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Gold schlägt Platin

Das silbrig-weiße Platin hat in der Vergangenheit stets mehr gekostet als das gelbe Gold. Nun bietet sich dem Investor ein umgekehrtes Bild. Nur eine Kuriosität, oder steckt mehr dahinter?

Die Zahlen jedenfalls sprechen eine eindeutige Sprache. Während eine Unze Gold derzeit 1.206 Dollar kostet, notiert Platin bei 1.171 Dollar. Beim Blick auf den Chart fällt auf, dass sich Platin im Gegensatz zum Gold von seinem Absturz im Sommer überhaupt nicht erholt hat. Im Gegenteil, nach einer kurzen Zwischenerholung im Januar ist es weiter bergab gegangen, bis auf das aktuelle Tief.

Der Goldchart hingegen sieht geglätteter und damit freundlicher aus. Allerdings ist es bis zum Jahreshoch aus dem März bei 1.340 Dollar je Feinunze auch für das besonders bei Privatkunden beliebte Edelmetall noch ein gutes Stück Arbeit. Absolut betrachtet liegt der Preis aber schon seit dem Herbst an oder über dem Platinpreis. Ungewöhnlich, denn langfristig betrachtet war Platin immer rund ein Drittel mehr wert als Gold.

Streiks in den Minen

Ein wichtiger Erklärungsansatz für die Preisschwäche beim Platin ist die Lage in Südafrika, dem Land, aus dem rund 70 Prozent der Weltproduktion kommt. 2014 wurde dort mit 158 Tonnen deutlich weniger produziert als im Vorjahr, als es 181 Tonnen waren. Hinter den gesunkenen Produktionszahlen stehen masive, monatelange Streiks in den Minen des Landes.

Dadurch entsteht ein Teufelskreis, denn ein Grund für den jahrzehntelangen Preisabstand zu Gunsten des Platins war insbesondere, dass dessen Förderung teurer ist als bei Gold. Die vereinbarten Lohnerhöhungen von zehn Prozent verteuern nun die Förderung weiter. Stilllegungen von Minen sind nur bedingt eine Alternative, politisch sind sie in einem Land wie Südafrika mit einer Arbeitslosenquote von 25 Prozent nicht mal eben so möglich.

Das Ergebnis ist wenig befriedigend. Denn die Hälfte der Produzenten verliert bei den aktuellen Preisen Geld, erkläutert UBS-Analyst Giovanni Staunovo.

Schmuck- und Autoindustrie sind die Hauptabnehmer

Vor allem die Schmucknachfrage aus China ist für Platin charakteristisch, denn sie macht etwa 70 Prozent der gesamten Nachfrage aus, die bei rund 93 Tonnen im Jahr liegt. Auch in Japan ist Platin äußerst beliebt. Die Schmuckindustrie ist allerdings auch für das Gold ein wichtiger Kunde, vor allem in Europa wird Gold dem Platin noch meist vorgezogen.

Der größte Abnehmer für Platin ist die Automobilindustrie, wo es hauptsächlich für Katalysatoren bei Diesel-Fahrzeugen verwendet wird. Bei benzinbetriebenen Autos wird für die Katalysatoren hingegen das wesentlich günstigere Palladium verwendet.

Ein Blick auf die zu erwartenden Absatzzahlen der Autobauer ist daher unerlässlich bei der Analyse des industriell genutzten Edelmetalls. Und da sieht es gar nicht so schlecht aus: "Das fundamentale Umfeld für Platin bleibt preisstützend", schreiben die Analysten der Commerzbank.

Der Preis müsste steigen

Gemäß Daten des Verbands der europäischen Automobilproduzenten (ACEA) seien in der EU im Januar knapp eine Million Autos neu zugelassen worden - 6,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Die ACEA schätzt, dass in diesem Jahr rund 13 Millionen Autos neu zugelassen werden, womit sich die Erholung des europäischen Automarktes 2015 fortsetzen würde, heißt es weiter. Damit ist die Industrie zwar auf gutem Weg, von den Spitzenverkaufszahlen in den Jahren 2006 und 2007 bei rund 15 Millionen Autos ist man aber noch entfernt.

Trotzdem rechnet Experte Staunovo wegen der steigenden Nachfrage mit einem Platin-Preisanstieg von rund zehn Prozent binnen eines Jahres. Zudem haben sich auch die Lager zuletzt geleert. Der World Platinum Investment Council, eine Branchenorganisation, beziffert die Reserven auf 70 Tonnen. Ende 2012 lagen sie noch bei 120 Tonnen. Die Anleger dürfen also gespannt sein, ob das gerne als Fluchtwährung genutzte Gold oder das eher industriell verwendete Platin die Nase vorne hat.

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