Gold News

1971: Zwölf Uhr Mittags für goldgebundenes Geld

Wie Nixon den Goldstandard umlegte...
AMERIKA's Liebe zu Western-Fernsehserien hätte die Aufhebung am Sonntag den 15 August 1971 beinahe verhindert. Ein Artikel von Adrian Ash für BullionVault.
 
Aber welche Western-Fernsehserie war es? 
 
Laut Roger Lowenstein, in seinem Artikel zum 40-jährigen Jubiläum des 'Nixon-Schock' 2011, war es ‘Rauchende Colts‘. 
Herbert Stein, schreibt 1984 in seinem Buch ‘Presidential Economics‘, es sei Bonanza.
Da Stein was Teil des Teams war, das sich den Nixon Plan ausgedacht hatte, hielt sich seine Version.
Eine Behauptung die auch Peter Bernstein 2000 in seinem Klassiker ‘Die Macht des Goldes‘ aufgriff, sowie bereits Daniel Yergin und Joseph Stanislaw in „Staat oder Market die Schlüsselfrage unseres Jahrhunderts“ 3 Jahre zuvor. 
Beide Serien hatten wenig Auswirkung auf Richard Nixon's berüchtigte TV-Ansprache, die sich am Sonntag 50 jährt.
Rauchende Colts, damals die Fernsehserie mit der 4.-höchsten Einschaltquote wurde eigentlich montagabends ausgestrahlt.
Genau wie  Bonanza, nachdem die Serie in den Quoten auf Platz 20 gesunken war, allerdings in diesem Sommer sonntagabends auf NBC ausgestrahlt wurde, es muss sich also um eine Wiederholungssendung gehandelt haben.
Denn die aktuelle Staffel beider TV-Western endete bereits im April. Keine der Serien veröffentlichte Ihre neuen Folgen vor September. 
 
 
So oder so, Richard Nixon war nervös, die Öffentlichkeit am Sonntag vor ihrer Lieblingsserie verärgern.
"Die Öffentlichkeitsarbeit war entscheidend," schrieb Lowenstein 2011 in seinem Rückblick.
Arthur Burns, Leiter der US-Zentralbank schrieb kurz danach in seinem Tagebuch, "Ich bin überzeugt, das der Präsident alles tun wird, um wiedergewählt zu werden."
Die Welt erfuhr die Wahrheit über diese Befürchtung 1974, als Nixon in Ungnade das Weiße Haus verließ, nachdem das Watergate-Komplott aufgedeckt worden war, das Telefonabhörungen und Einbrüche bei Mitarbeitern der oppositionellen Demokratischen Partei im Wahlkampf 1972 enthüllte.
Diese Rücksichtslosigkeit hatte im Sommer 1971 die US-Wirtschaft in die Knie gezwungen.
Nixon war von dem Gedanken besessen, dass eine Rezession, für die er die Anhebung der Zinssätze durch die Federal Reserve verantwortlich machte, ihn und die Republikanische Partei 1960 die Wahl gegen den gut aussehenden Kriegshelden (und Insider der Ostküstenelite) John F. Kennedy gekostet hatte.
Nun hatte Nixon das Sagen, und er wollte es auch im Weißen Haus behalten. Also wollte er sich viel Geld leihen und noch mehr Geld ausgeben, genau wie es die "monetaristische" Theorie des beliebten Ökonomen Milton Friedman vorschlug.
Das setzte eine lockere Geldpolitik voraus, sodass die Geldmenge mit zunehmender Verschuldung und Kreditvergabe aufgebläht werden konnte.
Das Problem war, dass die Inflation der US-Geldmenge nicht ausschließlich eine US-Entscheidung war.
Im Gegenteil, das Bretton-Woods-Abkommen, das Amerikas finanzielle Vorherrschaft seit dem Zweiten Weltkrieg gesichert hatte, hielt es nur deshalb auf Platz 1, weil jedes andere Land gezwungen war, seine Währung an den Dollar zu Binden.
Der Dollar war wiederum an den Goldpreis von 35 Dollar pro Unze gekoppelt (und in diesen einlösbar).
Damit war die Zahl der Dollars, die Nixon und sein Team ausgeben konnten, begrenzt.
Denn die Goldreserven der USA waren begrenzt. Und sie schrumpften!
 
 
Dieses Goldproblem zeichnete sich bereits 1950 ab.
Im Koreakrieg begannen die USA, viel Geld auszugeben.
1960 verzeichneten die USA ihr erstes Handelsbilanzdefizit des 20. Jahrhunderts, indem sie mehr Dollar ins Ausland schickten, um für Waren und Dienstleistungen zu bezahlen, als sie mit ihren eigenen Exporten einnahmen. 
In jenem Jahr überstiegen auch die US-Dollarbestände im Ausland den Wert der Goldreserven der US-Regierung, die damals 35 Dollar pro Unze betrugen.
Was wäre, wenn die USA den Goldpreis anheben würden? Das würde das Problem lösen. Aber es würde auch Amerikas ausländischen Gläubigern schaden, da es den Dollar abwerten würde.
Außerdem würde dies jeden belohnen, der jetzt Gold kauft. Und das haben viele getan.
Im Oktober 1960 stieg der Goldpreis in London auf $40 pro Unze, wobei er allein am Donnerstag, den 20. Oktober, um $3 anstieg, als sich die Spannungen mit der Sowjetunion in Bezug auf Kuba und Osteuropa verschärften und die Demokraten (und damit der Präsidentschaftskandidat Kennedy) in den Umfragen gut abschnitten.
Amerikanische Investoren führten den Goldrausch an, zumindest laut einem Bericht des Kongresses über die Krise.
"Goldbarren und -münzen können in der Schweiz so leicht erworben werden wie Lebensmittel in einem Supermarkt", hieß es. 
"In den hektischen Tagen des Oktobers 1960 ... stammten mehr als 50% der Schweizer Kaufaufträge aus den USA."
Um den Anstieg des Goldpreises einzudämmen, lieferten die USA zusätzliche Goldvorräte an die Bank of England, die sie zum Verkauf bereitstellten.
Acht große Nationen vereinbarten daraufhin, keine weiteren Spekulationen zu fördern. Sie würden nirgendwo Gold für mehr als den festgelegten Preis von 35 Dollar kaufen. 
Aber Sie konnten dem US Treasury weiterhin Gold für $35 je Unze abnehmen.
Das war der Eckpfeiler des Nachkriegsabkommens von Bretton Woods. Es zielte darauf ab, eine Wiederholung der weltweiten Depression der Vorkriegszeit zu vermeiden, indem es den US-Dollar zu einem Ersatz für Gold machte.
Um dies zu erreichen, versprach das System, dass der Dollar gegen Gold getauscht werden konnte. Das ging so lange gut, so lange niemand in Dollar ertrank und niemand stattdessen Gold wollte.  
"Was die Vereinigten Staaten dem Ausland schulden, bezahlen sie zumindest teilweise mit Dollar, die sie einfach ausgeben können, wenn sie wollen", so Frankreichs Präsident Charles de Gaulle in einer bahnbrechenden Pressekonferenz im Februar 1965.
"Diese einseitige Einrichtung trägt zum allmählichen Verschwinden der Vorstellung bei, dass der Dollar ein unparteiisches und internationales Handelsmedium ist.
"Er ist in Wirklichkeit ein Kreditinstrument, das nur einem einzigen Staat vorbehalten ist."
Wie es der französische Premierminister Georges Pompidou später im selben Jahr ausdrückte: "Das internationale Währungssystem funktioniert schlecht, da die USA sich Inflation leisten können, ohne dafür zu bezahlen."
Um diesen Fehler zu korrigieren (und vielleicht auch, um einer Abwertung durch die USA zuvorzukommen), begann Frankreich, von den USA Gold als Gegenleistung für einen Teil seines schnell wachsenden Dollarbergs zu verlangen.
Es spielt keine Rolle, dass diese Dollar das internationale Handels- und Finanzwesens ankurbelten, als sich der Aufschwung der Nachkriegszeit in der westlichen Welt ausbreitete.
Auch dass sich Dollar in Paris anhäuften, da die USA immer mehr französischen Wein, Käse und andere hochwertige Exporte kauften, war unbedeutend.
Ganz zu schweigen von all den US-Truppen, die zur Abschreckung gegen eine sowjetische Invasion in Europa stationiert waren und Geld ausgaben, während sie Frieden und Stabilität sicherten.
Deutschland akzeptierte diesen Kompromiss. Bedroht durch einen möglichen Rückzug der USA aus dem Rheinland, erklärte sich Deutschland bereit, seine Dollarreserven nicht gegen Gold zu tauschen.
Doch andere Nationen schlossen sich Frankreich an und "repatriierten" einen Teil des Goldes, das ihnen die USA nach dem Bretton-Woods-Abkommen schuldeten.
"Der Tropfen, der Fass zum Überlaufen brachte," schreib Peter Bernstein, "kam in der Woche 9. August, 1971. 
"Der britische Wirtschaftsvertreter [in Washington] kam persönlich zum Finanzministerium und bat um 3 Milliarden Dollar in Gold."
Nixon rief seine Berater auf seiner Ranch zusammen...
Der Präsident flog am Freitag, dem 13. August, heimlich zu seinem nach Camp David und befahl seinem Wirtschaftsteam, sich ihm anzuschließen, ohne irgendjemandem zu sagen, wo sie waren oder was sie vorhatten.
Das Team erarbeitete einen Plan zur Eindämmung der Inflation, die zu diesem Zeitpunkt bei 6% pro Jahr lag, indem sie die Preise und Löhne für 90 Tage einfroren.
Sie würden auch aufhören, ausländischen Regierungen Goldbarren im Tausch gegen Dollar zu geben.
"Aber Nixon lehnte ab", schreibt Bernstein in seinem Buch ‘Die Macht des Goldes‘.
"Er zögerte, seine Rede am Sonntagabend zu halten, weil er befürchtete, das Publikum zu verärgern, indem er Bonanza, eine der beliebtesten Sendungen der damaligen Zeit, vorwegnahm."
Nixons Berater setzten sich jedoch durch und überzeugten ihn, die Rede noch vor der Öffnung der asiatischen Märkte am Montagmorgen zu halten.
Der Rest ist Geschichte.
Wir erleben sie noch heute, 50 Jahre später.
 
 
Die USA hatten schon vor dem Nixon-Schock mit Handelsdefiziten geliebäugelt.
Seitdem haben sie so gut wie immer ein Handelsdefizit mit dem Rest der Welt.
Indem mehr Waren und Dienstleistungen gekauft als verkauft werden, und durch den Export immer größere Mengen an US-Dollars und Schulden, um die Lücke zu schließen.
Die US-Regierung hat auch fast ununterbrochen ein Haushaltsdefizit verzeichnet, und gibt Jahr für Jahr mehr aus, als sie an Steuern einnimmt, und häuft wiederum Schulden in denselben US-Dollars an, die sie allein nach Belieben schaffen kann.
Viele Leute denken, dass das heute keine große Rolle mehr spielt.
Viele andere allerdings doch und am morgen des 16. August 1971, dachten viele es sei das Ende der Welt.
"Welch Tragödie für die Menschheit!" schrieb Arthur Burns, damals Leiter der US Federal Reserve, in seinem Tagebuch.
"Es ist eine Schande für eine große Nation wie die unsere", stimmte George McGovern zu, der Kandidat der Demokraten, den Nixon bei den Wahlen 1972 unter die Gürtellinie schlagen würde.
"Durch dieses Abkommen werden wir zu wirtschaftlichen Außenseitern."
"Das Ausland versucht uns zu linken. Es ist unsere Aufgabe, Ihnen zuvorzukommen," so Nixon's Finanzminister John Connally.
Connally ist besser als Gouvaneur von Texas bekannt, der damals vor John F. Kennedy saß, als der jüngere, TV-gene US-Präsident, (der Nixon bei den Wahlen 1960 besiegt hatte) der 8 Jahre zuvor in Dallas ermordet wurde.
Connally war nun Nixons knallharter Sheriff im Finanzministerium.
Und inmitten der Vorsicht und des Händeringens von Nixons anderen Beratern war Connally hier, um unbeliebte Entscheidungen zu treffen.
"Den anderen Ländern gefällt es also nicht. Und wenn schon?
"Was können sie schon tun?"
Was die anderen westlichen Länder und Japan betrifft, so hatte Conally nicht ganz unrecht.
Frankreich hatte jetzt ein eigenes Defizit. Das bedeutete, dass es nicht mehr über große Dollarbestände verfügte, die es in Gold umtauschen konnte, wie es das ein halbes Jahrzehnt zuvor getan hatte.
Das Vereinigte Königreich hatte das Pfund bereits 1967 abgewertet... und damit das Chaos im Goldhandel ausgelöst, das den Zusammenbruch der Zusammenarbeit der Zentralbanken beim Verkauf von Goldbarren erzwang, um den Preis im März 1968 auf 35 Dollar zu begrenzen.
Westdeutschland hatte in der Zwischenzeit gerade die D-Mark von der vereinbarten Währungsbindung befreit und ließ sie im Mai 1971 frei schwanken, anstatt immer mehr Dollars aufzukaufen und einen Import der US-Inflation in die Heimat zu riskieren.
Wie Connally sagte, was konnten sie also tun?
Europa hatte kein Druckmittel gegen die Flut neuer Dollarausgaben und -defizite, die der Nixon-Schock auslösen würde. Zumal sie es bereits versäumt hatten, die USA in ihrem Vietnamkrieg zu unterstützen.
Aber im Nahen Osten?
 
 
Weder Ben Cartwright in Bonanza am Sonntagabend noch Marshall Matt Dillon in der Montagabend-Wiederholung in ‘Rauchende Colts‘, konnten den unehrlichsten US-Präsidenten daran hinder, die Goldbindung des Dollars aufzuheben. 
"In den letzten Wochen haben die Spekulanten einen regelrechten Krieg gegen den amerikanischen Dollar geführt", sagte Nixon in seiner 15-minütigen Fernsehansprache, die den wunderbaren Titel "Die Herausforderung des Friedens" trug.
"Dementsprechend habe ich den Finanzminister angewiesen, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um den Dollar gegen die Spekulanten zu verteidigen... [und] die Konvertierbarkeit des amerikanischen Dollars vorübergehend auszusetzen, außer in den Beträgen und unter den Bedingungen, die im Interesse der Währungsstabilität und im besten Interesse der Vereinigten Staaten festgelegt wurden."
Sowohl Bretton Woods als auch 5.000 Jahre Geldgeschichte sinken tödlich verwundet in den Staub.
Gold war nun aus dem System ausgeschlossen, ein Großteil davon so gut wie verstrahlt und in den Tresoren der US-Regierung offenbar unbrauchbar.
Aber während Amerikas Verbündete, dem nicht viel entgegensetzen konnten, "reagierten Länder, die Gold kauften und Öl verkauften sehr vorhersehbar und rational," laut diesem exzellenten Bericht der US-Wirtschaftsprofessoren David Hammes und Douglas Wills aus dem Jahr 2003.
"Es gab etwas was die [Arabische Halbinsel] tun konnte, und auch tat."
Die Anhebung des Ölpreises in Dollar, um den Einbruch des Goldpreises auszugleichen.
"Sobald der Goldpreis in Dollar schwankte," so die Professoren, "und nachdem die Ölpreiseinbrüche zwischen 1973 und 74… Tendierte der Ölpreis des Golds dazu, sich innerhalb seiner historischen Bandbreite von 10-15 Barrel pro Unze zu halten."
Beide Ereignisse, der Nixon-Schock und die Ölkrise, werden von den meisten Menschen nicht in Verbindung gebracht, ganz zu schweigen von Wirtschaftslehrbüchern.
Für den ersten Punkt wird in der Regel die US-Innenpolitik verantwortlich gemacht. Der arabisch-israelische Krieg 1973 wird in der Regel als Antrieb des zweiten Punkts betrachtet, als Bestrafung der Vereinigten Staaten, weil sie Tel Aviv und nicht Riad unterstützen.
Wie die Grafik oben veranschaulicht, war der Ölpreis in Dollar unmittelbar vor und nach dem Nixon-Schock festgesetzt und stieg lediglich nachdem der Goldwert des Öls aufgrund des Anstiegs der Goldpreise weltweit nach der Ansprache Nixons.
Wie hat sich das 50 Jahre später ausgewirkt?
Gold ist nirgendwo mehr Geld, zumindest kein Tauschmittel. Der Dollar regiert weiterhin. Die Defizite der USA haben sich dadurch nur noch verschlechtert und Rohöl scheint dank des Booms grüner Technologien vom Hauptdarsteller als Nebenrolle abgesetzt zu werden.
Diese Zusammenfassung lässt jedoch wichtige Veränderungen außer Acht, nicht zuletzt die solide und zunehmende Verwendung von Gold in den Reserven der Zentralbanken, sowohl als Quelle finanzieller Stärke und Unabhängigkeit von der US-Dominanz als auch als unverblümtes politisches Symbol.
Sie lässt auch die Schlüsselrolle außer Acht, die Gold im privaten Bank- und Finanzwesen zu spielen beginnt.
Nixon hat den Dollar vor 50 Jahren zwar vom Gold entfesselt, allerdings hat er auch das Gold freigesetzt.
Das hat die Märkte seitdem mehr als einmal aufgemischt.
Ob gut oder schlecht, sicher wird dies auch in Zukunft eine führende Rolle spielen.
 

Adrian Ash ist Head of Research / Leiter der Forschungsabteilung bei BullionVault, der weltweit führenden Handelsplattform für physische Gold- und Silberbarren. Zuvor war er Redaktionsleiter bei Fleet Street Publications und City-Korrespondent für das Daily Reckoning. Er ist u.a. regelmäßiger Autor für Forbes und BBC. Außerdem ist seine Meinung als Goldmarkt-Experte bei renommierten Medien und Finanzdienstleistern wie der Financial Times, The Economist, Bloomberg und dem Stern gefragt.

Hinweis: Der Inhalt dieser Webseite ist dazu gedacht, den Leser zum Nachdenken über wirtschaftliche Themen und Ereignissen anzuregen. Aber nur Sie selbst können entscheiden, wie Sie Ihr Geld anlegen und tragen die alleinige Verantwortung hierfür. Informationen und Daten können zudem durch aktuelle Ereignisse bereits überholt sein und sollten durch eine zusätzliche Quelle bestätigt werden, bevor Sie investieren.

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