Das Gold im Garten vergraben
An welchem sicheren Ort lagern Sie Ihr Gold? Anleger wollen im Hinblick auf Risikofaktoren wie einen drohenden Handelsstreit eigentlich Sicherheit – doch Gold lassen sie bisher links liegen und der Preis fällt auf Ein-Jahres-Tief, schreibt Kerstin Papon von der F.A.Z.. Was ist da los?
Seit Jahrtausenden schon ist Gold begehrt. Die Jagd nach dem gelben Edelmetall hat in dieser Zeit zahllose Goldgräber und Schatzsucher zur Verzweiflung gebracht und nur wenigen tatsächlich Reichtum beschert. Selbst heutzutage könnten Diebe, mit einem guten Metalldetektor ausgerüstet, offenbar in so manchem Garten fündig werden. Denn im Durchschnitt fast jeder zehnte Deutsche von 25 Jahren an würde einen geschenkten Barren Gold im Garten vergraben. Dies ergibt eine repräsentative Umfrage von Deutsche Börse Commodities zusammen mit dem Meinungsforscher Kantar Emnid. Auch das Wühlen in Schubladen, Schränken oder Schmuckkassetten könnte sich demnach für sie lohnen. Dort wollen rund 8 Prozent der Befragten ihr Gold lagern.
Die meisten Deutschen setzen jedoch auf mehr Sicherheit. Im Durchschnitt gut ein Fünftel der Bundesbürger würde das Stück Edelmetall zu Hause in einem gesicherten Tresor aufbewahren. Mehr als die Hälfte der Anleger würde sich auf den Weg zu ihrem Kreditinstitut machen und den Barren dort in ein Schließfach legen. Der Rest weiß oder verrät es nicht, was er mit diesem kleinen Schatz täte.
Möglicher Handelskrieg ist das höchste Risiko
Neben physischem Gold in Form von Barren und Münzen greifen Anleger häufig zu Goldfonds (ETF) oder einem mit dem Edelmetall unterlegten Wertpapier wie Xetra-Gold der Deutschen Börse. Hier lagern inzwischen 181 Tonnen Gold im Tresor – sieben Tonnen mehr als zu Jahresbeginn. Die Goldbestände der ETF sind im ersten Halbjahr nach Angaben des Edelmetallhändlers Heraeus um 2,2 Prozent oder 1,5 Millionen Unzen (31,1 Gramm) auf 73 Millionen Unzen geklettert. Die in Deutschland gehandelten ETF hätten mit 1,7 Millionen Unzen die größte Zunahme verzeichnet.
In den vergangenen Monaten seien die politischen Unsicherheiten und die Sorgen über eine weitere Eskalation der Handelsstreitigkeiten vor allem zwischen den Vereinigten Staaten und China gestiegen, sagen die Fachleute des Edelmetallhändlers Heraeus. Bisher habe der Goldpreis davon aber noch nicht profitieren können, auch wenn die Aktienkurse gefallen seien. Doch dies könne sich ändern, wenn sich die Situation verschlechtere.
Eine Verkaufswelle nach der anderen
Der Goldpreis steht unter Druck. Am Mittwoch fiel der Spotpreis für eine Feinunze (31,1 Gramm) des Edelmetalls zeitweise auf 1221 Dollar – so tief lag er zuletzt im Juli 2017. Seit Jahresbeginn beläuft sich das Minus auf 6 Prozent, seit dem Jahreshoch auf 10 Prozent. Am Goldmarkt rolle seit Wochen eine Verkaufswelle nach der anderen, so dass der Preis immer weiter falle, sagen die Analysten der Commerzbank. Inzwischen liege er auf einem Zwölf-Monats-Tief. In Euro gerechnet, ist es mit gut 1050 Euro sogar das tiefste Niveau seit zweieinhalb Jahren.
Zum Preisrückgang seit Dienstag habe die Anhörung des Vorsitzenden der amerikanischen Notenbank, Jerome Powell, vor dem Senat beigetragen, heißt es von der Commerzbank. Powell habe wie erwartet einen optimistischen Ausblick auf die amerikanische Konjunktur abgegeben, so dass die Notenbank Fed ihren graduellen Zinserhöhungszyklus fortsetzen dürfte. Dies habe den Dollar aufwerten lassen und den Goldpreis belastet. Warum das Edelmetall aber so stark verkauft werde, erschließe sich mittlerweile nicht mehr. Sorgen über eine Eskalation des Handelsstreits und eine Konjunkturabkühlung in China sprächen normalerweise für und nicht gegen Gold.
Laut Bank of America Merrill Lynch äußern sich viele der 231 befragten Fondsmanager der Welt, die zusammen ein Vermögen von 663 Milliarden Dollar verwalten, derzeit pessimistisch. Rekordhohe netto 17 Prozent halten Gold für unterbewertet – um diesen Wert übersteigt der Anteil, die das glauben, den der Pessimisten. Diese Profis sehen zu 60 Prozent einen Handelskrieg als größtes Einzelrisiko für die Märkte. Der Anteil an Aktien in ihren Portfolios ist deutlich zurückgegangen. Denn die Erwartungen zum Wachstum und zu den Gewinnen der Unternehmen seien kräftig gefallen, heißt es dort.