Die Zinsspekulationen sind Gift für Gold
Stark angefangen, stark nachgelassen: So lässt sich die Preisentwicklung des Lieblings vieler Anleger in diesem Jahr beschreiben. Die Aussicht auf steigende Zinsen und die Risikofreude der Anleger bringen Gold in arge Bedrängnis.
Heute sackte der Goldpreis sogar auf den tiefsten Stand seit vier Monaten. Eine Feinunze (31,1 Gramm) des Edelmetalls verbilligte sich zeitweise um 0,6 Prozent auf 1.205 Dollar.
Noch Anfang Juni sah es danach aus, als würde der Preis über die Marke von 1.300 Dollar steigen. Seit Mitte Juni hat Gold rund sieben Prozent an Wert verloren.
Straffere Zinspolitik erwartet
Ein wesentlicher Grund dafür, dass der Goldpreis unter Druck geraten ist, hängt mit den Spekulationen auf eine straffere Zinspolitik der Notenbanken zusammen, die sich beispielsweise bei der Fed bereits realisiert. Aber auch die Bank of England und die EZB könnten Fachleuten zufolge Kandidaten für Zinserhöhungen in den kommenden Monaten werden, wenn die Konjunktur weiter anzieht. Einige Fachleute erwarten vor allem, dass die EZB ihr milliardenschweres Wertpapierkaufprogramm reduzieren könnte.
An den Kapitalmärkten sind die Zinsen deshalb teilweise schon spürbar gestiegen. In der vergangenen Woche war beispielsweise die Rendite von Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit ist am Donnerstag erstmals seit Januar 2016 über 0,5 Prozent geklettert. Das macht zinslose Anlagen wie Gold für Investoren natürlich tendenziell unattraktiver.
Konjunkturzuversicht drückt den Goldpreis
Einige Analysten führten als Grund zumindest für die heutigen Kursverluste auch den robusten US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag an, der die Zuversicht mit Blick auf die Weltwirtschaft erhöht habe.
So ist das nun mal mit sogenannten sicheren Anlagehäfen und Krisenwährungen: Wenn die Anlegerwelt keine Krisen wahrnimmt, ist auch der sichere Hafen nicht mehr gefragt. Aber die nächste Krise kommt bestimmt, wie man aus Erfahrung weiß.