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Goldpreis ist der Angstgegner der Finanzanalysten

Steigt der Goldpreis auf 2000 Dollar? Oder fällt er weit unter 1000? Während Banken bei der Vorhersage kneifen, wagen einige Geldmanager Extremprognosen. Meist bekommen die Mutigen recht.

Für die Bankexperten ist Gold das, was man im Sport einen Angstgegner nennt. Kaum ein Analyst kommt mit den Kursschwankungen des gelben Metalls zurecht. So wundert es nicht, dass die Ökonomen in eine Angststarre verfallen sind, was die Prognose des Goldpreises anbelangt.

Ende 2015 sehen sie den Goldkurs offiziell ziemlich genau da, wo er heute steht, nämlich bei rund 1180 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Mit anderen Worten: Nach Auffassung der Profis werden sich die Notierungen dieses Jahr praktisch kaum von der Stelle rühren.

Die Erfahrung lehrt, dass alles passieren wird, nur eben das nicht. In den letzten Jahren hat sich der Goldpreis ziemlich stark bewegt – und meist in genau die andere Richtung, als die von den Analysten ausgerufene.

Jenseits der großen Banken, die sich mit Meinungen zum gelben Metall zurückhalten, gibt es sehr kontroverse Ansichten. "Die Verschuldungskrise wird uns einholen. Das wird den Goldpreis stark steigen lassen", ist Rainer Beckmann, Portfoliomanager bei Ficon in Düsseldorf, überzeugt. Seiner Meinung nach sind Notierungen von 2000 Dollar möglich.

Drohende Zinserhöhung in den USA

Da widerspricht Alexander Daniels, Vorstand bei der Knapp Voith Vermögensverwaltung in Hamburg, entschieden: "Der Goldpreis wird dieses Jahr massiv fallen!", sagt er. Daniels kann sich vorstellen, dass es bis auf 750 Dollar die Unze heruntergeht.

Schon jetzt befinde sich der Rohstoff markttechnisch in einer sehr schlechten Verfassung. "Erhöhen die USA 2015 die Zinsen, dürfte schnell klar werden, dass viele Marktteilnehmer die kommenden Zinserhöhungen unterschätzt haben." Das werde dazu führen, dass Rentenpapiere attraktiver werden. In der Folge könnten Investoren Gold fallen lassen wie ein eine heiße Kartoffel.

Bereits vergangenes Jahr ist Gold an den internationalen Futures-Märkten, wo es in Dollar gehandelt wird, ins Minus gerutscht. Damit hat das gelbe Metall zum ersten Mal seit 1999/2000 zwei Verlustjahre in Folge markiert.

Doch hiesige Gold-Fans brauchen sich nicht zu grämen. Denn da der Dollar in der gleichen Zeit kräftig aufwertete, steht das Edelmetall in Euro heute 13 Prozent höher als vor zwölf Monaten. Damit braucht sich das Investment nicht zu verstecken: Der Dax schaffte 2014 lediglich ein Plus von 2,7 Prozent, und selbst deutsche Staatsanleihen, die eine Jahrhundert-Hausse hinter sich haben, brachten Investoren weniger ein als Gold, nämlich sieben Prozent.

"Niemand weiß, was 2015 alles passieren wird. Aber Gold bleibt ein wichtiger Baustein für den privaten Vermögensaufbau", betont Wolfgang Juds, Geschäftsführer von Credo Vermögensmanagement in Nürnberg. Allerdings rechnet auch er im neuen Jahr mit Preisausschlägen.

Heftige Kursbewegungen nach oben und unten waren auch in der Vergangenheit eher die Norm als die Ausnahme. Die Rohstoffexperten der Banken dackelten den Bewegungen des Goldpreises mit ihren Prognosen meist hinterher.

In den sieben Jahren vor der Finanzkrise von 2009 verteuerte sich der Rohstoff Jahr für Jahr durchschnittlich um 18 Prozent per Annum, obwohl die meisten Analysten nicht müde wurden zu betonten, der Anstieg sei übertrieben.

Dann, in den Jahren 2009 und 2010 ging es noch steiler nach oben, nämlich um 24 und 29 Prozent. Im Jahr 2011 schließlich fingen die Geldmanager an, umzuschalten, und sagten eine Fortsetzung der Goldhausse voraus. Solange die Zentralbanken die Notenpressen rotieren ließen, kenne der Unzenpreis nur einen Weg – nach oben –, lautete nun das allgemein publizierte Credo.

Trügerische Hoffnungen

Tatsächlich markierte das Edelmetall im September 2011 in einer frenetischen Rallye ein Rekordhoch bei 1900 Dollar. Doch die nun von den Banken geschürte Erwartung, dass die Goldnotierungen erst auf 2000 und dann auf 2400 Dollar gehen würden, erwies sich als trügerisch.

Obwohl die Notenpressen weiter rotierten, sah bereits das Jahr 2012 ein wildes Auf und Ab des Kurses. Mit der Zuspitzung der Euro-Schuldenkrise im Sommer 2012 ging es noch einmal hoch auf fast 1800 Dollar, aber dann waren die schönen Zeiten für Gold vorbei.

Im Jahr 2012 rettete das gelbe Metall noch einmal ein kleines Plus, aber 2013 kam es dann knüppeldick: Ein Minus von 28 Prozent erteilte vielen eine bittere Lektion: Gold ist kein schneller Weg zum Reichtum, sondern eine Absicherung gegen die Unwägbarkeiten des Lebens und der Finanzwelt.

Preis wird von Finanzinvestoren bestimmt

Dabei war Gold für Anleger traditionell die Währung der Geduldigen. Zwischen Anfang der Achtziger- und Ende der Neunzigerjahre stagnierte das gelbe Metall preislich, während die Aktienkurse immer neue Höhen erklommen. Auch mehrere Minus-Jahre in Folge waren keine Seltenheit.

Heute wird der Preis mehr denn je von Finanzinvestoren bestimmt, die Gold über die Termin-Märkte und Indexfonds kaufen – und verkaufen.

Die Produktionskosten hingegen spielen für die Entwicklung der Notierungen keine so große Rolle, wie oft angenommen. Im Goldrausch der Jahre 2010 und 2011 führten die Fans des gelben Metalls immer wieder an, wenn es durchschnittlich 1200 Dollar koste, eine Unze des Edelmetalls zu fördern, könnte der Marktpreis schwer unter diese Schwelle fallen.

Dabei wurde jedoch vergessen, dass fast alles je produzierte Gold – Schätzungen sprechen von bis zu 99 Prozent – immer noch vorhanden ist. Die jährliche Neuförderung fällt bei der Goldpreisbildung also viel weniger ins Gewicht als bei anderen Schätzen der Erde. Auch haben sich die Produktionskosten als elastischer erwiesen als oftmals dargestellt.

Notenbanken bestimmen den Preis mit

Doch nicht nur die Spekulanten beeinflussen den Goldpreis, auch die Notenbanken: Sie halten insgesamt 32.100 Tonnen des gelben Metalls. Das sind mehr als zehn Jahresproduktionen. Würden die Institute ihre Goldbestände verkaufen, wie sie es in den Neunziger- und Nullerjahren teilweise getan haben, könnten sie die Notierungen erheblich unter Druck bringen.

Seit 2009 sind die Zentralbanken unter dem Strich zwar eher auf der Käuferseite, doch hat sich der Trend zuletzt abgeschwächt. Die Goldinitiative, die die Schweizerische Nationalbank dazu verpflichtet hätte, ihre Goldbestände um mindestens 1500 Tonnen aufzustocken, scheiterte im Herbst.

Klar auf er Käuferseite war im Jahr 2014 dagegen Russland. Die russische Zentralbank hat ihre Reserven allein in den vergangenen zwölf Monaten um 15 Prozent aufgestockt, vorwiegend jedoch mit Gold aus heimischer Produktion. Ob Moskau dieses Tempo beibehalten kann und ob andere sich der Bewegung weg vom Dollar hin zum Edelmetall anschließen, weiß niemand.

Solche Unwägbarkeiten machen es schwierig, eine substanzielle Prognose abzugeben. Der Goldpreis wird der Angstgegner der Analysten bleiben.

Daniel Eckert ist Finanzredakteur der Zeitung "Die Welt". Darüber hinaus ist er Autor des Wirtschaftsbestsellers "Weltkrieg der Währungen" (2010).

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