Deutschland stellt seine Goldverkäufe ein
Keine Goldverkäufe der Zentralbanken seit Juni; niedrigstes Niveau seit 1988…
Die Goldverkäufe unter dem aktuellen Abkommen zwischen den westeuropäischen Zentralbanken betrugen in den letzten neun Monaten Null, wie kürzlich erschienene Daten des World Gold Council belegen. Dies ist die längste Dauer ohne Verkäufe seit 1988.
Deutschland, das Land mit den zweitgrößten Goldreserven der Welt, verkaufte bislang jedes Jahr 5 Tonnen seiner momentan 3380 Tonnen schweren Reserven für die Herstellung von Gedenkmünzen.
Zwar hat die tschechische Zentralbank 270 Kilogramm veräußert, allerdings gehört Tschechien nicht zu dem CBGA-Abkommen (Central Bank Gold Agreement) und ist auch kein Mitglied des Euro-Währungsgebiets.
Die französische Banque de France kaufte in den vergangenen neun Monaten 129 Kilogramm Gold.
Die Goldverkäufe durch europäische Zentralbanken nahmen in den 1990er Jahren stark zu, wie die französische Investmentbank Natixis erklärt. Dies geschah, als die Goldpreise auf dem niedrigsten Stand seit 20 Jahren fielen, nachdem das britische Finanzministerium überraschend verkündete, im Mai 1999 die Hälfte seiner nationalen Goldbestände zu verkaufen.
Um solch eine Fehlhandlung in Zukunft zu vermeiden, wurde im September 1999 das erste Abkommen unterzeichnet. In dem Zeitraum bis 2005 wurde durch sechs der teilnehmenden Nationen die Obergrenze der durch das Abkommen erlaubten 2000 Tonnen verkauft, allen voran von der Schweiz, Großbritannien, den Niederlanden und Portugal.
Unter dem zweiten Abkommen CBGA2 wurden anschließend 75% der dann erlaubten 2500 Tonnen verkauft. Doch in den fünf Jahren des darauffolgenden Abkommens fiel die verkaufte Menge schließlich auf 10% der dann zugelassenen 2000 Tonnen.
In dem aktuellen, seit 2014 gültigen Abkommen gibt es für die 20 teilnehmenden Zentralbanken keinerlei quantitative Begrenzung, weswegen von manchen Marktbeobachtern sogar der Sinn eines solchen Vertrages in Frage gestellt wurde.
Europäische Zentralbanken stellten ihre Goldverkäufe ein, als sich in 2008 die Finanzkrise ausbreitete, erklärte Natixis. Zur selben Zeit „trat die Angst vor einer Entwertung der US-Währung ein, weswegen Zentralbanken mit einem großen Anteil von US-Vermögenswerten diversifizieren wollten“. Dazu gehörten auch viele asiatische Schwellenländer, die sich nach den Währungs- und Börsenkrisen in ihrer eigenen Region in 1997 mit großen Dollarreserven eindeckten.
Inzwischen haben allerdings „die Zentralbanken dieser Schwellenländer den zuvor angestrebten Anteil von Gold an ihren Devisenreserven erreicht, während [westliche] Zentralbanken mehr an Goldleihgeschäften interessiert sind“, fügt Natixis hinzu.
Laut des aktuellen Jahrbuchs „Gold Focus 2016“ der Edelmetallanalysten von Metals Focus war in 2015 auch die Zahl der offenen Gold-Darlehen und Swaps extrem niedrig.
Lediglich im ersten Jahr des laufenden Abkommens, genauer gesagt im September 2014, wurden unter den teilnehmenden Ländern 3,4 Tonnen Gold verkauft. In der restlichen Zeit behielten die Zentralbanken ihre Bestände bei oder waren sogar Nettokäufer.
Sowohl Natixis als auch die Edelmetall-Analysten von Thomson Reuters GFMS bestätigen, dass unter den Zentralbanken die stärkste Nachfrage weiterhin von den großen Gold-fördernden Ländern wie China und Russland stammt.