Gold News

Die niederländische Zentralbank und ihre Goldreserven

Es sei nicht mehr nötig, so viel Gold in New York zu haben, meint die DNB. Immerhin sei der Kalte Krieg vorbei…

Kürzlich hat die niederländische Zentralbank (DNB)  ihre Goldbestände global hin- und hergeschoben, schreibt Adrian Ash von BullionVault.

Dabei wurden 122 Tonnen aus New York nach Amsterdam gebracht. 122 Tonnen – das ist eine ordentliche Menge Edelmetall. Und jede Menge Transportkosten. Manch einer mag es vor allem aus zwei Gründen für sinnvoll halten.

Erstens werden dadurch die Bestände „ausgewogener“ in Hinsicht auf ihren Standort, schreibt die DNB in ihrer jüngsten Pressemitteilung. Fast ein Drittel des Edelmetalls wird nun „zu Hause“ verwahrt, und knapp ein weiteres Drittel befindet sich immer noch in New York. Zusätzlich lagern rund 20% in Kanada und ungefähr die gleiche Menge in London.

Ferner vermeidet die DNB mit ihrer Nachricht vom vergangenen Freitag, dem gleichen Druck wie andere Länder ausgesetzt zu sein. Ein wachsender Trend unter dem Motto „Holt unser Gold heim!“ macht sich derzeit in Europa breit. Dies hat bereits Deutschland in eine defensive Lage und Erklärungsnöte gebracht, weil die Rückholung des Golds aus New York viel langsamer als geplant vonstatten geht. Der gleiche Druck führte auch zu dem Referendum, bei dem am Sonntag über die Schweizer Goldreserven entschieden werden soll. Wie am Montag bekannt wurde, möchte auch die rechtspopulistische Partei Front National offensichtlich auf diesen Zug aufspringen und sich mit dem Thema nationale Goldreserven auf Wählerfang begeben.

Aber Wähler ahnen, dass sich der Besitz von Goldreserven zwar als weise Entscheidung erweisen könnte, es allerdings wenig Sinn macht, alles im Inland zu lagern und zusätzlich dafür zu stimmen, es niemals verkaufen zu dürfen.

Nur Despoten und solche, deren Ruf ohnehin schon ruiniert ist, halten ihre gesamten Reserven im eigenen Land. (Äh, naja, und außerdem die USA und Großbritannien.) Denn die inländische Aufbewahrung des gesamten Edelmetalls macht nur dann wirklich Sinn, wenn die jeweilige Regierungen mit globalen Sanktionen rechnet… oder einer ausländischer Invasion… oder einem Bürgerkrieg.

Bereits Alan Greenspan, ein ehemaliger Chef der US-Notenbank wusste, dass Gold nur in absoluten Notfällen zu Geld gemacht werden sollte. Das Zahlmittel der letzten Instanz wurde eingeführt - und seitdem immer wieder verwendet - zu Zeiten des Misstrauens und der Gewalt. Denn es kann auch dann noch verwendet werden, wenn sämtliche Produkte, die auf Fremdkapital basieren, abgelehnt werden.

Man denke hierbei an Deutschland während des Zweiten Weltkriegs, das damit die Nahrungsmittelversorgung sicherzustellen versuchte, oder auch an Großbritannien und Russland, die damit in 1941 den von der USA zur Verfügung gestellten Nachschub zahlten, als es nach einem Sieg der Nazis aussah, wodurch der Sterling und Rubel wertlos geworden wären.

Das gesamte Gold innerhalb der eigenen Landesgrenzen aufzubewahren – anstelle es an einer zentralen Stelle des weltweiten Goldhandels bereit zu halten – lässt darauf schließen, dass man es zu Hause als notwendiger erachtet. Das sind keine guten Aussichten für die Bewohner des jeweiligen Landes.

Dabei kommt einem vermutlich Venezuela unter Hugo Chavez in den Sinn oder auch Libyen in der letzten Phase der Regierung Gaddafis.

Auch Privatanleger können von diesen Negativbeispielen lernen. Denn wenn sie Gold kaufen und sich damit vor einem wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Zusammenbruch schützen möchten, so ist es empfehlenswert, das Edelmetall außerhalb der eigenen Landesgrenzen zu lagern.

Die niederländische Zentralbank hat sicherlich den derzeitigen Forderungen nachgegeben, einen größeren Teil ihrer Goldreserven zu Hause zu lagern. Dennoch erklärte ein Vertreter (rund eine Stunde vor der offiziellen Bekanntgabe der DNB) gegenüber dem Telegraaf, dass es „keinen Sinn mehr mache, die Hälfte unseres Goldes in einem [anderen] Teil der Welt zu halten“, womit er wohl das rund 6000 Kilometer entfernte und sich auf einem anderen Kontinent befindende New York meinte.

„Das mag während des Kalten Kriegs erstrebenswert gewesen sein, aber nicht mehr heutzutage.“ 

Nun ja, wer weiß das schon genau. Was die persönlichen Goldbestände betrifft, so sollten sich Privatanleger aber vermutlich schon überlegen, ob sie ihr Edelmetall nicht lieber in einem Land mit einem sicheren Rechtssystem lagern möchten, wohin sie notfalls auch gehen oder sich zumindest den Erlös des Verkaufes auszahlen lassen könnten, falls eventuell zukünftige Devisenkontrollen Verkauf im Inland unmöglich machen sollten.

Adrian Ash ist Head of Research / Leiter der Forschungsabteilung bei BullionVault, der weltweit führenden Handelsplattform für physische Gold- und Silberbarren. Zuvor war er Redaktionsleiter bei Fleet Street Publications und City-Korrespondent für das Daily Reckoning. Er ist u.a. regelmäßiger Autor für Forbes und BBC. Außerdem ist seine Meinung als Goldmarkt-Experte bei renommierten Medien und Finanzdienstleistern wie der Financial Times, The Economist, Bloomberg und dem Stern gefragt.

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