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Was das „Nein“ der Schweizer wirklich bedeutet

Kurzfristig hat das Scheitern der Schweizer Goldinitiative keinen Einfluss auf die Goldpreise.

Auf dem Markt rechnete man zuletzt nicht mehr wirklich mit einem Sieg. Der spekulativ bedingte Preisrutsch heute Morgen von 20 USD war schnell wieder wettgemacht. Zwischenzeitlich ist der Goldpreis sogar von 1146 USD wieder auf rund 1200 USD je Feinunze gestiegen.

Was interessant ist, ist das klare Ergebnis. Ganze 76% der Schweizer Stimmberechtigten sprachen sich gegen die Goldinitiative aus. Das bedeutet auch, dass das Vertrauen in die Öffentlichkeit in die Zentralbank stark ausgeprägt ist. Dies steht im starken Kontrast zu der Zeit während 2011 – 2012, die Höchstphase der letzten Goldhausse.

Schaut man allerdings weiter voraus, so deutet das Ergebnis von Sonntag auf ernsthafte bevorstehende Probleme hin – Probleme, die nicht so einfach von den Zentralbanken gelöst werden können.

Die gescheiterte Schweizer Gold-Initiative forderte, dass 20% der Vermögenswerte in Gold gehalten werden müssen, was die Möglichkeit der Schweizer Nationalbank (SNB), Geld zu drucken und somit den Schweizer Franken abzuwerten, eingeschränkt hätte. Von daher besagt die eindeutige Ablehnung der Initiative, dass die Mehrheit der Bevölkerung eine quantitative Lockerung (QE) für durchaus akzeptabel hält, was wiederum auf eine bereits verwurzelte deflationäre Einstellung hindeutet.

Durch den Sieg der expansiven Geldpolitik am Sonntag müssen folglich solche Wähler zufrieden sein, die daran glauben, dass Deflation und Wirtschaftskrise durch QE bezwungen werden können. Am Beispiel von Japan sieht man aber, dass immer mehr QE-Geld nötig wird, um die Vermögenspreise zu erhöhen und zu versuchen, damit die Inflation anzuheizen. Und sobald diese Strategie aufgeht, muss notgedrungen das heutige Vertrauen in die Zentralbanken unangebracht erscheinen. Denn ein „netter“, leichter Aufwärtstrend der Inflation ist höchst unwahrscheinlich.

Die Zentralbanken haben es nicht geschafft, den Zusammenbruch des Finanzsektors in 2008 vorherzusehen und entsprechende Maßnahmen zu treffen. Und gerade schaffen sie es nicht, auf eine Inflation von 2,0% pro Jahr zu kommen – deren „Standard-Satz“. Je länger diese Situation anhält, umso „unkonventionellere“ Maßnahmen der expansiven Geldpolitik werden sie treffen.

Erweckt das wirklich den Eindruck, dass die Zentralbanken verstehen, was sie machen, und versuchen, vorausschauend auf bevorstehende Ereignisse zu reagieren?

Die Schweizer Nationalbank besitzt immer noch eine Menge Gold. Ihre 1040 Tonnen bedeuten umgerechnet eine Pro-Kopf-Menge von 129 Gramm Gold für jeden Mann, Frau und Kind in der Schweiz. Das ist mehr als in irgendeinem anderen Land der Welt.

Auf der anderen Seite freuen sich die Schweizer vermutlich über derart große Goldbestände pro Kopf. Denn Dank der quantitativen Lockerungspolitik der Schweiz werden mehr Franken generiert, die dann gegen Euro und Dollar verkauft werden, wodurch der Schweizer Franken abgewertet wird, was wiederum die Exporte und Preise unterstützen könnte.

Betrachtet man das Gesamtvermögen der Zentralbanken pro Kopf, so ist das der Schweiz zurzeit das größte weltweit. Mit umgerechnet satten 62.800 USD pro Kopf beträgt das Vermögen der SNB mehr als das 15-fache von dem, was die Chinesische Volksbank pro Einwohner besitzt. Und es ist das 8-fache der Menge der Europäischen Zentralbank und mehr als dreimal so viel von dem, was auf Japans Bilanzaufstellung erscheint.

Schweizer Wähler scheinen damit zufrieden zu sein. Oder zumindest scheinen sie sich darüber keine Gedanken zu machen. Geld zu drucken ist doch in Ordnung, oder? Also was soll die ganze Aufregung?

Adrian Ash ist Head of Research / Leiter der Forschungsabteilung bei BullionVault, der weltweit führenden Handelsplattform für physische Gold- und Silberbarren. Zuvor war er Redaktionsleiter bei Fleet Street Publications und City-Korrespondent für das Daily Reckoning. Er ist u.a. regelmäßiger Autor für Forbes und BBC. Außerdem ist seine Meinung als Goldmarkt-Experte bei renommierten Medien und Finanzdienstleistern wie der Financial Times, The Economist, Bloomberg und dem Stern gefragt.

Hinweis: Der Inhalt dieser Webseite ist dazu gedacht, den Leser zum Nachdenken über wirtschaftliche Themen und Ereignissen anzuregen. Aber nur Sie selbst können entscheiden, wie Sie Ihr Geld anlegen und tragen die alleinige Verantwortung hierfür. Informationen und Daten können zudem durch aktuelle Ereignisse bereits überholt sein und sollten durch eine zusätzliche Quelle bestätigt werden, bevor Sie investieren.

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