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Die zwei mysteriösen Seiten des Goldes

Gold war bis dato immer Krisenwährung Nr.1. Doch nun schwächelt das Edelmetall, der Goldpreis ist auf einem Jahrestief. Und doch: "Welt"-Finanzredakteur Daniel Eckert ist von dem Hartmetall überzeugt.

Viele Investmentexperten der Banken fühlen sich derzeit bestätigt. Schon zu Jahresanfang rieten sie von einem Investment in Gold ab, und die jüngste Entwicklung des gelben Metalls scheint ihnen recht zu geben: Diesen Herbst erlebt Gold eine Schwächephase an den Märkten.

Für Edelmetallfans war der 3. Oktober kein Feiertag. An dem Tag fiel der Preis des gelben Metalls zum ersten mal seit zehn Monaten unter die Marke von 1200 Dollar.

Alle zwischenzeitlichen Kursgewinne des Jahres waren auf einen Schlag dahin. Am Donnerstag wurde die Feinunze (31,1 Gramm) für 1225 Dollar gehandelt.

Trotz all der Krisen in der Welt da draußen, Gold scheint nicht mehr gefragt zu sein. Stimmen wie die von Ahmed Behdenna von der französischen Großbank Société Générale sind typisch: "Bleiben Sie bei Gold auf der Verkäuferseite", rät der Investmentstratege Anlegern.

Ähnlich düster äußern sich die Experten des US-Investmenthauses Morgan Stanley. Für sie ist Gold im Moment "der am wenigsten attraktive Rohstoff". Am pessimistischsten ist jedoch Goldman Sachs: Auf 1050 Dollar pro Feinunze sieht das Wall-Street-Haus den Kurs absacken.

Keine Inflation trotz Druckerpresse

Die Hauptgründe für den schwachen Goldpreis sind schnell erzählt. Die Erwartung, dass die Politik der Druckerpresse zu Inflation führen würde, hat sich nicht bewahrheitet.

Dazu kommt eine schwächere Weltkonjunktur, die den Preisauftrieb in den Industrieländern weiter dämpfen dürfte. Angst vor Teuerung ist derzeit kein Thema.

Tatsächlich lag die offizielle Inflationsrate in Deutschland zuletzt nur noch bei 0,8 Prozent, also weit unter den Werten, die zu D-Mark-Zeiten normal waren. Gleichzeitig ist die Lage der Weltwirtschaft noch nicht so kritisch, dass die Angst vor einem neuen Finanzkollaps wieder aufleben würde, wie es zum Beispiel 2008 oder 2010 der Fall war.

Geopolitischen Zuspitzungen scheinen den Unzenpreis ebenfalls nicht zu bewegen. Investoren machen einen weiten Bogen um den "sicheren Hafen".

Doch trotz der jüngsten Kursverluste sollten Anleger das gelbe Metall nicht abschreiben: Die wahre Geschichte der Krisenwährung Gold ist weitaus komplizierter.

Gold profitiert nicht von Krisen und Kriegen

Auf den Holzweg begibt sich, wer denkt, dass Gold vor allem von Kriegen und Krisen profitiert. Die Vorstellung, dass der Goldpreis nach oben springt, wenn es irgendwo auf der Welt knallt, ist tief in den Köpfen verwurzelt. Aber sie ist falsch.

Empirisch belegen lässt sich ein Zusammenhang zwischen militärischen Konfrontationen und steigenden Edelmetallnotierungen nicht. Als Beispiel wird immer wieder die Rallye von 1979/80 als Folge der sowjetischen Invasion in Afghanistan angeführt. Damals explodierte der Unzenpreis tatsächlich von rund 400 auf 850 Dollar – was für mehr als zwei Jahrzehnte das Rekordhoch blieb.

Doch Grund für den rapiden Anstieg war nicht in erster Linie der Afghanistan-Einmarsch. Vielmehr lasteten damals ganz andere Sorgen auf der Weltwirtschaft: Die USA erlebten zweistellige Teuerungsraten bei den Preisen – und der Dollar schien als Leitwährung zu wackeln.

Denn es war war keineswegs ausgemacht, dass sich die größte Volkswirtschaft des Planeten aus der inflationären Spirale würde befreien können. Am Ende besiegte der damalige Fed-Chef Paul Volcker den Inflationsdrachen, und Edelmetall verlor seinen Reiz.

Beim Ersten Golfkrieg von 1990/91, beim Zusammenbruch der UdSSR 1991, beim Kosovo-Konflikt 1989/99 und beim Zweiten Golfkrieg von 2003 hingegen zeigte der Goldpreis keine nachhaltige Reaktion nach oben.

Gold ist keine Angstwährung

Das gelbe Metall ist zwar keine Angstwährung, aber ein sicherer Hafen bleibt er trotzdem. Denn in Euro gerechnet, ist die Bilanz dieses Jahr keineswegs schlecht. Das, was der Unzenpreis in Dollar verloren hat, hat der Dollar zum Euro an Wert gewonnen – und mehr.

Die Wechselkursverschiebungen haben dazu geführt, dass Gold hierzulande zehn Prozent höher notiert ist als zu Jahresanfang. Damals wurde die Feinunze (31,1 Gramm) für 875 Euro gehandelt, heute zu 960 Euro.

Hoffnung auf weiter steigende Goldpreise kommt aus China, das sich zuletzt zum größten Nachfrager entwickelt hat. "Die Markteilnehmer im Reich der Mitte sind nach einer Woche Ferien zurückgekehrt, was für eine anziehende physische Nachfrage spricht", sagt Eugen Weinberg von der Commerzbank.

Die gestiegenen Prämien an der Shanghai Gold Exchange gegenüber den Weltmarktpreisen deuten aus seiner Sicht bereits auf steigende Notierungen hin. Außerdem ist die Aufwertung des US-Dollar vorerst zum Erliegen gekommen, wodurch der wesentliche Belastungsfaktor für die Stimmung wegfällt.

"An den Aktienmärkten hat gleichzeitig die Risikoaversion zugenommen. Das hilft dem Goldpreis", sagt Weinberg. Dollar und Goldpreis verhalten sich traditionell wie Antagonisten: steigt der eine, geht der andere zurück – und umgekehrt.

Notenbanken kaufen weiter Gold

Ein weiterer stützender Faktor ist das Verhalten der Notenbanken. Die Zentralbanken haben dieses Jahr 148,2 Tonnen Gold gekauft. Das ist zwar deutlich weniger als in den Vorjahren. So erwarben die Institute im Jahr 2012 gut 448 Tonnen des Metalls.

Dennoch sind die Käufe ein wichtiges Signal. Die Zentralbanker demonstrieren damit, dass sie das gelbe Metall weiter für eine Währung halten, mit der sie ihre Devisenbestände diversifizieren.

Im Jahr 2013 war der Goldpreis – in Dollar gerechnet – um 28 Prozent abgestürzt. Manche Beobachter hatten als Folge davon gemutmaßt, dass der "offizielle Sektor" künftig die Finger von dem Edelmetall lassen würde. Schließlich mussten manche Institute wie die schweizerische Nationalbank wegen der Kursverluste hohe Abschreibungen vornehmen.

Gerade die Schwellenländer stocken kräftig auf, allen voran Russland und die Türkei. Sie sichern sich mit Gold gegen eine allzu drückende Hegemonie des Dollar ab.

Privatanleger sollten Gold nicht als Spekulationsobjekt betrachten, sondern als Absicherung gegen die Unwägbarkeiten des Finanzsystems. Das macht derzeit zwar einen stabilen Eindruck, wegen des enormen Volumens von Krediten sind künftige schwere Verwerfungen, die den Geldwert in Mitleidenschaft ziehen, allerdings nicht auszuschließen.

Vermögensprofis empfehlen Privaten, rund zehn Prozent ihres Geldvermögens in Gold zu halten. Da ein durchschnittlicher Haushalt rund 50.000 Euro auf der Bank hat, wären das im Mittel rund 5000 Euro.

Daniel Eckert ist Finanzredakteur der Zeitung "Die Welt". Darüber hinaus ist er Autor des Wirtschaftsbestsellers "Weltkrieg der Währungen" (2010).

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