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„Dekonvergenz“

„Dekonvergenz“ - ein neues Wort, das kürzlich in Umlauf kam und mit dem Sie Ihre Freunde beeindrucken können, meint Adrian Ash von BullionVault.

Sollte sich diese allerdings davon unbeeindruckt zeigen, dann wird es sie vermutlich sogar langweilen – fast so sehr wie der Ausdruck „Tapering“, von dem in letzter Zeit so häufig die Rede ist [engl „taper“ – „auslaufen lassen“: Gemeint ist die Furcht, dass die US-Notenbank Fed ihr Programm zur quantitativen Lockerung auslaufen lassen könnte]. Aber genauso wie das Ende (oder nicht) dieser Geldvermehrung, so hat auch die wachsende Kluft zwischen starken und schwachen Volkswirtschaften sowie das dadurch entstehende Ungleichgewicht der Lebenshaltungskosten in der Eurozone einen erheblichen Einfluss auf andere finanzielle Vermögenswerte, vor allem an den Börsen.

Konvergenz war das, was Ende der 90er Jahre durch die Einführung der europäischen Einheitswährung erreicht werden sollte. EU-Mitgliedsstaaten einigten sich zuvor durch den Vertrag von Maastricht auf die entsprechenden Konvergenzkriterien. Und die Zinsen für Staatsanleihen von Ländern mit unzureichender Bonität (beispielsweise Portugal, Italien, Irland, Spanien und Griechenland) fielen auf einmal. Denn der Beitritt in das einheitliche Währungsgebiet sah auch vor, dass die Rendite „konvergieren“ und sich die Zinssätze den wesentlich niedrigeren Raten annähern sollten, die von Frankreich, den Niederlanden und dem Staat mit dem geringsten Risiko, Deutschland, gezahlt wurden [dies war zumindest die Theorie].

Dekonvergenz ist auf der anderen Seite das, was entstand, nachdem die Investoren aufwachten und realisierten, dass Athen nicht Berlin ist. Die einheitliche Währung veränderte nicht die Gewohnheiten der Regierungen und ihrer Bürger. Sie ermöglichte es Staaten wie Griechenland und Italien lediglich, viel mehr zu viel niedrigeren Preisen zu leihen. Von daher fingen deren Zinsen wieder an zu steigen, was dafür sorgte, dass wir nun abermals mit einer Krise in der Eurozone konfrontiert werden.

In dieser Woche wuchs der Abstand zwischen deutschen und portugiesischen Renditen auf 5,8 Prozentpunkte, der schlechteste Wert seit Dezember. Ja, es stimmt, dass dieser „bond spread“, als welcher dieser Renditeabstand zwischen Staatsanleihen bekannt ist [ich höre Ihre Freunde bereits gähnen], deutlich unter dem Höchststand von Anfang 2012 liegt. Er beträgt nur knapp ein Drittel. Allerdings ist die Situation eine völlig andere als im vergangenen Herbst, als der EZB-Chef Mario Draghi die Märkte mit seinem Versprechen beruhigte, dass er „alles tun werde, was notwendig sei“, um die Währungsunion zu retten. Dies wurde als Bereitschaft der EZB zu unbegrenzten Anleihenkäufe verstanden.

Draghi und die Europäische Zentralbank stimmten nun über die Zinsen ab. Ebenso die britische Zentralbank in London. Der neue Chef der Bank of England Mark Carney [der George Clooney der Zentralbanken] sieht sich ebenfalls steigenden Anleihenzinsen für britische Schulden ausgesetzt. Im Gegensatz zur Europäischen Zentralbank druckt die Bank of England allerdings schon lange Geld, um damit die Schulden der Regierung zu kaufen.      

Wie lange wird es wohl noch dauern, bis sich auch Draghi hier dazugesellt? Dekonvergenz ist das Gegenteil von dem, was durch die Währungsunion erreicht werden sollte. Steigende Zinsen sind überall unerwünscht. Der Versuch, diese zu vermeiden, führt entweder zu Sparmaßnahmen [und politischen Unruhen] oder zu Null-Zinsen und Gelddrucken. Sparer würden wahrscheinlich sowohl durch die eine als auch die andere Option Schaden erleiden. Letztendlich werden sie aber wohl beides bekommen.

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Artikel übersetzt und bearbeitet von Steffen Grosshauser.

Adrian Ash ist Head of Research / Leiter der Forschungsabteilung bei BullionVault, der weltweit führenden Handelsplattform für physische Gold- und Silberbarren. Zuvor war er Redaktionsleiter bei Fleet Street Publications und City-Korrespondent für das Daily Reckoning. Er ist u.a. regelmäßiger Autor für Forbes und BBC. Außerdem ist seine Meinung als Goldmarkt-Experte bei renommierten Medien und Finanzdienstleistern wie der Financial Times, The Economist, Bloomberg und dem Stern gefragt.

Hinweis: Der Inhalt dieser Webseite ist dazu gedacht, den Leser zum Nachdenken über wirtschaftliche Themen und Ereignissen anzuregen. Aber nur Sie selbst können entscheiden, wie Sie Ihr Geld anlegen und tragen die alleinige Verantwortung hierfür. Informationen und Daten können zudem durch aktuelle Ereignisse bereits überholt sein und sollten durch eine zusätzliche Quelle bestätigt werden, bevor Sie investieren.

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