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Bundesbank öffnet Tür zum Goldschatz – einen Spalt breit

Einen Goldschatz von 3374 Tonnen Gewicht nennt die Bundesbank ihr eigen, schreibt Philip Plickert von der F.A.Z.. Nach dem aktuellen Marktpreis ist das Edelmetall mehr als 117 Milliarden Euro wert. Jahrzehntelang lagerte das „deutsche“ Gold aber nicht in Deutschland, sondern im Ausland: in New York, London und Paris. Nachdem der öffentliche Druck immer größer wurde, verlagerte die Bundesbank in den vergangenen Jahren gut die Hälfte der 270.000 Goldbarren nach Deutschland.

Nun zeigt sie in einer Ausstellung in Frankfurt erstmals einen Teil des Goldschatzes – aber nur einen winzigen Teil – der Öffentlichkeit. Von einer „Maßnahme für mehr Transparenz“ spricht Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele. Man wolle zeigen, „dass das Gold auch wirklich da ist“, sagt er. Es gab und gibt eine nicht kleine Szene von Zweiflern, die glauben, das Gold sei von ausländischen Zentralbanken verliehen und veruntreut worden. Manche glaubten, der Schatz sei so verloren wie das legendäre „Gold der Nibelungen“, das im Fluss versunken ist und an das die Bundesbank in ihrem Geldmuseum ebenfalls erinnert.

Nun also die Ausstellung „Gold – Schätze in der Bundesbank“. Es bleibt ein eher bescheidener Einblick. Hinter einer goldfarben gestrichenen Wand, die Barren imitiert, sind in Vitrinen acht echte Gold-Barren zu sehen. Mehr nicht. Der älteste wurde 1917 in London gegossen; ein anderer kam über Schweden nach Deutschland, wo die Degussa 1954 den Feingehalt abermals prüfte.

Seit zweieinhalb Jahrtausenden waren Goldmünzen ein wesentlicher Teil der Geldsysteme fast aller Länder, erläutern die Währungshüter. Thiele erzählt vom legendären König Krösus, der ein bimetallisches Gold- und Silber-Münzsystem einführt. In den Vitrinen im Geldmuseum sind historische Goldmünzen ausgestellt: Aus der Antike der „Solidus“ (4,54 Gramm Gewicht), Münzen aus der Völkerwanderungszeit, aus dem Mittelalter goldene Geldstücke mit byzantinischen Kaisern darauf und die berühmten florentinische und venezianische Dukaten (3,5 Gramm Gewicht), schließlich die Goldmünzen der Neuzeit, außerdem prächtige Schaumünzen und Medaillen, auf denen Könige, Fürsten und Päpste sich verewigen ließen.

Die Sammlung der Bundesbank umfasst insgesamt rund 90.000 Münzen, erzählt Hendrik Mäkeler, einer der Numismatiker der Bundesbank. Hinzu kommen noch 260.000 Geldscheine aus aller Welt, darunter ein Haufen deutsches „Notgeld“ aus der Inflationszeit.

Im späten 19. Jahrhundert gingen immer mehr Industriestaaten auf einen allgemeinen Goldstandard über, die früheren Silber-Währungen traten zurück. Die Ausstellung zeigt europäische und deutsche Goldmünzen dieser Zeit, besonders von 1871 bis 1914. Im Ersten Weltkrieg zerfiel der Goldstandard. Danach gab es Versuche, ihn wieder zu belegen. Im Bretton Woods System der festen Wechselkurse nach dem Zweiten Weltkrieg war der amerikanische Dollar an Gold gebunden. Letztlich endete die Goldbindung am 15. August 1971, als der amerikanische Präsident Richard Nixon – der Dollar war stark unter Druck geraten – das Gold-Eintauschversprechen der Notenbank Fed aufhob.

Die Goldbestände der Bundesbank stammen aus dieser Bretton-Woods-Zeit. Damals, seit den frühen fünfziger Jahren, häufte die Bundesrepublik ihre Gold-Bestände von mehreren tausend Tonnen an, weil die Exportüberschüsse mit Goldübertragungen der Notenbanken beglichen wurden. Bis zum Ende des Kalten Krieges lagerten die Barren fast vollständig in den Tresoren der westlichen Alliierten – weil in New York und London die bedeutenden Goldhandelsplätze waren und weil die Lagerung dort als sicherer galt. Nach 1990 fiel dieser Grund aber weg.
Wo das Gold aufbewahrt wird, ist ein großes Geheimnis

Nach der Jahrtausendwende wurden erstmals größere Mengen Gold nach Deutschland geholt, ein paar Hundert Tonnen. Doch die Zweifler ließen sich damit nicht beruhigen. Der Vermögensverwalter und Publizist Peter Boehringer, heute AfD-Politiker und Vorsitzender des Haushaltsausschusses, gründete eine Bürgerinitiative mit dem Namen „Holt unser Gold heim“ – und durch gezielte Kampagnen wurde der Bundesbank-Vorstand waschkörbeweise mit Protestbriefen überschüttet. 2012 beschloss der Bundesbank-Vorstand unter dem öffentlichen Druck gut die Hälfte des Goldes nach Deutschland zu verlagern.

Irgendwo auf dem Gelände der Bundesbank im Frankfurter Stadtteil Bockenheim in einem großen unterirdischen Tresorraum liegt es nun. Wo genau, wird aus Sicherheitsgründen nicht verraten. In einem Bildband zur Ausstellung sieht man ein Foto vom damaligen Kanzler Helmut Kohl, der in den neunziger Jahren die glänzenden Barren in den Regalen befühlen durfte.

Das Bundesbank-Gold macht immerhin 1,8 Prozent des Welt-Goldbestandes aus. In Frankfurt lagern knapp 1 Prozent der Welt-Goldbestände, hebt Thiele hervor. Obwohl seit drei Jahrtausenden nach Gold gesucht wird, ist die Menge immer noch überschaubar. Das gesamte bislang geförderte Gold der Erde passt in einen Würfel von 21,3 Meter Kantenlänge und hat ein Gewicht von 187.200 Tonnen. Knapp die Hälfte des Edelmetalls ist zu Schmuck verarbeitet worden. Das „Gold der Deutschen“ im Bundesbank-Besitz würde in eine kleine Garage passen. Dicht gestapelt entspräche es einem Würfel von etwa 5,6 Meter Kantenlänge.

Gold ist eben ein unglaublich dichtes, schweres Material. Ein einziger Barren, den Besucher im Geldmuseum in einer Vitrine anfassen und hochheben dürfen, wiegt 12,5 Kilogramm, obwohl er noch nicht mal so groß wie eine Milchtüte ist.

In Deutschland wird kaum Gold in der Natur gefunden. Die Ausstellung informiert über die wichtigsten Fördergebiete in Europa seit der Antike, später kam viel Gold aus Mittel- und Südamerika. Im 19. Jahrhundert lösten Funde in Kalifornien einen Goldrausch aus, auch in Südafrika wurden große Mengen aus der Erde geholt. Der größte Goldproduzent ist heute übrigens China, mit etwas mehr als 450 Tonnen im Jahr, gefolgt von Australien, Russland, den Vereinigten Staaten, Kanada und Peru, während Südafrikas Förderung deutlich abnimmt.

Welche geldpolitische Bedeutung das Gold noch hat, ist umstritten. Die Bundesbank hebt hervor, dass es der Vertrauensbildung dient. Das Gold ist Teil der Währungsreserven. Die Euro-Scheine sind aber nicht in Gold umtauschbar.

Die Ausstellung läuft vom 11. April bis 3. September, geöffnet Montag bis Freitag und Sonntag, jeweils 9-17 Uhr. Geldmuseum der Bundesbank, Wilhelm-Epstein-Straße 14, Frankfurt.   

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) ist eine überregionale deutsche Tageszeitung.

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