Inflation, Verbrechen und negative Inflationsraten
Wie ist es möglich, dass im reichen Westen die Kriminalitätsrate zurückgegangen ist, vor allem bei Gewalttaten und Diebstählen?
Politiker und Polizeichefs nehmen gerne den Erfolg für sich in Anspruch, während sich Soziologen und Ökonomen schwer tun, plausible Gründe zu finden.
Aber vielleicht geht die Anzahl der Straftaten auch zurück, weil die Inflation rückläufig ist. Warum nicht?
In diesem Fall würden die Zentralbanker aber vermutlich auf die Barrikaden gehen.
„Die Federal Reserve versteht unter Preisstabilität, die Inflation um die 2% herum zu halten“, wie gestern ein Mitglied der US-Notenbank bestätigte.
Sie denken vielleicht, dass 0% für mehr „Stabilität” stehen. Aber dem ist nicht so. Angestrebt werden 2%... mindestens.
Dies erklärt den „Angriff“ auf die Rentner, Kleinsparer und Versicherungsmanager in Form von der expansiven Lockerung und dem Rekordtiefstand der Zinsen. Diese Form der Gewalt wird nur noch schlimmer, indem die Gelddruckmaschinen weiter auf Hochtouren arbeiten und die Nullzinsen ins Negative abdriften. Dies führt auch zu den fast schon kriminellen Ergebnissen auf den Finanz- und Hypothekenmärkten.
„Ich werde mein Kontoauszug einrahmen”, scherzt ein spanischer Immobilienkäufer. „Er zeigt, wie mein Hypothekengeber mir Zinsen auf mein Darlehen zahlt.“
Tatsächlich, nachdem er sich vor rund zehn Jahren Geld in Schweizer Franken auslieh – und die Schweizer Interbankenzinsraten als Referenzsätze des Kredits verwendet wurden – findet sich dieser Eigenheimerwerber nun in der glücklichen Lage, dass ihm sein Hypothekengeber monatlich Geld schuldet.
Das Problem ist nur, dass der Wert der geliehen Schweizer Franken gegenüber dem der Euro, in denen er das Haus kaufte, stark anstieg.
Von daher gibt es finanziell keine Gewinner, sondern nur Opfer. Zumindest bis dahin, dass sich zeigt, dass der Kampf der Zentralbanker wirklich ein langfristiger, historisch bedeutender Schritt gegen die Inflation in Richtung einer wahren Preisstabilität ist.
Nicht einmal während der langen Deflation in der viktorianischen Zeit in England, als in Läden die Preise eigentlich noch in Messingschilder geätzt wurden, erhielten Sparer weniger als 2% pro Jahr auf Staatsanleihen.
Hingegen ist es jetzt so, dass die europäische Zentralbank monatlich für 60 Milliarden Euro Anleihen der Eurozone kauft, aber beispielsweise deutsche Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 8 Jahren ihren Gläubigern nichts mehr bieten.
Das ist sicherlich nicht die Art von Stabilität, die es lange Zeit nach der von unseren Urgroßvätern erlebten Hyperinflation gab.