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Vorsicht vor Schnäppchen bei Gold und Edelsteinen

Schmuckkauf im Urlaub...

"Vorsicht Betrug", schreibt Andreas Toller von der WirtschaftsWoche. Auf Urlaubsreisen sind vermeintliche Schnäppchen vom exotischen Schmuckhändler beliebt. Manche Fälschungen sind perfekt, andere lassen sich mit ein paar Tricks schon leicht enttarnen.

Urlaub in fernen Ländern mit vielen unvergesslichen Eindrücken ist nicht nur bereichernd, er macht viele auch spendierfreudig, nicht zuletzt bei den Ausgaben für Souvenirs. Und gerade Länder und Städte, in denen viele Goldschmiede und Edelsteinschleifereien zuhause sind, verlocken zu Mitbringseln aus dem Hochpreissegment, denn angeblich sind die Schmuckstücke, Juwelen und Edelmetalle den Händlern vor Ort zufolge besonders günstig. Überteuerte oder gar wertlose Verlockungen lauern in vielen Ländern, etwa in der Türkei, Sri Lanka, Teilen Afrikas, Thailand oder Madagaskar. Wer würde schon Nein sagen zu einem Diamanten zum halben Preis?

Allerdings ist der Schmuckkauf in der Ferne allzu oft mit einem bösen Erwachen daheim verbunden. Da entpuppt sich dann der Weißgoldring mit großem Saphir als billiger Silberring mit einem billigen Saphir äußerst schwacher Qualität. Die vermeintlich gut angelegten 500 bis 2000 Euro für solch einen Ring lösen sich dann mit dem Urteil eines Sachverständigen zu 80 Prozent in Luft auf.

Heinrich Butschal, Goldschmied und Gutachter aus München, untersucht und begutachtet schon seit 40 Jahren Edelmetalle und Edelsteine. Er kennt die Maschen der Fälscher und Betrüger, wenn es um Schmuck und Juwelen geht. „Die Fälschungen werden mit den Prüfmethoden immer besser“, sagt Butschal. „Es gibt auch teure und hochwertige Fälschungen. Dann ist einem Goldbarren nicht anzusehen, ob er echt oder gefälscht ist.“ Im Grunde, so der Schmuckexperte, hat der Laie keine Chance, Steine und Edelmetalle als Imitate oder Fälschungen zu erkennen.

Betrüger treiben großen Aufwand

Dass Schmuckkäufer auf Betrüger hereinfallen, passiert auch nicht nur Touristen. Butschal berichtet von einer in Deutschland lebenden Türkin, die sich aus Antalya einen Verlobungsring für 2000 Euro mitgebracht hat. Zurück in Deutschland kamen ihr wohl Zweifel an ihrem landsmännischen Händler. Butschal begutachtete den Ring – und eröffnete seiner Kundin, dass so ein Ring aus Silber mit künstlich hergestelltem Zirkonia-Schmuckstein hierzulande für 199 Euro erhältlich sei.

Weit krasser schildert der Schmuckexperte den Fall eines jungen Deutschen, der nach einem Urlaub in Zentralafrika eine Einheimische heiratete. Kurz nach der Hochzeit erfuhr er, dass der Onkel der Braut dieser angeblich 50 Kilo Gold in einem Bankschließfach vermacht habe. Das Brautpaar wollte den Goldschatz nach Deutschland überführen und dort zu Geld machen – immerhin heute mehr als 35.000 Euro pro Kilo, insgesamt nach heutigen Maßstäben also rund 1,7 Millionen Euro. Aber nachdem der junge Bräutigam von Deutschland aus mehr als 50.000 Euro für Gebühren und Transferkosten vorgestreckt hatte, machten sich die Braut und der angebliche Transporteur des Goldes aus dem Staub. Nicht nur das Geld, auch die Frau war weg.

Echte Schnäppchen gibt es nicht

Hätte das Betrugsopfer darauf bestanden, das Gold vor der Begleichung angeblicher Transaktionskosten zu sehen, wäre ihm der Verlust vielleicht erspart geblieben, schließlich gab es gar kein Gold. Hätten die Betrüger ihm dennoch eine Probe vorgelegt, hätte er sie zumindest untersuchen können. Ein Goldhändler, dem man das Gold zum Kauf anbietet, hätte vergoldetes Messing, Kupfer oder Wolfram jedenfalls sicher erkannt.

Dominik Lochmann, Geschäftsführer der ESG Edelmetall Service GmbH, die Gold kauft, verkauft und recycelt, rät Verbrauchern beim Goldkauf generell zu großer Vorsicht. Grundsätzlich sei bei Schnäppchenpreisen Vorsicht geboten, das gelte auch oder gerade für Angebote im Internet. „Warum sollte jemand einen Goldbarren für weniger Geld verkaufen, wenn er mehr dafür beim direkten Verkauf an eine Bank oder einen Goldhandel bekommt?“ Werden dem Käufer zur Begründung abstruse Geschichten aufgetischt, sollte er ablehnen.

Experte Butschal rät vom Gold- oder Schmuckkauf in fernen Ländern eher ab. Seriöse Händler wären dort ebenso teuer wie hierzulande. „Die in arabischen Ländern beliebten Goldarmreifen gibt es zum gleichen Preis in München am Bahnhof. Die Preise für solchen Schmuck liegen dabei nur leicht über dem Preis für das enthaltene Gold.“

Gold am Klang erkennen

Laien bleiben nur wenige Möglichkeiten, Gold auf Echtheit zu prüfen. Aber mit diesen lassen sich besonders dreiste Fälschungen leicht enttarnen. Besonders achten sollten Sie auf Farbe, Gewicht, Abmessungen und Magnetismus. Die Farbe bietet nur einen ersten Anhaltspunkt: Je höher der Goldgehalt umso gelber ist das Gold. Gibt es einen Stempel zum Goldanteil (zum Beispiel 999 für 99,9 Prozent oder 24 Karat), ist das zumindest ein Argument für die Echtheit. In Asien etwa beträgt der Goldanteil hochwertigen Goldschmucks meist 91 Prozent, also 910 Tausendstel.

Einen weiteren Anhaltspunkt bietet das Gewicht. Ein Ein-Kilo-Barren aus 999er Gold hat hierzulande zum Beispiel die Maße 117x51x9 Millimeter – und ist damit noch etwas schmaler und kürzer als ein iPhone, dafür aber um ein Drittel dicker. Ein iPhone bringt aber nur 130 Gramm auf die Waage, der Goldbarren ist fast achtmal so schwer. Normalerweise tragen Barren auch die Prägung des Herstellers, so dass sich die genauen Abmessungen eines Vergleichsbarrens recherchieren lassen. Einige Beispiele sind auf goldbarren.de zu finden. Offenkundig gefälscht sind Barren mit identischer Seriennummer.

Aber selbst wenn der kleine Quader schwer in der Hand liegt und das spezifische Gewicht stimmt, gibt das keine Gewissheit. Ein goldummantelter Wolframkern, wie ihn Fälscher etwa bevorzugen, kommt nämlich auf fast exakt das gleiche Gewicht. Ohne die Geräte eines Spezialisten, etwa für die Röntgen-Fluoressenz-Analyse oder eine Ultraschallmessung, wird es dann schwierig. Manchmal hilft zur Prüfung ein starker Magnet. Reines Gold ist nämlich überhaupt nicht magnetisch, Fälschungen hingegen oft schon.

Lochmann zufolge lassen sich echte Goldmünzen auch am Klang erkennen. „Fallen sie auf eine harte Oberfläche, klingen Varianten aus echtem Gold hell und anhaltend, ähnlich einer Triangel“, erklärt er. Aber auch bei dieser Methode bleiben Unsicherheiten. „Gewissheit über die Echtheit seines Goldes erlangt, wer sich an den Edelmetallhändler seines Vertrauens wendet.“, betont Lochmann. Der kann mit seinen Geräten meist auch den Goldgehalt von Schmuckstücken bestimmen.

Edelsteine an der Quelle noch teurer

Weit schwieriger ist die Bestimmung von Edelsteinen. Rubine und Saphire etwa werden schon seit mehr als hundert Jahren gefälscht und immer wieder durch synthetische oder billigere Halbedelsteine wie Spinell oder Korund ersetzt. Diamanten sind von Zirkonia, dass nur ein Tausendstel kostet, kaum zu unterscheiden. Hinzu kommt, dass die Qualität eines Edelsteins ohne Fachkenntnis und Erfahrung kaum zu bestimmen ist, aber insbesondere die Güte eines Steins über dessen Preis entscheidet.

Die Hoffnung, größere und schöne Steine im Ausland zu ergattern, als es das Budget in Deutschland erlauben würde, erweist sich allzu oft als trügerisch. „Am häufigsten werden Schnäppchenjäger Opfer von Fälschern. Sie glauben, dass Edelsteine in ihren Quellländern, zum Beispiel in der Türkei, Sri Lanka oder Zentralafrika, deutlich günstiger zu bekommen sind. Wer aber versucht, Schnäppchen zu machen, fällt leichter auf die Nase“, sagt Butschal.

Tatsächlich seien etwa Saphire aus Sri Lanka vor Ort teurer als im Rest der Welt, gleiches gelte für Diamanten aus Kapstadt oder Opale aus Australien. „In der Türkei etwa waren die Preise für Schmuck vor einigen Jahren sogar fünf- bis achtmal so hoch wie hier. Inzwischen sind die Angebote nur noch um 50 Prozent zu teuer, dafür tauchen mehr Fälschungen aus der Türkei auf.“

Nichtssagende Zertifikate und kleine Anhaltspunkte

Butschal zufolge bieten selbst beiliegende Echtheitszertifikate kaum Schutz. Oftmals fehlen Angaben oder sind die Aussagen zur Güte schlicht falsch oder nur selektiv. Letztlich dienen sie nur dazu, das Misstrauen beim Käufer zu reduzieren, für Laien ist ihr Wert sonst nicht erkennbar.

Echte Diamanten bleiben angeblich klar, wenn man sie anhaucht, Imitate bleiben hingegen länger beschlagen. Außerdem weisen Edelstein als Naturprodukte kleine Einschlüsse auf, die unter der Lupe erkennbar sind. Nur die teuersten und hochwertigsten Edelsteine weisen keine oder kaum Einschlüsse. Imitaten hingegen fehlt meist diese Natürlichkeit, sie sind somit zu schön, um echt zu sein. Allerdings: Selbst Imitate wie Zirkonia gibt es mittlerweile mit kleinen Einschlüssen, um echte Steine noch besser zu imitieren. Ohne spezielle technische Prüfverfahren, gibt es daher auch hier keine Gewissheit.

Anhaltspunkte für die Frage, ob echt oder Fälschung, liefert bestenfalls die Einfassung der Edelsteine in Schmuck. Teure, echte Edelsteine wie etwa Diamanten werden in der Regel eine Öffnung in der Rückseite eines Schmuckstücks in die Fassung gedrückt. Billige Imitate werden hingegen meist von vorn in Ring, Armband oder Medaillon geklebt. Auch ein Sicherungskettchen am hochwertigen Verschluss sowie verlötete Ösen sprechen für Echtheit, Billigvarianten sparen sich diese Zusatzkosten.

Seriöse Händler sind nicht billig, aber sicher

Wer also seriös kaufen will, muss zu einem vertrauenswürdigen oder sogar staatlich zertifiziertem Händler gehen. Der ist zwar nicht unbedingt billiger als hiesige Händler, sorgt aber auch für nötigen Ausfuhrpapiere. Die sind nämlich für den Zoll zwingend notwendig. Als Faustformel kommen auf den Kaufpreis noch rund ein Prozent Zoll sowie 19 Prozent Mehrwertsteuer oben drauf. Wer ohne Ausfuhrpapiere mit Schmuck im Gepäck zurückkehrt und erwischt wird, macht sich der Steuerhinterziehung schuldig. Anmeldefrei sind lediglich Schmuckstücke mit alltäglichen Ziersteinen, die den Wert von ein paar hundert Euro nicht übersteigen.

Wer unbedingt Edelsteine und Schmuck aus dem Urlaub mitbringen möchte, sollte daher seriöse Händler aufsuchen und nicht irgendwelche Hinterzimmer an gefährlichen Orten. „Touristen sollten lieber in den Hotelshop gehen, dort achtet man auf einen guten Ruf“, sagt Butschal. Einen qualitativ brauchbaren Diamanten mit zwei Karat Gewicht wird es aber auch dort nicht unter 10.000 Euro geben. Was selten, gut und schön ist, ist nun einmal teuer. Das gilt auch im Urlaub.

Andreas Toller ist Online-Redakteur für die Rubrik Finanzen bei der "WirtschaftsWoche".

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