Ob diese Szenarien eintreten oder nicht, soll hier nicht diskutiert werden. Sondern die Frage, ob eine Flucht in einen anderen Währungsraum oder eher eine Goldanlage beim Eintreten eines solchen Szenarios schützen können.
Fluchtwährungen als Schutz gegen Währungskrisen oder hohe Inflation
Anleger erhoffen sich von Währungen wie dem Schweizer Franken oder der Norwegischen Krone, dass diese ihre Kaufkraft auch im weiteren Verlauf der Finanzkrise erhalten können und für sie auch nicht die Gefahr einer Hyperinflation besteht. Aber selbst der Japanische Yen und der US-Dollar haben im Zuge der Finanzkrise trotz der sehr hohen Verschuldung beider Länder vielen Anlegern als Fluchtwährung und sicherer Hafen gedient.
Gold als sicherer Hafen
Auch Gold wird von vielen Anlegern die Eigenschaft eines ‘safe haven’ zugeschrieben. Seit einem Jahrzehnt steigt der Goldpreis mehr oder weniger kontinuierlich, parallel mit einer zunehmenden Verschuldung von Ländern wie den USA und unbeirrt von Börseneinbrüchen und der Finanzkrise der letzten Jahre.
Gold zeigt langfristig eine hohe Wertstabilität, auch wenn der Goldpreis kurz- und mittelfristig durchaus sehr volatil sein kann. Ein Investment in Gold wirft zwar keine Zinsen oder Dividende mit sich, doch aufgrund seiner langfristig hohen Wertstabilität kann Gold als Absicherung gegen Extremrisiken fungieren. Und auch im Falle hoher Inflationsraten entwickelt sich der Preis von Gold oft überdurchschnittlich im Vergleich mit anderen Anlagen.
Vergleich von Fluchtwährungen und Gold
Gegenüber den genannten Fluchtwährungen weist Gold einen grundsätzlichen Unterschied auf: Es kann nicht durch Zentralbanken vermehrt werden, wie dies bei Geldwährungen der Fall ist.
Anleger, die sich heute für eine Anlage in einer Fremdwährung entscheiden, setzen darauf, dass die jeweilige Zentralbank auch in der Zukunft die Geldwertstabilität sicherstellen wird. Aus derzeitiger Sicht scheint es auch extrem unwahrscheinlich, dass ein industrialisierter Währungsraum seine Notenpresse derart anwerfen würde, dass eine Hyperinflation eintreten würde. Nur extreme Außenseiter und Verschwörungstheoretiker unterstellen dies der EZB oder auch der US-Notenbank Federal Reserve.
Hohe Inflationsraten auch ohne Hyperinflation
Blickt man allerdings einige Jahrzehnte in der Geschichte zurück, so erkennt man, dass es auch in jüngerer Vergangenheit zahlreiche Phasen mit deutlich erhöhten Inflationsraten auch vermeintlich stabiler Währungen gab: So lag in den Jahren 1979 bis 1981 die jährliche Inflationsrate in den USA über 10%. Auch im Deutschland zu Zeiten der D-Mark betrug die jährliche Preissteigerung zwischen Anfang der 70er und Anfang der 80er in der Mehrzahl der Jahre über 5%. Und selbst in der Schweiz lag die Inflationsrate in den 1970er Jahren mehrmals sogar über 10%.
Gefahr der Abwertung von Krisenwährungen
Eine Ursache der damals hohen Preissteigerung in der Schweiz war die vorübergehende Bindung des Schweizer Franken an die D-Mark. Im Zuge der Ölkrise galt der Schweizer Franken als Fluchtwährung und hatte sich massiv verteuert. In der Folge war die Schweizer Wirtschaft stark unter Druck geraten, die Konkurrenzfähigkeit der Exportunternehmen hatte sich verringert und der Tourismus gelitten.
Ähnliches kann man auch im September 2011 wieder beobachten: Um eine weitere Aufwertung des Schweizer Franken zu verhindern bzw. diesen sogar auf ein einigermaßen konkurrenzfähiges Niveau abzuwerten, hat sich die Notenbank entschlossen, einen Höchstkurs des Schweizer Franken im Verhältnis zum Euro festzulegen. Prompt fiel der Kurs des Schweizer Franken um fast 10%. Seitdem wird ein Wechselkurs CHF/Euro um 1,20 von der Schweizerischen Nationalbank verteidigt. Fällt also der Euro, fällt auch der Schweizer Franken.
Auch andere oft als sichere Häfen bezeichnete Fluchtwährungen wie Schwedische Krone oder Norwegische Krone, Yen oder der Australische Dollar stehen möglicherweise bald vor der Entscheidung, (weitere) Maßnahmen zur Abwertung zu ergreifen.
Fazit - Gold und Fluchtwährungen unterschiedlich zu beurteilen
Was ist die Konsequenz für den Anleger? In den etablierten Fluchtwährungen ist das Risiko einer Hyperinflation wohl sehr gering. Allerdings können sich auch Fluchtwährungen einer erhöhten Inflation im Euroland oder US-Dollar-Raum kaum entziehen. Denn Länder wie die Schweiz und Norwegen können einer ständigen Aufwertung ihrer Währungen nicht tatenlos zusehen.
Gold hat hingegen den Vorteil, dass nur eine begrenzte Menge davon existiert. Steigen die Preise für Waren und Dienstleistungen (Inflation) oder verliert eine Währung Kaufkraft gegenüber anderen (Abwertung), behält Gold oft langfristig als eine Art Anker seine Stabilität.
Dennoch sollte dem Anleger bewusst sein, dass es keine absolute Sicherheit gibt. Niemand kann sicher die Zukunft vorhersagen, sondern man kann lediglich versuchen, die Wahrscheinlichkeit bestimmter Szenarien abzuschätzen. Deshalb wäre es sicherlich falsch, sein ganzes Vermögen nur in Gold anzulegen und auf den Eintritt des Zusammenbruchs der Weltwirtschaft zu warten.