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Was mit dem Euro los ist – Teil 1

Gold ist um die Hälfte gegen den Euro gestiegen, doch Trader wetten immer noch auf den Euro…

RENOMIERTE ÖKONOMEN haben dem Euro nie gross vertraut. Es stimmt aber auch, dass geachtete Ökonomen nie ihr eigenes Geld direkt am Markt verdienen. John Maynard Keynes bestätigt das.

Eine Plage für Gold und ‚auf langer Sicht’ sorgte Keynes dafür, dass die Gelder des Kings College in Cambridge zwischen 1929 und 1945 mehr als vervierfachten. Im gleichen Zeitraum verlor die Londoner Börse im Durchschnitt bis zur Hälfte seines Wertes.

Während der Depression hielt sich Keynes von Währungen fern, aber heutzutage würde er zweifellos Euro kaufen. Wenn er nur nicht schon seit 61 Jahren tot wäre! (‚Auf langer Sicht sind wir alle tot’ lautet sein berühmter Spruch). Alle diejenigen, die sich auf der anderen Seite um ihre Grundlagen Sorgen machen, wundern sich, warum alle andere denken, dass es für den Euro 2007 besser sein wird.

„Der Euro wird behandelt, als ob er die ehemalige D-Mark wäre“ meinte Bernard Connolly der Banque AIG im Londoner Daily Telegraph im April. „Das ist er aber nicht.

Deutschland hat seine Konkurrenzfähigkeit zurück gewonnen. Es hat einen schlagenden wirtschaftlichen Überschuss und kann einem höheren Euro widerstehen: Frankreich, Italien, Spanien, Griechenland und Irland können das nicht“.

Warum können die ‚Club Med’ Länder keinen höheren Euro aushalten? Bedenken Sie:

  • Spanien hat ein Leistungsbilanzdefizit von über 9% seines Bruttoinlandprodukts; sein Wohnungsmarkt steht mit wachsenden Zinssätzen des Euros vor einem freien Fall näher.
  • Ende April warnte die irische Zentralbank, dass die Immobilienblase des Celtic Tiger, die Immobilienbörse Irlands, keine Erhöhung der Zinssätze mehr lasten werde.
  • Griechenland hat sieben Jahre gebraucht, um die Staatsverschuldung unter die vereinbarte Grenze der EU zu bringen. Leider kommt das zu spät. Mehr als 42% seiner ausstehenden Anleihen müssen in den kommenden zwei Jahren zurückbezahlt – oder weiterfinanziert – werden. Die gesamte Staatsverschuldung in Athen ist 104% des Bruttoinlandprodukts, an zweithöchster Stelle nach Italien.
  • Die vergleichbar schlechte Produktivität hat in Italien in den letzten zehn Jahren die Konkurrenzfähigkeit der Arbeitskosten zwischen einem fünftel und einem drittel im Vergleich zu Deutschland nach unten gedrückt. Höhere Zinssätze in der EU locken einen neuen Umlauf der Währungen und Italien ist auf dem globalen Markt nur für seine Arbeitskraft konkurrenzfähig.
  • Und im Mai 2007 hat Frankreich einen neuen Präsidenten gewählt, der „eine diplomatische Offensive einsetzen will…. um den Euro zu schwächen“, schreibt Le Monde.

„Es gibt kein einziges Land auf der Welt, in dem Geld nicht als politisches Instrument für Wachstum und Beschäftigung benutzt wird“, sagte Nicholas Sarkozy während seines Wahlkampfs gegen Ségolène Royal.

Er sagte auch: „Alle andere schützen sich; Europa kann es sich nicht leisten, alleine entwaffnet da zu stehen.

Ich möchte nur, dass wir mit dem Euro machen, was die Amerikaner mit dem Dollar gemacht haben, die Japaner mit ihrem Yen und die Chinesen mit ihrem Yuan. Ist es zu viel gefragt, dass die europäische Zentralbank den Euro nach unten bringt, um günstigere Wechselkurse zu erhalten?“

Das Problem liegt aber darin, dass die europäische Zentralbank schon alles gemacht hat, um den Euro zu entwerten, wie wir in dem zweiten Teil dieses Berichtes sehen werden. Die Forex-Trader der ganzen Welt treiben den Euro weiterhin nach oben.

Im April ist der Euro auf über $1,3680 gesprungen, zwei drittel nach oben gegen den Dollar seit 2001. Anfang Mai hat der Euro einen neuen erstmaligen Hoch gegen den japanischen Yen erreicht. Bei ¥163 ist er mehr als 80% gegen der weltweit billigsten Währung seit Mitte 2000 gestiegen.

Gegen den Schweizer Franken, eine der langfristig fünf besten Währungen der Welt, hat er 13% seit 2002 gewonnen. Und seit Februar dieses Jahres hat er sogar das britische Pfund, der Liebling der Zentralbank und der Direktoren der festverzinslichen Reserven, um mehr als 4% entwertet.

Der Pfund selber wurde gegen ungefähr $2,00 verhandelt, das höchste in den letzten 25 Jahren. Jetzt können Sie in New York mit einem Pfund zwei Mal so viel wie in London kaufen.

Und doch gewinnt der Euro!

Was auch immer die einfältige Politik Sarkozys versuchen wird, können die Zinssätze in der EU nicht den ständigen Haussemarkt des Euros erklären. Die Eurozinsen sind 325 Prozentpunkte mehr als den Yen, der Euro bleibt aber trotz dem hinter dem Dollar. Die Zinssätze bleiben nur 140 Prozentpunkte vor dem Schweizer Franken – das reicht nicht einmal aus, um Büros für einen Hedge-Fonds im Londoner Mayfair zu bezahlen. Am Donnerstag hat die Bank of England den Zinssatz auf 5,50% erhöht – während der Zinssatz der EZB auf 3,75% blieb. Und doch wuchs der Euro gegen das Pfund!

Und dann gibt es noch die Geldversorgung, dieses mit Schmutz bedeckte Fossil, das tief in den Tresoren der europäischen Zentralbank von ihrem Vorgänger (die deutsche Bundesbank) gelagert wurde. Der Euroumlauf ist in der EU (M3) um fast 11% in einem Jahr bis zu März 2007 gewachsen: ein Rekord in den letzten zwei Jahrzehnten. Die Geldversorgung ist um mehr als die Hälfte gewachsen, seit dem der Euro seinen Umlauf in der Form von Scheinen und Münzen in Europa Anfang 2002 begann.

Die Bevölkerung in der EU ist in der Zwischenzeit um nur 3,6% gewachsen, inklusive Slowenen, die Anfang 2007 in die EU eingetreten sind. Kurz gesagt hat die EU jetzt viel mehr Geld pro Kopf – genau diejenige Geldinflation, die die Bundesbank als zentrale europäische Bank hätte vermeiden sollen.

„Selbständigkeit bedeutet nicht Gleichgültigkeit“ meinte letztes Jahr der im Mai gewählte französische Präsident Sarkozy über die europäische Zentralbank. „Wir können nicht die Gleichgültigkeit vieler [Zentral]banker weiter annehmen, die nicht verstehen, dass die Priorität nicht in dem Kampf gegen die nicht existierende Inflation liegt“.

Allerdings gibt es in der EU doch Inflation. Selbst auf dem offiziellen Verbraucherpreisindex haben die Lebenshaltungskosten mehr als 10% der Kaufkraft des Euros vernichtet, seit dem er weltweit die erste souveräne Währung ohne Souverän wurde.

Es sollte also keine so grosse Überraschung sein, dass (in Dollar gemessen) physisches Gold mit einem Zuwachs von über die Hälfte den Euro seit Anfang 2005 übertroffen hat.

Mehr über den Euro im 2. Teil dieses Beitrages.

Aus dem Englischen übersetzt von Sonia Franchini.

Adrian Ash ist Head of Research / Leiter der Forschungsabteilung bei BullionVault, der weltweit führenden Handelsplattform für physische Gold- und Silberbarren. Zuvor war er Redaktionsleiter bei Fleet Street Publications und City-Korrespondent für das Daily Reckoning. Er ist u.a. regelmäßiger Autor für Forbes und BBC. Außerdem ist seine Meinung als Goldmarkt-Experte bei renommierten Medien und Finanzdienstleistern wie der Financial Times, The Economist, Bloomberg und dem Stern gefragt.

Hinweis: Der Inhalt dieser Webseite ist dazu gedacht, den Leser zum Nachdenken über wirtschaftliche Themen und Ereignissen anzuregen. Aber nur Sie selbst können entscheiden, wie Sie Ihr Geld anlegen und tragen die alleinige Verantwortung hierfür. Informationen und Daten können zudem durch aktuelle Ereignisse bereits überholt sein und sollten durch eine zusätzliche Quelle bestätigt werden, bevor Sie investieren.

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