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Die chinesische Goldnachfrage fällt? Von wegen!

Es hängt wohl davon ab, ob man das Glas eher als hab voll oder halb leer betrachtet beziehungsweise davon, ob man zu den Goldbullen oder Goldbären gehört, wie man die jüngsten Zahlen zu den chinesischen Goldimporten über Hong Kong interpretiert. Die Mainstream-Medien jedenfalls legen diese als weiteren Hinweis darauf aus, dass die Nachfrage nach dem gelben Metall in der Volksrepublik nun endgültig einbricht.

Es stimmt schon, dass die Goldeinfuhren Chinas über Hong Kong im März auf „armselige" 81 Tonnen zurück gingen - allerdings von kolossalen 111 Tonnen im Februar - die wohl einen Ausrutscher nach oben darstellten. Ein nur etwas längerfristiger Blick auf die Zahlen zeigt allerdings, dass die chinesischen Goldimporte über die ehemalige britische Kronkolonie im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 27% STIEGEN. Und 2013 hatte China bereits Rekordgoldimporte über Hong Kong von 1.139 Tonnen gemeldet - fast das Doppelte der Einfuhren aus dem Jahr 2012. Eigentlich deuten also die neuesten Daten aus Hong Kong eher darauf hin, dass die Goldnachfrage auf dem chinesischen Festland 2014 einen weiteren Rekord erreichen könnte...

Es ist einfach so, dass es extrem irreführend sein kann, aus monatlichen Zahlen einen Trend ableiten zu wollen. Wenn man beispielsweise die Daten aus dem vergangenen Jahr heranzieht, sieht man, dass sich große Schwankungen ergeben - von nur 20 bis zu mehr als 130 Tonnen an Goldeinfuhren über Hong Kong pro Monat. Ist also der Anstieg oder Rückgang der Goldimporte in einem einzelnen Monat wirklich aussagekräftig? Eher nicht... Natürlich ging die Goldnachfrage nach dem chinesischen Neujahrsfest etwas zurück, doch die Nachfrage nach dem gelben Metall war im Vorfeld dieser Feierlichkeiten mit dem Vorjahr verglichen auch außergewöhnlich hoch, sodass ein dann folgender Rückgang nicht als überraschend betrachtet werden sollte.

Es gibt ohne Zweifel Faktoren, die vielleicht derzeit die chinesische Goldnachfrage insgesamt abschwächen, sie könnte aber auch noch im Steigen begriffen sein. Es ist einfach zu früh, um das jetzt schon mit Sicherheit sagen zu können. Dass die Mainstream-Medien scheinbar nur zu gerne die negative Sicht wählen, während eine längerfristige Sicht darauf hindeutet, dass die Nachfrage in China tatsächlich steigen könnte, dürfte auf jeden Fall weiteres Futter für die Verschwörungstheoretiker sein.

Im vergangenen Jahr lagen die Goldimporte der Volksrepublik über Hong Kong im April bei relativ schwachen 77 Tonnen - nach 136 Tonnen im März. Doch in den darauf folgenden sechs Monaten lagen die Nettogoldeinfuhren jeweils über 100 Tonnen, bevor sie im November wieder deutlich zurückgingen. Ob also Chinas Goldnachfrage wirklich fällt oder dieses Jahr doch steigen wird, dürfte sich erst in den kommenden Monaten zeigen. Noch ist es viel zu früh, um das zu entscheiden.

Hinzu kommt, dass China erst vor Kurzem direkte Goldimporte auch über Peking erlaubt hat. Diese Eröffnung eines dritten Importpunktes nach Shenzhen und Shanghai bedroht nun die führende Position Hong Kongs im chinesischen Goldhandel, da jetzt mehr Gold über eine Route auf das Festland gelangen kann, auf der die Einfuhrzahlen nicht gemeldet werden. Es dürfte also noch schwieriger werden als bereits jetzt, die tatsächliche chinesische Goldnachfrage abzuschätzen.

Björn Junker ist Chefredakteur von GOLDINVEST.de und verfügt über langjährige Erfahrung im Rohstoffsektor. Er erstellt Hintergrundberichte und aktuelle Kommentare zum Geschehen an den Rohstoffmärkten und verfolgt die Entwicklung ausgewählter Minengesellschaften aus dem Bereich der Edelmetalle, Basismetalle und sonstiger Rohstoffe.

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