Geheimnisse des reichsten Mannes der Welt
Was Carlos Slim und seine Kunstsammlung darüber verraten, wie man mit geringen Investitionen viel erreichen kann…
Carlos Slim Helú hat eine Menge Geld, schreibt Adrian Ash von BullionVault. Das heißt, eigentlich hat er eine Menge Vermögenswerte. Laut Forbes Magazine sind diese 73 Mrd. USD wert.
In seinem Heimatland Mexiko wird Slim durch sein Vermögen zu einer Schlüsselfigur in Büchern über Erfolg und Business. Und Forbes aktuelle Liste der reichsten Männer der Welt von März wird auch bereits zum vierten Mal in Folge von dem mexikanischen Telekom-Magnat angeführt.
Aus dem Magazin geht auch hervor, dass es allerdings Bill Gates von Microsoft zwischenzeitlich gelang, Slim zu überholen und wieder die Führungsposition einzunehmen. Grund hierfür war vor allem der Einbruch der mexikanischen Börse. (Steve Forbes scheint sich sehr für solche Daten zu interessieren. Vielleicht weil er selbst gerade einmal auf 430 Mio. USD kommt und von daher zu „arm“ ist, um sich für seine eigene Liste zu qualifizieren.) Aber die mexikanische Wertpapierbörse Bolsa hat sich seitdem wieder erholt. Und bedenkt man seine Kunstsammlung, die ich letzte Woche in Mexiko bewundern konnte, so muss sich Slim wohl kaum Sorgen über seinen Ruhestand machen – in den er, wie es scheint, allerdings noch nicht so schnell gehen möchte.
Benannt nach Slims verstorbener Frau, ist die Soumaya Gallery eher eine für einen Zweck errichtete Lagerhalle inmitten von Polanco, einem schnell wachsendem Einkaufs- und Geschäftsviertel in Mexiko-Stadt. Praktischerweise befindet sich nebenan auch gleich ein Bürokomplex von Telcel, und darin eine Filiale der Restaurant-Kette Sanborns, die ebenfalls Carlos Slim gehört (und deren Burritos ihresgleichen suchen).
Die Soumaya-Galerie ist genauso vollgestopft wie ein Burrito. Sie beherbergt rund 66.000 Kunstobjekte in einem sechsstöckigen Gebäude, das von außen verhältnismäßig klein wirkt. Slims Galerie beinhaltet eine umfangreiche mexikanische Münzsammlung, drei Van Goghs, einige Mirós, Cranachs Adam und Eva (sowie sein Portrait von Martin Luther), eine Skizze von Picasso, zahlreiche Werke von Diego Rivera und David Alfaro sowie chinesische Elfenbeinschnitzereien und viele weitere Raritäten.
Die Herzstücke der Ausstellung befinden sich allerdings im Obergeschoss. Von all den Bronzeabgüssen dort widmet sich die eine Hälfte Salvador Dali und die andere Auguste Rodin. Und hier kommen wir auch zu Slims Geheimnis hinter seiner Kunstsammlung. Dieses hat nichts damit zu tun, wie er all diese Exponate anhäufen konnte – dies liegt klar auf der Hand. Allerdings lässt sich mit Geld nicht Geschmack kaufen. Doch man kann alles im Überfluss kaufen. Und wo sonst sollte der reichste Mann der Welt solche kulturellen Schätze sehen wenn nicht in einem Museum, das er selbst errichten ließ. Und diese ferner der mexikanischen Bevölkerung zur Verfügung zu stellen – kostenlos – hat zudem einen ausgezeichneten Werbeeffekt.
Was zumindest für mich ein Geheimnis darstellt, ist, ob Carlos Slim auch physisches Gold oder Silber hält. Wiederum ist bekannt, dass er große Anteile im Bergbauunternehmen Minera Frisco besitzt, womit er in 2010 und später nochmals in 2012 eifrig seine Investitionen in Goldminen ausbaute. Und seine Äußerungen zu Geld und Reichtum sind im Einklang mit den meisten mir bekannten Goldbugs (Investoren, die Gold kaufen und auf einen langfristigen Bullenmarkt spekulieren).
Aus was besteht also sein Reichtum? „Das ist nur Papiergeld, kein Realwert“, sagte er in 2007 gegenüber dem Wall Street Journal.
Wie lautet sein Geschäftsmotto? „In guten Zeiten sparen, um in schlechten Zeiten Entlassungen zu vermeiden.“
Und wie lautet sein Ratschlag hinsichtlich Investitionen? „Es gibt Zeiten, in denen Dinge, die normalerweise teuer sind, nur wenig kosten. […] Ich habe von meinem Vater gelernt, dass man in einer Krise ständig investieren und reinvestieren muss.“
Diese letzte Aussage unterstützt die Behauptung mancher, dass es sich bei Slim um einen modernen „Raubritter“ handle, also jemand, der massiv investiert, wenn die Preise niedrig sind, um somit massenhaft Produktionsmittel anzuhäufen. Das regelrechte Aufsaugen von wertvollen Unternehmen während der zahlreichen Währungskrisen, die Mexiko und Lateinamerika in den 1980ern hatte, ist eines der „Geheimnisse des reichsten Mannes der Welt“, einem der Erfolgsbücher, die man in dem Souvenirladen der Soumaya-Galerie findet.
Also falls sich Slim für Edelmetall interessiert (und er mag auf jeden Fall Münzen), müsste ihm der Preissturz von Edelmetall in diesem Frühjahr sehr recht gewesen sein. Inzwischen hat sich Gold allerdings fast vollständig wieder von dem Einbruch im Juni erholt. Silber erreichte sogar seinen höchsten Stand seit 14 Wochen, so dass der Anstieg der Edelmetallpreise von einem 2- beziehungsweise 3-Jahres-Tief nun für jedermann offensichtlich ist. Das Geheimnis bestand vielmehr darin, zu wissen, dass man während solch eines Kurseinbruchs entweder kauft oder zumindest an seinen Beständen festhält.
Artikel übersetzt und bearbeitet von Steffen Grosshauser.