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Schweizer UBS Bank sieht Anstieg des Goldpreises auf $1500

Es gibt viele Gründe, weshalb der Goldpreis weiter steigen kann. Sagt Dr. Martin W. Hüfner, Chief Economist bei der Deutschen Börse AG. 

Inflationsängste sind nur einer. In der Nachkriegszeit war Gold nur in zwei Dekaden ein gutes Investment. Schauen Sie sich auch die Zeiten an, in denen der Goldpreis gefallen ist.

Der Goldpreis hat sich in den letzten Tagen etwas ermäßigt. Er ist wieder unter 1.200 US-Dollar je Feinunze gefallen. Kommt jetzt der Zeitpunkt, in Gold zu investieren?

Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist die Antwort Nein. Der Goldpreis ist immer noch hoch. Eine grundsätzliche Entscheidung für eine Anlageklasse sollte man nicht von kurzfristigen Marktstimmungen abhängig machen. Der zuletzt sinkende Goldpreis hängt damit zusammen, dass in den USA und in China Ängste vor einer erneuten konjunkturellen Abschwächung aufgekommen sind.

Zudem haben die Spannungen bei europäischen Staatsanleihen etwas nachgelassen. Vielleicht haben auch Zentralbanken Gold verkauft. Das sind aber Bewegungen, die nur Trader wirklich nutzen können. Wer längerfristig in Gold investiert, sollte dies aus grundsätzlicheren Erwägungen tun.

Bei Goldkäufen muss man zwischen zwei unterschiedlichen Überlegungen unterscheiden. Die eine ist das Angst- oder Vorsichtsmotiv. Wer eine stärkere Inflation befürchtet oder gar eine Währungsreform aufgrund der so stark gestiegenen Staatsschulden, sollte Gold kaufen, um auf der sicheren Seite zu sein. Vielleicht gibt es ja wieder eine Zeit, in der man für Geld nichts mehr kaufen kann, in der aber Gold akzeptiert wird. Gold also, damit man nachts ruhig schlafen kann. In diesem Fall sollte man das Metall unabhängig vom aktuellen Preis kaufen. Man sollte physisches Gold nehmen, möglichst klein gestückelt, aber keine Goldminenaktien oder Zertifikate. Man sollte auch nicht sein ganzes Portfolio verwenden (maximal 5 - 10 Prozent), denn Gold bringt keine Zinsen. Das ist der Regenschirm für den Fall, dass es regnet. Aber Vorsicht: Nach dem zweiten Weltkrieg konnte man für amerikanische Zigaretten mehr und leichter Lebensmittel kaufen als für Gold.

Ganz anders bei der zweiten Überlegung, also beim Kauf von Gold aus Spekulationsgründen. Hier kommt es auf den Preis an. Gold war in den letzten 60 Jahren eine gute Geldanlage. Sein Preis ist von 34 US-Dollar je Unze auf 1.200 US-Dollar gestiegen, also um das 34fache. Freilich ist hier etwas Wasser in den Wein zu gießen. Zum einen gab es für Gold keine Zinsen. Die Preissteigerung war also der einzige Ertrag. Zum anderen hat sich der Dollar abgewertet.

Wer 1950 für 100 D-Mark Gold kaufte, hat heute einen Gegenwert von 685 Euro. Das ist kein exzeptioneller Zuwachs (3,3 Prozent p. a.). Mit Aktien oder Festverzinslichen konnte man in der Zeit mehr verdienen. Richtig gut waren für Goldinvestoren nur die 70er Jahre, als das "Bretton-Woods-System" zusammenbrach und der Goldpreis freigegeben wurde. Ordentlich war auch die erste Dekade dieses Jahrzehnts, als der Preis von 284 US-Dollar je Feinunze auf 1.200 US-Dollar hochschnellte. In allen anderen Dekaden haben Anleger in Gold per Saldo Geld verloren.

Was spricht für steigende Goldpreise? Das Standard-Argument ist, dass mit steigendem Wohlstand in der Welt, vor allem in den Schwellenländern Asiens, die Schmucknachfrage zunimmt. Sie wuchs nach Schätzung des World Gold Council im ersten Quartal 2010 um 43 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Die Länder mit dem größten Beitrag zu diesem Wachstum waren China und Indien. Das beeinflusst die Preise erheblich, denn die Schmucknachfrage macht etwa die Hälfte der gesamten Goldnachfrage aus.

Ein zweiter Grund: Die Zentralbanken der Schwellenländer haben erhebliche Währungsreserven (China 2.500 Milliarden Euro).

Sie besitzen aber anders als die USA oder Europa nur wenig Gold. Wenn China nach dem Vorbild des Westens nur 5 Prozent seiner Währungsreserven in Gold umschichten würde, wäre das ein Betrag von über 100 Milliarden US-Dollar. Das entspricht der gesamten Goldnachfrage im Jahr 2009.

Ein drittes Argument: Wenn die Anleger weltweit aus Vorsichtsgründen nur 1 Prozent ihrer Portefeuilles in Gold umschichten würden, gäbe das dem Markt einen ungeheuren Auftrieb. Die Marktkapitalisierung von Aktien und Renten beträgt weltweit 130.000 Milliarden US-Dollar. Ein Prozent davon sind 1.300 Milliarden US-Dollar.

Viertes Argument: Wenn die Inflation wiederkommt, dann steigen auch die Rohstoffpreise. Dann geht auch der Goldpreis nach oben. Gold ist ein Schutz gegen Geldentwertung.

Es gibt also gute Gründe für einen Anstieg des Goldpreises über 1.200 US-Dollar hinaus. Freilich muss man auch die andere Seite bedenken. Goldpreise können, was in der Euphorie oft übersehen wird, auch fallen. Bei dem letzten Hoch 1980 verringerten sie sich binnen 1,5 Jahren auf die Hälfte. Auch dafür gibt es mehrere Gründe.

Einer sind steigende Zinsen. Das war zum Beispiel 1980 in den USA der Fall. Die Folge war, dass sich die Opportunitätskosten der Goldhaltung erhöhten. Auch jetzt werden sich die Zinsen wieder erhöhen. Ein anderer Grund könnte sein, dass sich die Weltkonjunktur abschwächt. Dann sinkt vor allem die Schmucknachfrage.

In der Rezession 2008/2009 ist der Goldpreis in wenigen Monaten um über 20 Prozent gefallen. Ganz generell ist Gold kein Schutz gegen Deflation. Wenn die Preise sinken, dann sollte man kein Gold kaufen, sondern Anleihen (auch wenn sie niedrig verzinslich sind) oder auch Bargeld halten.

Ein Argument, das ich früher schon erwähnt hatte: Wenn es eine Wiederauferstehung der Goldwährung gäbe, dann würde der Staat aller Voraussicht nach den Goldpreis fixieren. Es ist sehr unsicher, ob das beim jetzigen Niveau oder darüber geschähe. Wahrscheinlich wäre es darunter. Regierungen haben keine große Neigung, Spekulanten etwas Gutes zu tun.

Für den Anleger

Goldeuphorie liegt angesichts des rasanten Preisanstiegs des gelben Metalls und angesichts der allgemeinen Unsicherheit über die weitere Entwicklung des Finanzsystems nahe. Gold hat immer einen besonderen Appeal. Als Investor, der sein Geld gut und sicher anlegen will, sollte man aber bedenken, dass es auch gute Gründe für fallende Preise gibt. Aus meiner Sicht ist die Chance nachhaltig steigender Goldpreise nur im Fall einer anhaltenden und sich verschärfenden Krise höher als das Risiko sinkender Notierungen. Wer in dieser Situation Gold kauft, muss sich schon gut auskennen.

Dr. Martin W. Hüfner ist Chief Economist bei Assenagon Asset Management S.A. Er war viele Jahre Chefvolkswirt beziehungsweise Senior Economist bei der HypoVereinsbank und der Deutschen Bank. In Brüssel leitete er den renommierten Wirtschafts- und Währungsausschuss der Chefvolkswirte der Europäischen Bankenvereinigung. Hüfner schreibt für große internationale Zeitungen wie die Neue Züricher Zeitung oder die Schweizer Finanz und Wirtschaft sowie für große Zeitungen in Deutschland. Er ist Autor mehrerer Bücher, u. a. "Europa - Die Macht von Morgen" und "Comeback für Deutschland". (Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

Hinweis: Der Inhalt dieser Webseite ist dazu gedacht, den Leser zum Nachdenken über wirtschaftliche Themen und Ereignissen anzuregen. Aber nur Sie selbst können entscheiden, wie Sie Ihr Geld anlegen und tragen die alleinige Verantwortung hierfür. Informationen und Daten können zudem durch aktuelle Ereignisse bereits überholt sein und sollten durch eine zusätzliche Quelle bestätigt werden, bevor Sie investieren.

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