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Goldankauf: Schwarze Schafe auf dem Goldmarkt

Aus Gold schnelles Geld zu machen, ist verlockend - doch das hat einen Haken. In einem Test hat das Eichamt in Nordrhein-Westfalen nun erhebliche Mängel entdeckt. Demnach wird bei manch einem Goldankäufer gar nicht erst gewogen, schreibt Judith Lembke von der FAZ.

Auf den ersten Blick scheint es eine verlockende Möglichkeit, Ungenutztes in Bares zu verwandeln: Den Ring, der ohnehin nicht mehr getragen wird, die Münzsammlung, die im Schrank verstaubt, oder überflüssiges Zahngold zum Goldankäufer zu bringen und sich dafür Geld auszahlen zu lassen. Schließlich locken sowohl im Internet als auch in vielen Innenstädten zahlreiche Goldkäufer damit, schnell und unkompliziert sogenanntes Altgold anzukaufen.

Doch die Sache hat einen großen Haken: Denn auf diesem Markt sind sehr viele schwarze Schafe unterwegs. Das hat eine Stichprobe der Eichämter in Nordrhein-Westfalen ergeben. Die Eichämter in Münster und Duisburg haben dabei 47 Goldankäufer und Juweliere aus ihren jeweiligen Zuständigkeitsbereichen kontrolliert. Dabei sind Amtsmitarbeiter als normale Kunden getarnt losgezogen und haben zufällig ausgewählten Geschäften Altgold zum Kauf angeboten. Das Ergebnis war verheerend. Mehr als die Hälfte der Geprüften hielt sich nicht an die Vorschriften, die genau festschreiben, wie ein Goldankauf abzulaufen hat. Meistens wurde die Waage beanstandet. Ihr kommt in dem Prozess der Wertbestimmung eine wichtige Rolle zu, denn der Wert von Altgold bestimmt sich aus seinem Goldanteil, dem sogenannten Feingehalt. Das Gewicht des Anteils an reinem Gold wird mit dem Tagespreis für Gold multipliziert, woraus sich der Wert des Altgoldes ergibt. Seriöse Anbieter arbeiten mit Präzisionswaagen, die bis auf zehn Milligramm genau wiegen. Zudem müssen die Waagen geeicht sein, also vom Eichamt überprüft und abgenommen sein, was ein Siegel erkennen lässt.

Mit der Küchenwaage Gold abgemessen

Doch die Realität ist eine andere: Bei vielen Messgeräten war die Eichfrist abgelaufen, oder es handelte sich um Küchenwaagen, die sich zwar zum Abmessen von Mehl und Zucker, aber nicht von Gold eignen. Ein Händler benutzte überhaupt keine Waage. Zudem verhielten sich viele Goldankäufer wenig transparent: Anstatt wie vorgeschrieben vor den Augen des Kunden zu wiegen, war das Messinstrument unter der Theke versteckt oder im Hinterzimmer verborgen. Außerdem variierte der Ankaufspreis deutlich. Für sechs Gramm Zahngold wurden den Testern aus Münster Beträge zwischen 45 und 125 Euro angeboten. Auch den Duisburger Testern boten einige Ankäufer nur etwa die Hälfte von dem, was sie bei einem Wettbewerber bekommen hätten.

Lars Forche, Fachmann für Feingoldbestimmung beim Landesbetrieb Mess- und Eichwesen Nordrhein-Westfalen, geht davon aus, dass sich das schlechte Ergebnis der Stichprobe auf ganz Deutschland übertragen lässt. Schließlich müsse ein Goldankäufer keine Fachkenntnisse vorweisen, sondern benötige nur einen Gewerbeschein. Carsten Amendt, Leiter des Eichamts in Duisburg, will den Goldankäufern nicht zwingend böse Absicht unterstellen: „Gerade kleineren Händlern fehlt es oft an Fachwissen und Kenntnis über die rechtlichen Vorgaben“, sagt er.

Wer trotzdem sein Altgold versilbern möchte, dem rät Forche zu großer Vorsicht. Auf keinen Fall sollte man sein Gold an einen Ankäufer im Internet schicken, da der Vorgang der Wertbestimmung für den Verkäufer dann gar nicht mehr nachzuvollziehen sei. Denn die allermeisten Verkäufer von Altgold haben selbst überhaupt keine Ahnung, was ihr Goldschatz aus der Schublade überhaupt wert ist – vor allem, da sich der Goldgehalt eines Schmuckstücks zuverlässig nur mit einem aufwendigen Säuretest bestimmen lässt. Auch sollte man nicht blind darauf vertrauen, dass ein Stempeleindruck, die sogenannten Punzierung, den Goldgehalt korrekt wiedergibt, sagt Forche. „Der ist häufig gefälscht“, weiß der Fachmann. Der Verkäufer sollte Wert auf größtmögliche Transparenz legen: dass das Gold vor den Augen des Verkäufers gewogen wird zum Beispiel und nicht im Verborgenen. Zudem sollte sich der Verkäufer auf jeden Fall mehrere Angebote einholen.

Es gibt immerhin die Hoffnung, dass sich die Zustände bald ein wenig verbessern: Die Prüfer wollen ihre Tests schon bald auf ganz Nordrhein-Westfalen ausweiten.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) ist eine überregionale deutsche Tageszeitung.

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