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Das meiste Gold liefert die Schweiz nach Asien

Eidgenossen lüften das Geheimnis ihres Goldhandels. Die Schweiz behauptet sich abermals im internationalen Markt.

Erstmals seit mehr als zwei Jahrzehnten gewährt die Schweiz genauere Einblicke in ihren Goldhandel. Die am Donnerstag veröffentlichte Statistik der Eidgenössischen Zollverwaltung belegt zugleich die starke Stellung des Landes als Drehscheibe für das Edelmetall. Experten schätzen, dass rund 40 Prozent des global geförderten Goldes in der Schweiz verarbeitet und dann wieder ausgeführt wird. Menschenrechtsorganisationen ist dies schon lange ein Dorn im Auge. Sie werfen den Goldverarbeitern vor, die Herkunft der Einfuhren nicht genügend zu kontrollieren, so dass große Mengen Gold aus Kriegsgebieten, schlecht gesicherten Minen und umweltverschmutzenden Abbaustätten eingeführt würden.

Nach den jüngsten Zahlen der Zollverwaltung führte die Schweiz im Januar Gold, Silber und Edelmetallmünzen im Wert von 7,2 Milliarden Franken ein. Ausgeführt wurden Edelmetalle über knapp sieben Milliarden Franken, wobei der weit überwiegende Teil Goldbarren sind, wie es in der Mitteilung heißt. Unter dem Einfluss des rapiden Preisanstiegs verachtfachte sich der Wert der Goldeinfuhren zwischen 2005 und 2013, aber auch die Handelsmenge verdreifachte sich, schreibt die Zollverwaltung. Aufschlussreich sind die erstmals seit 1980 wieder vorgelegten Listen über die Aus- und Einfuhrländer. Danach liegen die fünf wichtigsten Ziele des schweizerischen Exports in Asien. Insgesamt vereinen sie mehr als 80 Prozent der Nachfrage auf sich. Weit an der Spitze liegt Hongkong mit drei Milliarden Franken, gefolgt von Indien, Singapur, den Emiraten am Golf und China. Insgesamt steigt vor allem die Nachfrage aus Asien und insbesondere aus China.

Großbritannien als Umschlagplatz

Die Schweiz hatte die Statistik in den achtziger Jahren gestoppt. Vermutet wurde, dass dies den Handel mit dem Apartheid-Regime in Südafrika sowie mit der damaligen Sowjetunion erleichtern sollte. Diese Praxis änderte die Regierung im Dezember vergangenen Jahres. Jetzt zeigt sich, dass Großbritannien seine Rolle als Umschlagplatz im internationalen Goldhandel bewahren konnte. Die Schweiz führte aus dem Königreich im Januar Gold, Silber und Münzen im Wert von 4,3 Milliarden Franken ein.

Weit dahinter rangieren die Vereinigten Staaten, Italien, Deutschland sowie Thailand. Die Länder sind zumeist nur eine Zwischenstation im internationalen Goldtransport. Dabei verdächtigt die Gesellschaft für bedrohte Völker insbesondere Italien einer verbreiteten „Goldwäsche“ aus nicht einwandfreien Quellen, wie ihr Geschäftsführer Christoph Wiedmer dieser Zeitung sagte. Viel Gold aus Italien werde im Tessin verarbeitet, ergänzte er.

Wiedmer schätzt, dass mindestens zwei Drittel der internationalen Goldverarbeitung irgendwann in der Kette die Schweiz berühren. Daten des World Gold Councils erhärten diese Vermutung. Danach wurden in der ersten Jahreshälfte 2013 inklusive aufbereitetem Altgold gut 2000 Tonnen produziert. Für dieselbe Zeit nannte die Eidgenössische Zollverwaltung eine Importmenge von rund 1600 Tonnen.

Verdacht der Geldwäsche

Sie werden in erster Linie in vier Raffinerien verarbeitet, die zu den größten der Welt zählen: Metalor Technologies in Neuenberg sowie Argor-Heraeus, Pamp und Valcambi, die allesamt im Tessin ansässig sind. Zuletzt hatte die Bundesanwaltschaft im November vergangenen Jahres ein Ermittlungsverfahren gegen Argor-Heraeus, an der die Commerzbank in Deutschland mit einem Viertel beteiligt ist, wegen des Verdachts der Geldwäsche rund um Kriegsverbrechen in der Demokratischen Republik Kongo eingeleitet. Das Unternehmen wies jede Schuld von sich und verwies auf entlastende Prüfungen durch die Uno, das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) und die Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma).

Das Seco sagte damals, der Fall liege mehr als acht Jahre zurück. Inzwischen habe sich viel geändert. Die Behörde unterstützt nach eigenen Angaben die international tätige „Better Gold Initiative“, die in den Bergwerken der Entwicklungsländer ökologische und soziale Mindestnormen durchsetzen will. Das Seco nimmt für sich auch in Anspruch, die Richtlinien der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für Mineralien aus Konfliktgebieten mit erarbeitet zu haben. Sie verpflichten die Goldverarbeiter, ihre Lieferkette zu kontrollieren.

Nach Ansicht der Gesellschaft für bedrohte Völker und der Nichtregierungsorganisation „Erklärung von Bern“ steckt eine „saubere“ Goldverarbeitung erst in den Anfängen. So sollte die Schweiz zum Beispiel ihre Uhrenindustrie zur stärkeren Kontrolle ihrer Bezugsquellen verpflichten, findet Wiedmer.

Jürgen Dunsch ist Korrespondent für Politik und Wirtschaft bei der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

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