Der China-Goldrausch
Gold gilt für viele Menschen als Inbegriff der Sicherheit und Beständigkeit, schreiben Martin Hock und Carsten Feig von der F.A.Z.. Auch Notenbanken halten eine Teil ihrer Währungsreserven in Gold. In besonderem Maße gilt dies für China, das seine Bestände in den vergangenen 15 Jahren verfünffacht hat.
Im Juli 2015 hatte China den Kauf von 604 Tonnen Gold vermeldet, die es über einen Zeitraum von sechs Jahren zwischen 2009 und 2015 erworben hatte. Im April 2009 hatte China schon einmal den Kauf von 454 Tonnen Gold vermeldet, die man seit 2003 gekauft hatte. Auch Russland stockt seine Bestände seit Mitte 2007 stetig auf und hat sie seitdem auf fast 2000 Tonnen mehr als vervierfacht. In diesem Jahr haben sie damit erstmals seit dem Jahr 2000 die chinesischen Bestände überholt. Über die Motive der Zentralbanken wird reichlich spekuliert, bis hin zu Ideen, dass Russland einen goldgedeckten Rubel als Alternative zum Dollar plant. In jedem Fall aber steckt das Streben nach größer Unabhängigkeit von einer Welt-Leitwährung dahinter, die sich in der Hand einer fremden Supermacht befindet. Auch generell gilt, dass beide Länder analog zu ihrem Selbstverständnis in der Weltpolitik auch ihre Währungen unabhängiger und gleichwertiger aufstellen wollen.
Während China und Russland massiv Gold gekauft haben, veränderten sich die Reserven der Vereinigten Staaten und Deutschlands kaum merklich. Deutschland besitzt mit 3372 Tonnen zum Ende des ersten Quartals den zweitgrößten Goldschatz der Welt – nach Amerika mit 8133,5 Tonnen.
Betrachtet man den Anteil des Goldes an den Währungsreserven der Länder, so ergeben sich verblüffende Verschiebungen. Zu Marktpreisen bewertet beträgt der Goldanteil in China gerade einmal 2,5 Prozent und in Russland 17,5 Prozent. Dagegen sind es in Deutschland 87 Prozent und in den Vereinigten Staaten 277 Prozent. Denn beide Nationen bewerten ihre Goldvorräte nicht zu Marktpreisen. Die Amerikaner legen gar den Goldpreis des Jahres 1973, als die Golddeckung des Dollar abgeschafft wurde, zugrunde. Das sind gerade einmal 42 Dollar.
Unter diesen Gesichtspunkten überrascht nicht, dass diese Länder nicht zukaufen – denn das Gewicht ihrer Goldreserven hat gegenüber dem Jahr 2000 enorm zugenommen. Das ist in Russland und China anders. Durch die erzielten Exporterfolge sind in beiden Ländern die Währungsreserven vor allem zwischen 2000 und 2009 sehr stark gestiegen, so dass das Gewicht ihrer Goldreserven trotz des steigenden Goldpreise deutlich zurückging.
Der größte Teil des deutschen Goldes lagert übrigens noch immer in den Vereinigten Staaten sowie in Großbritannien. Ab 2020 soll die Hälfte davon in Frankfurt lagern. Die letzten Goldvorräte aus Frankreich hat die Bundesbank 2017 nach Frankfurt gebracht. Die Kosten für die Umlagerung beliefen sich auf mehrere Millionen Euro.