Von Goldbäumen und dem Ausbleiben der Inflation
Was für Nachrichten! Geld wächst wirklich auf Bäumen, wie man in dieser Woche in den Schlagzeilen lesen konnte.
Gold wurde in winzigen Partikeln in Eukalyptusbäumen in Australien entdeckt. Diese Bäume, so vermuten die Geochemiker, könnten das Gold durch ihre langen Wurzeln aus bis zu 35 Meter tiefen Erd- und Gesteinsschichten aufgesogen haben.
Zusammen mit den Goldpartikeln wurden auch Spuren von Kupfer und Strontium entdeckt. Die Wissenschaftler untersuchen nun anhand der Blätter, Zweige und Rinde den Mineraliengehalt. Diese Region in Westaustralien war früher bereits für ihr Goldvorkommen bekannt und erlebte vor rund 150 Jahren einen regelrechten Goldrausch.
Das könnten gute Neuigkeiten für die Goldminenindustrie darstellen. Allerdings ist die Goldkonzentration so klein, dass Umweltschützer keine großflächige Rodung der Eukalyptusbäume zu befürchten haben. An das Edelmetall zu kommen, würde sicherlich ohnehin nicht einfach werden. An Geld zu kommen ist nie einfach.
Selbst das Gelddrucken wirft nicht mehr so viel Gewinn ab, wie es manche Leute gerne hätten. De La Rue gab bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr eine Gewinnwarnung heraus. So seltsam, wie das auch klingen mag, soll der Grund hierfür eine Überkapazität beim Gelddrucken sein.
Das britische Unternehmen ist die weltweit größte private Gelddruckerei. In den letzten fünf Jahren wurden 150 verschiedene Währungen in den Druck gegeben, und seit 2008 werden rund zwei Fünftel aller Banknoten weltweit dort gedruckt.
Man könnte denken, dass dies in jeglichem Sinne eine „Lizenz zum Gelddrucken“ sei. Aber laut De La Rue soll das Druckvolumen in diesem Jahr gefallen sein und betrug im ersten Halbjahr wohl 10% weniger als zum selben Zeitraum des Vorjahrs.
Nun sollte durch die quantitative Lockerung aber eigentlich mehr Geld im Umlauf sein. Was ist mit der Immobilien-Inflation? Diese ist wohl am deutlichsten in Großbritannien zu spüren, aber auch in Deutschland, wie man unter anderem auch an der bei den Koalitionsverhandlungen diskutierten Mietpreisbremse sehen kann.
Natürlich handelt es sich dabei um elektronisches Geld und nicht um solches in Papierform. In der Tat gibt es bei den Zentralbanken heutzutage das „elektronische Äquivalent“ von Druckerpressen, wie es Ben Bernanke von der US-Fed in 2002 ausdrückte.
Ist das die Erklärung, warum die Verbraucherpreisinflation noch nicht eingesetzt hat? Es ist doch viel mehr Geld im Umlauf. Und ein wirtschaftliches Grundverständnis besagt, dass dies das allgemeine Preisniveau in die Höhe treiben sollte, da dadurch der Wert der einzelnen Währungseinheit gesunken ist.
Es gibt zahlreiche andere Gründe, warum die Inflation trotz der expansiven Geldpolitik der Zentralbanken noch nicht ausbrach. All dies Geld befindet sich auf Festplatten, Servern sowie im Netz und nicht in den Geldbeuteln und Brieftaschen der Bevölkerung. So wird es weggesperrt in den Tresoren der Banken, anstatt die „Realwirtschaft“ zu erreichen. Seit 2008 ging die vermehrte Kaufkraft fast ausschließlich an die reichsten 1%, die diese verwenden, um damit Aktien, Immobilien oder Kunstgegenstände zu kaufen und nicht beispielsweise Würstchen mit Pommes, was einen Kreditfluss an die Realwirtschaft darstellen würde.
Die Einführung des Geldes in der griechischen Antike hat unsere Gehirne verändert. Sie machte eine Art König aus jedem, der Geld besaß. Dies bedeutete den Anfang vom Ende der feudalen Gesellschaft und schuf eine Art universelle Messlatte in sämtlichen Bereichen, sei dies in kaufmännischen, religiösen oder persönlichen. Das ist es letztendlich auch, worum es bei der Sage vom König Midas geht.
Ebenso hat die derzeitige Digitalisierung einen Einfluss auf unsere Gehirne. (Probieren Sie es selbst auch, indem Sie einem 20-jährigen irgendeine Frage stellen und darauf achten, ob er diese beantworten kann, ohne sie zuvor „online zu checken“.) Vielleicht entzieht sich unsere neue digitale Welt ja dem ehernen Gesetz des Geldes. Und vielleicht wird die Flut von neuem Geld gar nicht zu höheren Lebenshaltungskosten führen, so wie sie es in der Vergangenheit immer (ja, immer!) tat.
Ja, ja, alles klar. Und Geld wächst wirklich auf Bäumen.
Artikel übersetzt und bearbeitet von Steffen Grosshauser.