Ist der Goldpreis saisonabhängig?
Indien hat Diwali und Akshaya Tritiya. Und China hat das chinesische Neujahr…
Aber was ist mit westlichen Anlegern? Gibt es in unserer Tradition auch eine Zeit, die als besonders „glückverheißend“ für den Kauf von Gold gilt?
Die Antwort lautet Ja. Zumindest wenn man dem Muster glaubt, das sich bei den Londoner Edelmetallhändlern abzeichnet.
Demnach gibt es für den Goldmarkt ein „Sommerloch“. Während es in der Zeit zwischen Mai und August außen in Strömen gießt (zumindest in England), gehen Handelsvolumen und Preise zurück.
Manche bringen es mit dem saisonbedingten Rückgang der indischen Nachfrage in Zusammenhang (die als „Shradh“ bekannte Zeit, wenn viele Hindus ihre Ahnen verehren, die jedoch als unheilvoll für neue Projekte gilt – für Hochzeiten ebenso wie für neue Investitionen).
Aber wie wir gestern berichteten, neigt die indische Nachfrage eher dazu, auf die Preis zu reagieren… und nicht, sie zu beeinflussen. Außerdem konnte man beobachten, dass die Rekordwerte der indischen Goldimporte Anfang 2013 nicht den kurz darauf folgenden, drastischsten Goldcrash seit drei Jahrzehnten aufhalten konnten.
Die Nachfrage von chinesischen Einzelhändlern lässt ebenfalls im Sommer etwas nach. Allerdings sind die Großhändler davon nicht betroffen. Aber auch China als weltweit größter Goldkonsument richtet sich mehr nach den Preisen als dass es diese mitbestimmt.
Was auch immer der Grund dafür ist, denke ich schon, dass es beim Goldpreis eine Art saisontypisches Verhalten gibt. Zumindest ist dieses Muster deutlicher als die Binsenweisheit „Verkauf im Mai“, die man immer noch auf den britischen Aktienmärkten hört.
Sie sehen es an dem folgenden Chart (der sich auf die Goldpreise in britische Pfund bezieht). Darauf werden die durchschnittlichen Monatspreise in verschiedenen Zeiträumen dargestellt.
Darauf erkennt man einen Rückgang im Sommer, sowohl in den Jahren von 1995-2004 als auch für die Phase 2005-2014. Genauer gesagt hatten britische Anleger im letzten Jahrzehnt 8 Mal die Möglichkeit, von Anfang bis Mitte Sommer günstiger Gold zu kaufen und es gegen Jahresende zu einem höheren Preis zu verkaufen.
Das ist eine weitaus bessere Rate als bei der angeblichen Sommerflaute der britischen Aktienmärkte. Das Börsensprichwort empfiehlt: Sell in May and come back on St. Leger’s Day (der Tag im September, an dem ein großes Pferderennen in England stattfindet).
Aber in den letzten zehn Jahren erreichte der FTSE-Index nur 5 Mal im Mai mehr Punkte als im September.
Einige Goldanleger verwenden vermutlich dieses saisonale Muster als Richtlinie, um günstig einzukaufen und zu einem späteren Zeitpunkt mit Gewinn zu verkaufen.
Aber niemand kauft genau zum Monatsdurchschnitt. Und die Vergangenheit ist natürlich auch kein Garant für die Kursentwicklungen der Zukunft.