"Kaufen Sie chinesischer"

Vermögensverwalter Stefan Klapprott von Consulting Team sieht den Goldpreis wieder steigen. Bis zum Jahresende ist noch einiges drin.

boerse.ARD.de: In letzter Zeit wird physisches Gold weniger nachgefragt. Der Goldpreis scheint sich aber zu stabilisieren. Wie passt das zusammen?

Stefan Klapprott: Die Entwicklung des Goldpreises wird bekanntermaßen nicht vom physischen Handel, sondern in großen Teilen von der Terminhandelsbörse COMEX beeinflusst. Seit neuestem sind dem Gremium für das Goldpreis-Fixing eine chinesische und eine südafrikanische Bank beigetreten. Die China Construction Bank kommt in Kürze hinzu.

boerse.ARD.de: Und wie soll sich das auswirken?

Klapprott: Da besonders die Chinesen an einer wertgerechten Preisfeststellung für den Goldpreis langfristig interessiert sind, sollte sich allmählich eine marktgerechte Preisbildung nach tatsächlichem Angebot und Nachfrage herauskristallisieren.

boerse.ARD.de: Wie geht es dann weiter mit dem Goldpreis?

Klapprott: Eine moderate Kurssteigerung in Richtung 1.300 bis 1.400 US-Dollar für den Goldpreis erscheint für die zweite Jahreshälfte 2015 aus den vorgenannten Gründen möglich.

boerse.ARD.de: Derzeit trennen sich Münzanleger von ihren Goldmünzen. Sie gelten als die wahren Fans. Deutet das nicht auf einen weiteren Preisverfall hin?

Klapprott: Die Meldungen, dass der Absatz an Edelmetallmünzen international rückläufig sei, liegt vermutlich an der aktuellen Berichterstattung in den Medien. Die Griechenlandkrise führte bisher zu keinem "Angstbild" wie noch vor einigen Jahren. Professionelle Investoren sind bereits antizyklisch gut platziert, beziehungsweise bauen Bestände moderat weiter aus und potenzielle Anleger warten auf klare – zyklisch – steigende Kurse.

Die Denkweise in unseren Breitengraden zur "Kaufentscheidung" oder "Nicht-Kaufentscheidung" sollte einfach betrachtet - "chinesischer" werden: Kaufen, solange der Markt es zu günstigen Preisen ermöglicht.

Das Gespräch führte Bettina Seidl.