Erleben wir gerade eine Deflation?
Auf dem Goldmarkt in Shanghai scheint das chinesische neue Jahr bereits begonnen zu haben.
An diesem Donnerstag beginnt das Jahr des Schafes. Aber bereits heute sank in China das Handelsvolumen für Goldkontrakte in die Nähe eines Mehrjahrestiefs.
Goldhändler auf der New Yorker Comex verloren bereits vor drei Wochen das Interesse. Die momentane Gesamtzahl an Gold-Futures und –Optionen ging seit der Spitze Ende Januar um 15% zurück. Dieser Rückgang fiel zeitlich auch mit dem Rückfall der Goldpreise zusammen.
Auf den ersten Blick passen diese Rückgänge mit anderen Geschichten vom diesjährigen Finanzmarkt zusammen. Die Deflation ist allerorts zu sehen – von Tokyo bis nach New York. Sie reduziert die Preise… und beunruhigt die Zentralbanker.
Aber betrachten wir das Ganze einmal etwas genauer, zum Beispiel die neuen britischen Verbraucherpreisdaten. Es stimmt, die Schlagzeilen zu diesem Index sprechen von einem Rekordtief der jährlichen Inflation mit dem stärksten monatlichen Rückgang seit der Dotcom-Blase in 2000.
Der Einzelhandelspreisindex von Januar 2015 zeigt tatsächlich zumindest den stärksten monatlichen Rückgang der britischen Lebenshaltungskosten seit der Finanzkrise in 2008/2009.
Doch auf was wirkt sich solch eine „Deflation“ wirklich aus?
Denn wenn man Lebensmittel und Treibstoff außer Acht lässt, so steigt die Kerninflation bereits seit zwei Monaten, wie Andrew Sentance, ein ehemaliger Angestellter der Bank of England, erklärt. Dieses Maß der „Kerninflation“ ist heutzutage ohnehin bedeutender, seitdem die Finanzkrise vor sechs Jahren die Rohölpreise zerstörte.
Der letzte Absturz von Rohöl brachte auch andere Märkte durcheinander. So sank beispielsweise auch das britische Pfund nach Veröffentlichung der Inflationsdaten. Auf der anderen Seite stiegen die Renditen für britische Staatsobligationen… und zwar trotz der reißerischen „Deflations“-Schlagzeilen.
Auch die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen stiegen wieder auf über 2,0%. Die Frage ist nur, ob es die britische oder amerikanische Zentralbank wagt, die Zinsen in 2015 anzuheben, wenn gleichzeitig die Medien im Zusammenhang mit den Verbraucherpreisen von Deflation sprechen und zudem andernorts weiter die Zinsen gesenkt werden.
Dies alles wird aber wohl nicht die Vermögenspreise beeinträchtigen und beispielsweise zu einem Absturz der Immobilienpreise führen, falls es nicht zu anderen gravierenden Einbrüchen kommt.
Stellen Sie nur sicher, dass Sie den Rückgang der Ölpreise nicht mit einer wirklichen Deflation verwechseln.