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Wer kauft eigentlich noch Gold?

Der Goldpreis auf den internationalen Märkten fällt seit Jahren. Viele Anleger haben Anteile verkauft, die Münzprägestätten verkaufen immer weniger. Ob die Stabilisierung gelingt? Von Gerald Braunberger.

Wenn manche unverbrüchliche Anhänger des Goldes recht hätten, müsste der Preis des Edelmetalls mindestens bis zur Wolkenuntergrenze steigen. Die Krise in Griechenland? Ein weiteres Zeichen, dass der Euro eigentlich tot ist. Das Finanzsystem? Auf Sand gebaut und nur noch durch politische Manipulationen am Leben gehalten. Das Papiergeld? Im Grunde längst verrottet und vermodert und dem Untergang durch Inflation geweiht. Dagegen aber glänzt Gold – seit Jahrtausenden und für Jahrtausende das einzige Zahlungsmittel von Bestand.

Der Preis für Gold befindet sich aber nicht an der Wolkenuntergrenze, sondern deutlich niedriger. Wer in Euro rechnet, hat im vergangenen Jahr nicht schlecht mit dem Edelmetall abgeschnitten. Aber wer, wie es an den internationalen Märkten geschieht, den Goldpreis in Dollar verfolgt, sieht den Preis seit mehr als drei Jahren in der Tendenz fallen. Seit einiger Zeit sind Versuche einer Stabilisierung um die Marke von 1200 Dollar je Feinunze (31 Gramm) zu beobachten. Ob die Stabilisierung gelingt?

Viele Anleger haben Anteile verkauft

Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, sehen viele Anhänger des Goldes diese Marktpreise als nicht seriös an. Ihre Logik ist simpel: Steigt der Preis (was er schon lange nicht mehr tut), zeigt dies einen Triumph der Marktkräfte gegen die Manipulatoren in Regierungen und Zentralbanken an. Sinkt der Preis, zeigt dies einen Triumph der Manipulatoren gegen die Marktkräfte an. Warum mal die einen und mal die anderen gewinnen, bleibt unklar. Wunderlich ist auch, dass manche Leute in der Branche, die eine manipulierte Preisbildung annehmen, dennoch auf der Basis von Charts Prognosen erstellen.

Es bedarf jedoch keiner Verschwörungstheorie, um die Entwicklung des Goldpreises zu erläutern. Ein wichtiger Grund ist eine Ermüdung der Nachfrage nach Edelmetallen durch Kapitalanleger. Dies zeigt sich unter anderem am SPDR Gold, dem größten Goldfonds der Welt. Zu seinen Glanzzeiten verwaltete er für Anleger deutlich über 1000 Tonnen. Das war mehr als die Goldreserven der Schweiz oder Großbritanniens. Seit seinem Höhepunkt hat der Fonds fast 50 Prozent seines Volumens auf nunmehr rund 700 Tonnen eingebüßt, denn viele Anleger haben Anteile verkauft. Auch wenn nach Angaben des World Gold Councils, der Interessenvereinigung der Goldproduzenten, im ersten Quartal der Edelmetallbestand aller börsennotierter Goldfonds geringfügig gestiegen ist, lässt sich daraus keine starke Hausseneigung herleiten.

Denn Münzprägestätten in den Vereinigten Staaten und in Australien berichten von schwachen Verkäufen. Nach einer Schätzung des kanadischen Beratungsunternehmens TD Securities könnte der Absatz von Goldmünzen in diesem Jahr auf den niedrigsten Stand seit 2008 fallen.

Zwei Gruppen, zwei Ursachen

Die müde Nachfrage der Kapitalanleger besitzt zwei Ursachen. Eine Gruppe unter den Anlegern hat wenig Angst vor Inflation. Zwar ist das Gerede um eine bevorstehende Deflation in den Industrienationen weitgehend verstummt, und in vielen Ländern steigen die Inflationsraten geringfügig. Aber Furcht vor einer kräftigen Geldentwertung ist derzeit nicht verbreitet. Ob es bei dieser Wahrnehmung bleibt, hängt nicht zuletzt von der amerikanischen Zentralbank ab. Manche Goldfreunde behaupten, dass die Zentralbanken mit Blick auf die hohen Staatsschulden ihre Zinsen nicht mehr erhöhen können und deswegen früher oder später die große Inflation ausbricht. Falls die Fed in den kommenden Monaten ihren Leitzins erhöhen sollte, wären die Goldfreunde um eine weitere Illusion reicher.

Eine andere Gruppe unter den Anlegern hält auf längere Sicht höhere Inflationsraten für möglich. Aber sie wollen sich nicht mit Gold gegen eine Geldentwertung absichern, sondern mit Aktien und Immobilien – und in den Ländern wie den Vereinigten Staaten auch mit inflationsgeschützten Anleihen. So ist es kein Wunder, dass in Goldforen im Internet nicht nur der Untergang des Papiergeldes beschworen wird, sondern auch ein baldiger Crash am Aktienmarkt. Zu den wenigen tatsächlich schwachen Gattungen an der Börse gehören ausgerechnet Goldminenaktien. Ein Schuft, wer Böses dabei denkt.

Gerald Braunberger ist verantwortlicher Redakteur für den Finanzmarkt der "Frankfurter Allgemeine Zeitung".

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