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Goldpreis leidet unter China und Amerika

Der Goldpreis ist am Montag deutlich gefallen. Ein Grund: China besitzt wesentlich weniger Gold als gedacht. Auch die erwartete Zinserhöhung in Amerika drückt auf den Preis, schreibt Franz Nestler von der F.A.Z.

Der Goldpreis ist am Montag wie ein Stein gefallen und schien  keinen Halt zu finden: Um bis zu 5,5 Prozent ging es nach unten auf lediglich noch 1072,35 Dollar je Feinunze (etwa 31,1 Gramm). Bis zum Dienstagmorgen kämpfte sich der Preis nur mühsam über die Marke von 1100 Dollar zurück. Es war das erste Mal seit dem 26. März 2010, dass Gold wieder unter 1100 Dollar handelte. Der kurzzeitige Tiefpunkt von 1072,35 Dollar war sogar der niedrigste Stand seit dem 3. November 2009.

Der Preisrutsch wurde durch viele Verkäufe an der Goldbörse in Schanghai ausgelöst. Dort wurden in einem wichtigen Terminkontrakt mehr als eine Million Losgrößen gehandelt – in nur zwei Minuten. Das würde etwa fünf Tonnen des Metalls entsprechen, umgerechnet etwa 160 Millionen Dollar. Der Durchschnitt im Juli soll aber lediglich bei 30.000 Losgrößen am Tag gelegen haben.

Gleichzeitig wurden laut „Financial Times“ bei der amerikanischen Edelmetallbörse Comex 7600 Losgrößen für den August-Kontrakt mit einem Wert von 860 Millionen Dollar gehandelt. Das geschah, als viele amerikanische und europäische Händler im Bett lagen, was dafür spricht, dass von Asiaten ein großes Geschäft abgeschlossen wurde – mutmaßlich von Marktteilnehmern, die nicht unter europäischer oder amerikanischer Regulierung stehen.

Ein fundamentaler Grund für die sinkenden Edelmetallpreise liegt in China. Dort hat die chinesische Zentralbank das erste Mal seit sechs Jahren über ihre Goldbestände informiert – was sie stets ohne Vorankündigung tut und nur etwa alle fünf Jahre. Mittlerweile hält das Land nach diesen offiziellen Angaben 53,32 Millionen Feinunzen, was rund 1658 Tonnen entspricht. Das sind knapp 60 Prozent mehr als im Jahr 2009, als die bisher letzten offiziellen Zahlen veröffentlicht wurden. Damals lagerten in den Tresoren der Nationalbank lediglich 1054 Tonnen.

Doch es ist auch nur die Hälfte von dem, was der Markt eigentlich erwartet hatte. Das hat Ängste genährt, dass die chinesische Notenbank dauerhaft nicht so viel Gold kauft wie erhofft. Verschärft wurde die Situation für das Edelmetall noch mit den taumelnden Aktienmärkten. Immer weniger Menschen haben noch Geld, um sich Gold leisten zu können. Noch ist das Land vor Indien der größte Käufer am Goldmarkt, beide Länder zusammen haben einen Anteil von rund 50 Prozent auf dem Markt.

Gut für die Wirtschaft, schlecht für das Gold

Eine weitere Sorge für den Goldmarkt kommt von der anderen Seite des Pazifiks, nämlich aus den Vereinigten Staaten. Dort entwickelt sich die Wirtschaft offensichtlich hervorragend: Es gibt gute Konjunkturdaten, angefangen von der Hausbaustatistik bis hin zu den Konsumentenpreisen. Das ist zwar gut für die Wirtschaft, aber wohl schlecht für den Goldpreis. Denn dadurch ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass die amerikanische Zentralbank Fed ihre Zinsen anhebt. Auch Janet Yellen, die den Vorsitz über die Fed hat, ließ bereits wissen, dass das dieses Jahr durchaus möglich wäre. Höhere Zinsen dürften den Dollar stärken. Da Gold in Dollar abgerechnet wird, würde es für ausländische Käufer teurer werden, das Edelmetall zu erwerben. Die Folge wäre klar: Es würde insgesamt weniger Gold nachgefragt, was die Preise weiter purzeln lassen würde.

Das Edelmetall hat seit Jahrhunderten den Ruf, in Zeiten der Krise beständig zu sein und den Wert zu erhalten – daher auch der Spitzname „Pessimistenmetall“. Wenn es der Wirtschaft gut geht, stehen die Chancen für Gold schlecht. Das sorgt mittlerweile für große Skepsis am Goldmarkt. Erstmals seit Beginn der Datenaufzeichnungen im Jahr 2006 gab es 1100 Wetten mehr auf sinkende als auf steigende Preise, sogenannte Netto-Short-Positionen.

Mit den neuen Zahlen aus China und den Vereinigten Staaten dürfte das Verhältnis noch mehr in Richtung sinkender Goldpreis gegangen sein. Auch wird von Fonds kaum noch Gold gekauft. So sind die Goldbestände solcher Fonds um 15,7 Tonnen gesunken – der stärkste Rückgang seit etwa zwei Jahren, als der Goldpreis ebenfalls sehr stark fiel.

Auch andere Edelmetalle konnten sich dem Abwärtssog nicht entziehen. Der Preis für Platin fiel um 3,8 Prozent auf 950 Dollar je Feinunze – ein Sechsjahrestief. Silber gab immerhin noch 1,8 Prozent auf 14,50 Dollar ab und notierte so niedrig wie zuletzt Anfang des Jahres. Und der Preis für Palladium war mit etwa 600 Dollar so niedrig wie zuletzt im Oktober 2012.

Franz Nestler ist Redakteur bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Er schreibt über Finanzmärkte, insbesondere über E-Finance-Themen sowie Rohstoffmärkte.

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